Ein bewegtes Leben hatte der ungarisch-französische Pianist György Cziffra, der vor 30 Jahren gestorben ist. Er wurde am 5. November 1921 in Budapest geboren und wuchs in ärmlichsten Verhältnissen auf. Eine seiner Schwestern, die sich den Klavierunterricht selbst erspart hatte, erkannte sein außergewöhnliches Talent, verzichtete auf eine eigene Klavierkarriere und ermöglichte György den ersten Klavierunterricht. Seine ersten Auftritte hatte György mit fünf Jahren in einem Wanderzirkus. Er brillierte mit Improvisationen auf Zurufe aus dem Publikum. Mit neun Jahren wurde er als jüngster Schüler überhaupt in die Franz-Liszt-Musikakademie in Budapest aufgenommen. Dort erhielt er Unterricht durch Ernst von Dohnányi. Seine ersten Konzerttourneen durch Ungarn, die Niederlande und Skandinavien unternahm er mit 16 Jahren. Seine Ausbildung konnte er allerdings nicht abschließen: er wurde zum Militärdienst eingezogen, musste an die Ostfront, geriet in Gefangenschaft und wurde erst 1946 aus dem Kriegsdienst entlassen. Seinen Lebensunterhalt verdiente anschließend in Budapest als Pianist in Bars, Cafés und Kabaretts. Der erste Fluchtversuch aus dem stalinistischen Ungarn scheiterte, er wurde zu Zwangsarbeit verurteilt und musste die Zeit von 1950 bis 1953 im Gefängnis verbringen. Nach seiner Entlassung konnte er 1955 den Preis der Franz-Liszt-Musikakademie gewinnen. 1956 gelang ihm kurz vor dem Ungarischen Volksaufstand zusammen mit seiner Frau die Flucht nach Wien. Dort gab er ein sensationelles Debüt im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins. Damit erst begann seine internationale Pianistenkarriere. Kurz darauf übersiedelte er nach Paris, wo er das Publikum in ähnlicher Weise begeistern konnte. Aufstrebenden Pianisten verschaffte er eine Plattform, indem er sie die „Encores“ in seinen Konzerten spielen ließ. 1966 gründete er ein Musikfestival und eine Stiftung zur Nachwuchsförderung, der 1975 die Gemeinnützigkeit anerkannt wurde. 1969 begründete er einen Klavierwettbewerb in Versailles, der später nach ihm benannt wurde. Nach dem tragischen Tod seines Sohnes, der ebenfalls Pianist und Dirigent war und mit dem er häufig auftrat, zog sich György Cziffra von öffentlichen Auftritten zurück. Er starb am 15. Januar 1994 in Paris.
Die besten Besprechungen mit György Cziffra
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