cpo 777 331-2
2 CD • 1h 45min • 2007
29.01.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Franz Lehár hatte eine Reihe künstlerischer Fehlschläge hinter sich, als er im letzten Kriegsjahr 1918 mit der Arbeit an der Operette Die blaue Mazur begann, zu der ihm das damals führende Librettisten-Duo Leo Stein & Béla Jenbach (Die Csárdásfürstin) den Text lieferte. Mit der im Titel angesprochenen Sonderform der Mazurka gibt der Pole der Überlieferung nach einer Frau sein Jawort. Das Stück schildert den Liebeskampf zwischen der Gräfin Blanka von Lossin und dem Grafen Julian Olinski, dem sie wegen seiner leichtlebigen Vergangenheit noch am Hochzeitstag davonläuft und mit dem sie sich erst am Ende des Stücks bei der Mazurka wieder versöhnt. Einige Monate nach Lehárs 50. Geburtstag, im Mai 1920 in Wien uraufgeführt, hatte Die blaue Mazur einen sensationellen Erfolg und erlebte eine Serie von mehr als 300 Aufführungen, bald wurde sie in anderen Städten des deutschen Sprachraums, schließlich auch in England, Frankreich, Italien, Ungarn und sogar Argentinien nachgespielt.
Für die heutige Bühne dürfte die Story nicht mehr besonders aktuell sein und auch die witzig gemeinten, oft sehr schnoddrigen Reimereien wirken heute etwas flach und eher unfreiwillig komisch. Die hohe musikalische Qualität der Partitur lohnt indes Wiederaufführungen in konzertanter Form, wie die hier vorliegende Aufnahme aus Frankfurt/Oder beweist. Lehár schlägt großes Kapital aus den Tanzszenen, schafft dramaturgisch produktive Reibungen zwischen Wiener Walzer und polnischer Mazurka und zeigt sich in der Orchestrierung und harmonischen Kreativität auf der Höhe seiner Zeit – einer Zeit, in der in der Oper Namen wie Korngold und Schreker den Ton angaben.
Der Dirigent Frank Beermann setzt also mit gutem Grund mehr auf Delikatesse als auf Schmissigkeit, was zumal im ersten Akt zu einigen Durststrecken führt, doch à la longue dem Werk zu seinem Recht verhilft. Die Sänger sind durchweg adäquat. Der Schwede Johan Weigel wirkt als Julian mit seinem weichen, geschmeidigen (in der Höhe leider etwas bemühten) Tenor wie ein Westentaschen-Björling, Jan Kobow als Schwerenöter Adolar ist stimmlich mehr als der übliche Tenorbuffo und die beiden Damen Johanna Stojkovich (Blanka) und Julia Bauer (Gretl) singen Lehárs Musik so anspruchsvoll wie sie gemeint ist. Die dezidiert deutliche Dialogregie Burkhard Schmilguns versucht die oft banalen Texte zu erheben, woraus oft ungewollt parodistische Wirkungen entstehen.
Ekkehard Pluta [29.01.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Franz Lehár | ||
1 | Die Blaue Mazur (Operette in zwei Akten und einem Intermezzo) |
Interpreten der Einspielung
- Johanna Stojkovic (Blanka von Lossin - Sopran)
- Julia Bauer (Gretl Aigner - Sopran)
- Johan Weigel (Julian Graf Olinski - Tenor)
- Jan Kobow (Adolar von Sprintz - Tenor)
- Hans Christoph Begemann (Clemens Freiherr von Reiger - Bariton)
- Kammerchor der Singakademie Frankfurt (Chor)
- Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt (Orchester)
- Frank Beermann (Dirigent)