Between Life and Death Song and Arias
Challenge Classics CC72324
2 CD/SACD stereo/surround • 1h 27min • 2008
24.12.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Wenn der Tenor Christoph Prégardien und der Pianist Michael Gees zusammenarbeiten, geht es nicht nur um die Vermittlung von Musik und die Suche nach gültigen Interpretationen, sondern auch (und vor allem) um Grundfragen des menschlichen Lebens, auf die Musik eine Antwort sucht: „Sie ist nicht da, um die Welt abzubilden, sondern um in sie hineinzuwirken“ (Gees).
In ihrem neuen Programm, das sie wiederholt schon im Konzertsaal aufgeführt haben, steht der Tod im Mittelpunkt einer musikalisch-philosophischen Betrachtung. Zwei Jahre haben Prégardien und Gees an der Zusammenstellung der Musikstücke gearbeitet, schließlich 22 Annäherungen an das Thema unter gedanklichen Aspekten in eine schlüssige Dramaturgie gebracht. Statt eines traditionellen Recitals erlebt man einen vielschichtigen Essay, der zum eigenen Denken auffordert. Bachs Komm süßer Tod stellt gleich zu Beginn die These auf, dass der Tod nicht das Ende, sondern der Beginn eines besseren Lebens sei. Auch in den Liedern der Romantik von Schubert und Schumann bis zu Brahms und Wolf begegnet er uns eher als Freund oder gar Erlöser. Seine häßliche Fratze zeigt er in den Balladen Edward und Erlkönig, die hier in der Vertonung Carl Loewes erklingen. Und geradezu schauerlich erscheint er in der Vision Revelge von Gustav Mahler. Mit dem Rückert-Lied Ich bin der Welt abhanden gekommen desselben Komponisten endet das Programm so versöhnlich, wie es mit Bach begonnen hatte.
Zunächst mag die Einbeziehung zweier Opernarien aus Der Freischütz und Eugen Onegin überraschen. Doch Prégardien und Gees gestalten sie in der Form von Kunstliedern und machen dadurch ihren Sinngehalt noch klarer. Max’ Frage: „Lebt kein Gott?“ bekommt in der Umgebung der Lieder eine zentrale Bedeutung. Und die Arie Lenskis vor dem Duell wird hier zu einer grundsätzlichen Reflexion im Angesicht des Todes. Prégardien gestaltet die stilistisch so unterschiedlichen Gesänge mit tiefem Ernst und gedanklicher Klarheit, ohne jede Gefühligkeit und pathetischen Mummenschanz. Die Variabilität und der Farbenreichtum der Stimme erstaunen dabei einmal mehr. Michael Gees ist ihm weit mehr als ein Begleiter, vielmehr ein ebenbürtiger Partner, ein Zauberer am Klavier, der nicht nur illustriert, sondern auch geistige Räume erschließt. Gemeinsam gelingt es ihnen, dem Tod seinen Schrecken zu nehmen, und man bleibt als Hörer nach anderthalb Stunden intensiven Kunsterlebens heiteren Sinnes zurück.
Ekkehard Pluta [24.12.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Komm, süßer Tod BWV 478 (Geistliches Lied) | 00:04:13 |
2 | 4. Satz, Urlicht. Sehr feierlich aber schlicht | 00:04:42 |
Franz Schubert | ||
3 | Schwanengesang op. 23 Nr. 3 D 744 | 00:02:28 |
Robert Schumann | ||
4 | Stirb, Lieb und Freud! op. 35 No. 2 (1840) | 00:04:46 |
Franz Schubert | ||
5 | Auflösung D 807 | 00:02:22 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
6 | Abendempfindung an Laura KV 523 | 00:04:41 |
Johannes Brahms | ||
7 | Feldeinsamkeit op. 86 Nr. 2 | 00:03:25 |
8 | Wie rafft' ich mich auf op. 32 No. 1 | 00:03:40 |
Carl Loewe | ||
9 | Edward op. 1 No. 1 (1818) | 00:04:44 |
Carl Maria von Weber | ||
10 | Nein, länger trag' ich nicht die Qualen ... Durch die Wälder, durch die Auen (Rezitativ und Arie des Max) | 00:06:45 |
CD/SACD 2 | ||
Hugo Wolf | ||
1 | Denk' es, o Seele | 00:02:41 |
Franz Schubert | ||
2 | Der Jüngling und der Tod D 545 (2. Fssg., 1817) | 00:03:09 |
3 | Der Tod und das Mädchen op. 7 Nr. 3 D 531 | 00:02:12 |
Hugo Wolf | ||
4 | Anakreons Grab | 00:02:38 |
5 | Das Ständchen (1888) | 00:02:28 |
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
6 | Neue Liebe op. 19a Nr. 4 | 00:01:51 |
Carl Loewe | ||
7 | Erlkönig op. 1 Nr. 3 (Ballade) | 00:03:26 |
Hugo Wolf | ||
8 | Dereinst, dereinst, Gedanke mein (1890 - from: Spanisches Liederbuch – Weltliche Lieder) | 00:02:29 |
Peter Tschaikowsky | ||
9 | Eugen Onegin op. 24 | 00:05:28 |
Franz Schubert | ||
10 | Kriegers Ahnung D 957 Nr. 2 (from: Schwanengesang D 957) | 00:05:01 |
Gustav Mahler | ||
11 | Revelge (from: Des Knaben Wunderhorn) | 00:06:23 |
12 | Ich bin der Welt abhanden gekommen | 00:06:59 |
Interpreten der Einspielung
- Christoph Prégardien (Tenor)
- Michael Gees (Klavier)