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[2023] Francis Poulenc 60. Todestag


Francis Poulenc gehörte den berühmten „Les Six“ an, jener französischen Gruppe von sechs Komponisten (Georges Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud, Francis Poulenc und Germaine Tailleferre) unter der intellektuellen „Ferderführung“ des Dichters Jean Cocteau, die sich eher aus freundschaftlicher Verbundenheit gebildet hatte als mit der Absicht, eine bestimmte musikästhetische Stilrichtung zu postulieren. Alle Mitglieder verfolgten ihre eigenen Vorstellungen, dennoch einte sie die gemeinesame Idee einer neuen Klarheit, Einfachheit, im Gegensatz zu überbordender Harmonik und Orchestrierung. Die Gruppe traf sich regelmäßig und organisierten auch eigene Veranstaltungen. Die Grundidee war einfach die einer unterhaltsamen Musik. Über seine kompositorischen Prinzipien sagte Poulenc: „Ich habe keine Prinzipien, mein Credo ist der Instinkt“. Viele seiner Werke sind gekennzeichnet durch „Clarté“ und „Elégance“, dabei voller Charme und Witz mit Anleihen aus Jazz, Varieté und Zirkus, dann aber auch wieder geprägt von „ernster“ Musikliteratur. Inspirieren ließ sich Poulenc vor allem von Strawinsky, der „in meiner Musik immer gegenwärtig ist“, von Eric Satie, dem er „sehr viel verdankte“, von Mussorgsky, der „auf dem Gebiet der Melodik“ sein „Lehrmeister“ war. Er verehrte Chabrier und bewunderte Rameau, Couperin, Bach, Mozart und Schubert. Poulenc war, wie der Kritiker Claude Rostand ihn treffend beschrieb, „eine Mischung aus Mönch und Lausbub“. Er wurde am 7. Januar 1899 in Paris geboren. Sein Vater war ein wohlhabender Industrieller und tiefgläubiger Katholik, seine Mutter war eine versierte Pianistin. Sie erteilte Francis den ersten Klavierunterricht. Im Alter von 15 Jahren erhielt er für drei Jahre Unterricht bei dem damals bekannten spanischen Pianisten Ricardo Viñes, einem Freund und Interpreten der Werke von Debussy und Ravel. Von Ricardo Viñes sagte Poulenc in einem Interview 1953: „Je lui dois tout“ – ihm verdanke ich alles. 1918 besorgte Viñes auch die Uraufführung von Poulencs Trois Mouvements perpétuels, auf die Eric Satie aufmerksam wurde. Poulenc selbst war ebenfalls ein hervorragender Pianist. Seine ersten Kompositionen waren dementsprechend auch Werke für Klavier. Zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 wurde Poulenc noch zum Militärdienst eingezogen. Ab 1921 nahm er Unterricht bei Charles Koechlin. Im Kreis der „Six“ pflegte Poulenc auch Kontakte zu Dichtern des Montparnasse, u.a. Guillaume Apollinaire und Paul Éluard. Besonders desren Gedichte hatten es Poulenc sehr angetan. 1926 lernte er den Bariton Pierre Bernac kennen. Daraus entwickelte sich eine lebenslange Freundschaft: 25 Jahre lang war er dessen Klavierbegleiter (von 1934 bis 1959) und schrieb für ihn zahlreiche Lieder. Da Poulenc weitgehend Autodidakt war – eine Aufnahmeprüfung am Pairser Konservatorium hatte er nicht bestanden – wurde er anfangs vielfach als „Amateur“ abgetan. Die endgültige Anerkennung in den Künstler- und Mäzenatenkreisen der Pariser Gesellschaft gelang ihm 1923 mit dem Ballett Les Biches. 1936 gab ein tragisches Ereignis Poulencs Leben und Schaffen eine entscheidende Wende. Die Nachricht vom Unfalltod seines Freundes und Komponistenkollegen Pierre Octave Ferroud erschütterte ihn tief und bewirkte in ihm eine Rückbesinnung auf den katholischen Glauben, von dem er sich seit dem Tod seines Vaters 1917 distanziert hatte. Er unternahm eine Wallfahrt zur „Schwarzen Madonna“ von Rocamadour. Die Erfahrungen daraus fanden ihren Niederschlag in einer Reihe bedeutender geistlicher Werke, nachdem er zuvor kein Interesse für Kirchenmusik gezeigt hatte. Bereits eine Woch nach seiner Rückkehr entstanden die Litanies à la Vierge Noir, weitere geistliche Werke entstanden u.a. 1936 (Messe in G-Dur, seinem Vater gewidmet), 1950 (Stabat Mater), 1959 (Gloria) und 1961 (Sept Répons des ténèbres). 1947 wurde Poulencs erste Oper Les mamelles de Tirésias auf Texte von Apollinaire uraufgeführt, 1957 im Auftrag von Ricordi die Oper Dialogues des Carmélites für die Mailänder Scala und am 6. Februar 1959 erlebte seine dritte und letzte Oper La voix humaine – eine Tragödie in einem Akt – ihre Uraufführung an der Komischen Oper in Paris. Darüber hinaus schrieb Poulenc jeweils ein Konzert für Orgel, für Cembalo, für Klavier und eines für zwei Klavier sowie weitere Kammermusikwerke und Messen. Poulenc starb am 30. Januar 1963 in Paris an Herzversagen. Seine Werke werden seit 1995 im Francis Poulenc Werkverzeichnis (FP) zusammengefasst.

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