Andrzej Panufnik
Votiva - Symphonic Works Vol. 5

cpo 777 684-2
1 CD • 67min • 2010
23.11.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der polnische Komponist Andrzej Panufnik (1914-1991) hatte seine Heimat im Jahre 1954 aus politischen Gründen verlassen und ging nach London ins Exil; dies nicht zufällig, da seine Mutter britischer Herkunft war. Während kurze Zeit später, 1956, in Polen der erste „Warschauer Herbst" als Festival zeitgenössischer Musik stattfand und damit ein ästhetisches „Tauwetter" im Ostblock einleitete, galt der Emigrant Panufnik bis weit in die 70er Jahre als „Unperson". Doch gelang es ihm, im Westen Fuß zu fassen und sogar einen durchaus eigenen Weg zwischen Avantgarde und Konservativismus zu finden und durch Aufträge weitgehend als freier Komponist zu leben.
Da das Label cpo sich verdienstvollerweise auf Repertoirebereiche abseits des „Mainstreams" spezialisiert hat, war es nur logisch, sich der Orchesterwerke von Panufnik anzunehmen; bisher sind fünf Folgen erschienen, und da Panufnik zehn Sinfonien, mehrere andere Orchesterwerke und Solokonzerte geschrieben hat, dürften noch mindestens zwei weitere folgen.
Panufnik hat eine persönliche Technik entwickelt, aus wenigen Tönen, oft eine Dreiergruppe („Triade"), ganze Sätze zu strukturieren; das schafft Konsistenz, kann aber auch in Schematismus ausarten. Meist umgeht der Komponist diese Gefahr durch seinen Lyrismus und durch weite Spannungsbögen; gerade die hier eingespielten Werke jedoch wirken zwar interessant durch ihre jeweilige Besetzung, andererseits aber auch recht monoton. So gibt es in der Metasinfonia einnehmende Dialoge zwischen Orgel und Paukenglissandi und in der Votiva den schlüssigen Gegensatz zwischen einem langsam-betrachtenden und einem bewegten Satz, doch vermisst man ein wenig den individuellen Charakter eines Werkes und, wenn man so sagen darf, die „sinfonische Pranke", wie sie Panufniks Kollege und einstiger Freund Witold Lutosawski (der in Polen geblieben war) in seinen vier Sinfonien deutlich zeigt.
Der Dirigent Lukasz Borowicz zeigt sich mit Panufniks Œuvre bestens vertraut und erfasst die dramaturgischen Bögen der Werke und ihre jeweilige Klangpalette treffend und werkdienlich. In jedem Fall lohnt die Begegnung mit diesem gerade in Deutschland fast unbekannten Œuvre eines Künstlers, der in schwierigen Zeiten unbeirrt seinen Weg gegangen ist.
Dr. Hartmut Lück † [23.11.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Andrzej Panufnik | ||
1 | Sinfonie Nr. 7 (Metasinfonia) | 00:25:57 |
2 | Sinfonie Nr. 8 (Sinfonia Votiva) | 00:25:01 |
4 | Concerto Festivo | 00:15:52 |
Interpreten der Einspielung
- Robert Oberaigner (Orgel)
- Michael Oberaigner (Pauken)
- Konzerthausorchester Berlin (Orchester)
- Łukasz Borowicz (Dirigent)