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Besprechung CD

OehmsClassics OC 727

1 CD • 56min • 2008

11.05.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Wenn man es genau und freundlich nehmen möchte, dann ist eine Einspielung der Mozart-Klavierkonzerte KV 466 und KV 488 unter den gegenwärtigen Marktbedingungen ein Thema für alle Freunde und Verehrer des Pianisten Lars Vogt, vielleicht auch für jene hörende Klientel, die in den letzten Jahren den Bedeutungs- und Niveauzuwachs des Salzburger Mozarteum Orchesters verfolgt und mit einigem Staunen registriert hat. Der geradezu randvolle Katalog – im Anhang habe ich nur einige Beispiele für Freunde des Vergleichs angeführt – sollte einen jüngeren Interpreten und seinen Produzenten an sich zur Vorsicht mahnen, aber es gibt auch Argumente, sich gerade heute für eben diese Konzerte sprechen. Viele der angefüührten Alternativ-Versionen des d-Moll-Konzerts sind gestrichen, sind allenfalls Sammlern und betagten Rezensenten verfügbar. Jede jüngere Generation sucht sich ihre ganz eigenen Erfahrungen und mitunter auch ihre Unvergesslichkeiten, denen sie treu bleibt. Da haben es die „Alten" aus der von den Eltern beschworenen Vergangenheit schwer mit ihren diskographischen Unvergänglichkeiten – kurzum: die neuen Einspielungen erlangen ihre Berechtigung, weil wir uns – und vor allem die jugendlicheren Musikfreunde – nicht im Museum, sondern im akustischen Heute bewegen. Und Lars Vogt mit all seinen Erfolgen (Leeds!), mit all seinen bewundernswerten kammermusikalischen Initiativen mit befreundeten Interpreten muss ohne jede Einschränkung als einer der wichtigsten Protagonisten der mitteleuropäischen Musikszene gerühmt werden.

Unter diesen Perspektiven erlaube ich mir, die vorliegende Oehms-CD zu beleuchten und zu bewerten. Vogt erweist sich in diesen Salzburger Live-Aufnahmen von den sommerlichen Festspielen (KV 488) und von der winterlichen Mozartwoche (KV 466) als technisch sicherer, wenn nötig brillanter Übermittler alles Drängenden, alles Hurtigen. In den sinnierenden, zärtlichen Perioden der verharrenden Sätze geht er – temperament-, charakterbedingt? – nicht an die Grenzen des Möglichen; aber wem von allen Pianisten des letzten Jahrhunderts war es schon gegeben, etwa in den dramatisch-lyrischen Wechselfällen des d-Moll-Konzerts den höllischen Momenten mit – beherrschter – Rücksichtslosigkeit, den weichen Erschütterungen gleichsam mit weinenden Händen zu Unvergesslichkeit zu verhelfen!? Hier denke ich an die Gulda-Einspielung mit den Wiener Philharmonikern in Partnerschaft mit Claudio Abbado als Dirigenten, aber auch an die verschiedenen weiter unten aufgelisteten Kempff-Varianten. Gleichwohl: Lars Vogt agiert in einer – wie mir scheint – ganz eigenen Mischung aus Kühle und Wärme, mit vorsichtigen Ansätzen zu höherer Erhitztheit im Sinne fingerfertigen Glühens. Hier – also in dieser werkcharakterisierenden Ausdrucksmischung und damit des deutenden Werkverständnisses – folgt ihm das Salzburger Orchester mit seinem Leiter Ivor Bolton in absoluter Übereinstimmung. Man nimmt das Wühlende, Unbehauste der d-Moll-Eröffnung genügend fordernd in den Synkopen, aber nicht im Tonfall letzter Unbedingtheit, wie es die Camerata Salzburg unter der fast schon ächzend tönenden Aufnahme unter der Leitung von Sándor Végh riskiert hat.

Viel Vergnügen bereiten die Finalsätze der beiden Konzerte: das vibriert in lebhafter Durchsichtigkeit, zeigt Vogt gegen Ende des A-Dur-Konzerts mit pointierendem Steigerungswillen, bestätigt selbst im Schnellen seine konzertant-kammermusikalische Dialogfähigkeit – Meriten, die natürlich auch der instrumentalen Balance der anderen Sätzen zu Gute kommen. Das ist alles pianistisch und orchestral höchst löblich, von umsichtiger Professionialität getragen. Was ich jedoch vermisse unter dem Eindruck der einen oder anderen Einspielung früherer Mozart-Perioden: das Wagnis im Leisen, im Herrischen, im Dunklen oder auch im himmlisch Hellen das Äußerste zu wagen, dem Orchester und dem Klavier das an sich Unsagbare zu entlocken.

Vergleichsaufnahmen: KV 466: Gulda ? Abbado (DG), A. Schiff – Végh (Decca), R. Serkin – Cantelli (Music & Arts CD-1170), Kempff – Reyna (IDIS 6481/82), Uchida (DG DVD 00440 073 4129), Haskil – Paumgartner (Philips 475 7739), Haskil – Markevitch (Philips 475 7739), Haskil – Munch (Music & Arts 1096/1), Ashkenazy (Exton OVCL-00170), Klánsky ? Behlolavek (Philips VHS 070144-3), Anda (audite 23.407), Benedetti Michelangeli – Giulini (7001850-HOM), Kempff – Karajan (audite 95.602), Rische – Griffiths (Hänssler PH 9906), Argerich – Arming (Opus Arte DVD 1004 D), Haskil – Fricsay (Audite 23.421), Moravec – Marriner (Hänssler 98.142), Argerich – Rabinovitch (Teldec 4509-98407-2), Konsistorum – Chistyakov (Cordaria CACD 535), Brendel – Paumgartner (Glissando 779 038-2), Iturbi (Ivory 70908), E. Fischer (Orchestre Municipal de Strasbourg, Music & Arts 1080/6), Lugansky – Markiz (Vanguard 99145), Jarrett – Russell Davies (ECM 462 651-2), Brendel – Mackerras (Philips 462622-2), Kirschnereit – Beermann (Arte Nova 80784 2), Sugitani – Ukigaya (Thorofon CTH 2394), Markovina – Longo (CMN 005), Gulda (EMI 562857 2), Tipo – Chailly (Dischi Ricordi RCKD 727063), Kempff – van Kempen (History / Piano Masters 203163-306), Benedetti Michelangeli – Münchinger (Music & Arts 1147/1), Pires – Boulez (DVD EuroArts 2053079), Stadtfeld – Weil (Sony 82876722982).

Peter Cossé † [11.05.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Wolfgang Amadeus Mozart
1Konzert Nr. 20 d-Moll KV 466 für Klavier und Orchester 00:29:54
4Konzert Nr. 23 A-Dur KV 488 für Klavier und Orchester 00:26:06

Interpreten der Einspielung

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