Clytus Gottwald Vokalbearbeitungen Choral arrangements
Carus 83.182
1 CD • 75min • 2004, 2005
30.12.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Die Chormusik der jüngeren Moderne bzw. der Nachkriegs-Avantgarde ist ohne Clytus Gottwald und seine Stuttgarter Schola Cantorum schwer vorstellbar. Daß Gottwald auch ein herausragender Verfasser chorischer Transkriptionen war, ist dieser so brillanten wie gefühlvollen Auswahl seiner Arbeiten anzuhören. Die Individualität der hier bearbeiteten Musik bleibt in vorbildlicher Weise erhalten – Gottwalds Meisterschaft besteht in der Zurückhaltung, gleichzeitig aber auch in der Öffnung stimmlicher Räume, durch die die einzelnen Werke über den Status des Arrangements hinauswachsen. Die besonderen Eigenarten des Chorsatzes, das organische Miteinander und die zwingend melodische Identität jedes Einzelparts im Stimmgeflecht weisen Gottwald als subtil einfühlsamen Mit-Komponisten aus.
In der Auswahl der zumeist zwischen Spätromantik und Impressionismus stehenden Werke trägt Gottwald dem Umstand Rechnung, daß zu dieser Zeit autonome Chormusik keine wirkliche Rolle spielte und insofern in der Chorpraxis eine historische Lücke zur Moderne besteht. Bis zu einer 16stimmigen Aufteilung der Chorstimmen, Stimmkonstellationen, die einen fehlenden Grundton imaginieren, aber auch gezielte Dopplungen von Obertönen durch Einzelstimmen – das sind hier u.a. hochkarätige Handwerkszeuge zum Zaubern mit und Verzaubern durch Klänge und Farben. Frühe Lieder von Berg und Webern in ihrem eigenartigen fin-de-siècle-Tonfall, Zart-Melancholisches von Hugo Wolf und zwei sinnlich-vibrierende Chorstudien zu Wagners Tristan faszinieren ebenso wie die farblich diffizil aufgebrochenen Beiträge von Ravel und Debussy, wobei Gottwald das Debussy-Prelude Des pas sur la neige mit einem von Mallarme tropierten Rilke-Text pointiert zu chorischem Leben erweckt. Auch Berlioz und Liszt, „Progressive“ ihres Jahrhunderts, und Gustav Mahler zeigen sich hier optimal chortauglich. Georg Grün und der KammerChor Saarbrücken interpretieren diese stets zerbrechliche Musik in ihrem figürlichen und klanglichen Filigran und geben in keiner Phrase den Versuchungen eines aufgeblasenen Sounds nach – eine echte Hommage an ihren Stuttgarter Kollegen und die Chance, diese immer wieder in die Ritzen der Musikgeschichte gefallene Musik neu und eindringlich zu hören!
Hans-Christian v. Dadelsen [30.12.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Hector Berlioz | ||
1 | Sur les lagunes op. 7 No. 3 (from: Nuits d'été op. 7) | |
Maurice Ravel | ||
2 | Soupir (1913 - from: Trois poèmes de Stéphane Mallarmé) | |
Claude Debussy | ||
3 | Les Angélus | |
4 | Des pas sur la neige (from: 12 Préludes (Livre I)) – Triste et lent | |
Franz Liszt | ||
5 | Es muß ein Wunderbares sein S 314 (Es muss ein Wunderbares sein) | |
6 | Morgens steh' ich auf und frage S 290 | |
Hugo Wolf | ||
7 | Und willst du deinen Liebsten sterben sehen | |
8 | Das verlassene Mägdlein a minor (1888) | |
9 | Auf ein altes Bild (1888) | |
10 | Der Gärtner (1888) | |
Richard Wagner | ||
11 | Im Treibhaus (from: Wesendonck-Lieder) | |
12 | Träume (aus: Wesendonck-Lieder) | |
Alban Berg | ||
13 | Die Nachtigall (from: Sieben frühe Lieder) | |
Anton Webern | ||
14 | Tief von fern | |
15 | Heiter | |
16 | Der Tod | |
17 | Sommerabend | |
Gustav Mahler | ||
18 | Die zwei blauen Augen (from: Lieder eines fahrenden Gesellen) | |
19 | Scheiden und Meiden (from: ) | |
20 | Ich bin der Welt abhanden gekommen |
Interpreten der Einspielung
- Kammerchor Saarbrücken (Chor)
- Georg Grün (Dirigent)