Bach Frequencies 60 90
Solo Musica SM 362
1 CD • 56min • 2020
15.06.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Musik von Johann Sebastian Bach scheint unverwüstlich. Was musste sie nicht schon alles aushalten: verjazzt, verrockt, verpoppt, bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet, manchmal allerdings auch verunstaltet. Überlebt hat sie es immer und insofern kann man alle Bach-Liebhaber beruhigen: Bachs Musik wird auch diese Bearbeitungen überdauern. Das hört sich schlimmer an als es ist, denn diese Scheibe hat durchaus ihren Reiz. Grundsätzlich sind Bearbeitungen ja auch legitim, Bach selbst hat es in vielen seiner Werke vorexerziert und gängige Praxis war und ist es immer noch. Die Wahl der Instrumente ist aber schon kurios, denn hier erklingen u.a. das d-Moll Concerto (BWV 1052), verschiedene Arien und das d-Moll Concerto nach Marcello in Versionen für Violoncello piccolo, Vibraphon und Marimba.
Musikalisch durchaus faszinierend
Allerdings ist das musikalische Ergebnis durchaus faszinierend. Die klanglichen Sphären, die Marimba und Vibraphon eröffnen, sind ungewohnt, aber spannend. Ihr weicher, zwischen perkussivem Klang und klangvollem Geräusch changierender Klangcharakter ist bezaubernd, gerade in tieferen Lagen allerdings manchmal etwas diffus. Das macht die Durchhörbarkeit in solchen Passagen nicht immer einfach. Musikalisch und spieltechnisch kann diese Einspielung aber insgesamt überzeugen. Hier sind mit Julius Berger, Andrei Pushkarev und Pavel Beliaev drei Profis am Werk, an deren Ernsthaftigkeit es keinen Zweifel gibt. Nur über das Marketing sollte man ggf. noch mal nachdenken. Die werbewirksam hervorgehobene Herzfrequenz zwischen 60 und 90, innerhalb derer sich das Tempo der hier zu hörenden Stücke bewegt, soll entspannen und zur inneren Einkehr einladen. Das klingt dann doch eher nach "Easy listening". Nötig hätte das diese ungewöhnliche Einspielung nicht.
Guido Krawinkel [15.06.2021]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Dimitri Schostakowitsch/Rudolf Baumgartner | ||
1 | Präludium C-Dur op. 87 Nr. 1 (Bearb. für Streichorchester) | 00:04:18 |
Johann Sebastian Bach | ||
2 | Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ BWV 639 (Choralvorspiel) | 00:02:58 |
3 | Concerto d-Moll BWV 1052 | 00:26:31 |
6 | Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit BWV 106 (Actus Tragicus) | 00:02:21 |
7 | Pastorella F-Dur BWV 590 | 00:03:06 |
8 | Ave Maria | 00:05:01 |
Alessandro Marcello | ||
9 | Concerto d-Moll (bearb. J.S. Bach) | 00:11:40 |
Johann Sebastian Bach | ||
12 | Jesus bleibet meine Freude (aus: Herz und Mund und Tat und Leben BWV 147) | 00:03:40 |
Interpreten der Einspielung
- Julius Berger (Violoncello)
- Andrei Pushkarev (Vibraphon)
- Pavel Beliaev (Marimba)