Opium
Eckart Runge & Jacques Ammon
Berlin Classics 0303974BC
1 CD • 71min • 2025
25.11.2025
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Klassik Heute
Empfehlung
Einen Ausflug in die Musik der 1920er Jahre machen der Cellist Eckart Runge und sein Pianist Jacques Ammon auf ihrer neuen CD mit dem vielversprechenden Titel „Opium“. Mit Musik von George Gershwin, Kurt Weil, Hanns Eisler, Erich Wolfgang Korngold, Ernest Bloch, Paul Hindemith, Gustav Mahler, Maurice Ravel, Germaine Tailleferre, Erik Satie und Jacob Gade entführen die beiden Musiker nach Paris und Berlin, in die Cafés und Varietés der damaligen Zeit. Doch die CD trägt nicht umsonst den Untertitel „Licht und Schatten der 20er Jahre“, thematisieren Runge und Ammon doch neben dem Wirtschaftswunder auch die größer werdende Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot in den großen Städten. Denn auch in den goldenen Zeiten um 1920 zeichnet sich recht schnell die Weltwirtschaftskrise von 1929 ab – mit allen Entwicklungen, die Antisemitismus und den Zweiten Weltkrieg begünstigten.
Runge und Ammon haben hier eine wunderbare Auswahl von vor allem Arrangements zusammengestellt, die die Atmosphäre dieser Zeit gut vermittelt. So beginnt die Aufnahme mit dem Spaziergang von Gershwins An American in Paris. Quirlig und mit Jazzanklängen wird dieses Arrangement von Runge und Ammon umgesetzt. In der folgenden Bearbeitung des Moritats von Mackie Messer von Wolf Kerschek verbindet dieser, der um die Tangoliebe des Duos weiß, Brechts Original mit Weills Chanson Youkali – Tango Habanera. Eines der zentralen Werke auf „Opium“ ist die Suite zu Babylon Berlin, der gefeierten TV-Serie, zu der Runge und Ammon einen Teil der Filmmusik beigetragen haben.
Musik der Weltmetropolen aus den 20er Jahren – mit Glanz und Schatten
Befasst man sich mit der Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts in ihrem gesellschaftlichen und politischen Kontext, so darf man natürlich nicht die zahlreichen Komponisten außer Acht lassen, die aufgrund ihrer jüdischen Abstammung in ihrer Tätigkeit zunehmend eingeschränkt wurden – und schließlich sogar um ihr Leben fürchten mussten. Zu ihnen gehören Hanns Eisler, Erich Wolfgang Korngold, Ernest Bloch und Paul Hindemith, die hier teils mit Liedbearbeitungen sowie Originalwerken für diese Besetzung zu finden sind. Besonders ergreifend gelingt hier Blochs Werk From Jewish Life mit seinen melancholischen Anklängen und der expressiven Umsetzung durch Runge und Ammon. Auch die Lied-Bearbeitungen, die das Duo selber vorgenommen hat, sind ausgesprochen gelungen – nicht von ungefähr sagt man dem Violoncello eine große Nähe zur menschlichen Stimme nach.
Ausdruck des Lebensgefühls der 20er Jahre
Den letzten Teil der Aufnahme haben Runge und Ammon Werken gewidmet, die zwar vor den 1920er Jahren entstanden sind, aber wegweisend waren. Hierzu gehört eines der Highlights des Albums, Mahlers Ich bin der Welt abhanden gekommen, das hier auch in einer eigenen Bearbeitung zu hören ist und mit der ersterbenden Melodie im Violoncello immer wieder zu Tränen rührt. Steht dieses Stück für die im Ersten Weltkrieg untergegangene Welt, so lassen die Werke von Maurice Ravel, Germaine Tailleferre und Erik Satie die Atmosphäre im Paris der Salons, Varietés und Cafés entstehen. Den Abschluss bildet der Tango Jalousie von Jacob Gade, mit dem das Duo sich abschließend – wie auch schon bei Brecht – auch der eigenen Geschichte als Duo widmet und der ganz eigenen Faszination des Tangos. „Opium“ ist eine durch und durch gelungene Aufnahme des langjährigen Duos Runge und Ammon, bei der man nicht nur die Verbundenheit der Musiker raushört, sondern auch das Lebensgefühl der 20er Jahre – in allen Facetten – hörbar wird.
Verena Düren [25.11.2025]
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Komponisten und Werke der Einspielung
| Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
|---|---|---|
| CD/SACD 1 | ||
| George Gershwin | ||
| 1 | An American in Paris (Ein Amerikaner in Paris) | 00:05:25 |
| Kurt Weill | ||
| 2 | Die Dreigroschenoper | 00:05:48 |
| Hanns Eisler | ||
| 3 | An den kleinen Radioapparat | 00:02:43 |
| Tom Tykwer | ||
| 4 | BabylonBerlin-Suite | 00:11:52 |
| Erich Wolfgang Korngold | ||
| 8 | Schneeglöckchen op. 9 Nr. 1 (Einfache Lieder) | 00:03:09 |
| 9 | Versuchung op. 18 Nr. 3 | 00:02:39 |
| Ernest Bloch | ||
| 10 | From Jewish Life - Drei Skizzen für Violoncello und Klavier | 00:10:22 |
| Paul Hindemith | ||
| 13 | Capriccio A-Dur op. 8 Nr. 1 | 00:03:01 |
| Gustav Mahler | ||
| 14 | Ich bin der Welt abhanden gekommen (F. Rückert) | 00:06:27 |
| Maurice Ravel | ||
| 15 | Sonate für Violine und Klavier, 2. Satz Blues. Moderato | 00:05:25 |
| 16 | Pièce en forme de Habanera | 00:03:12 |
| Germaine Tailleferre | ||
| 17 | Berceuse | 00:02:30 |
| Erik Satie | ||
| 18 | Gymnopédie Nr. 1 | 00:03:05 |
| Jacob Gade | ||
| 19 | Tango Jalousie | 00:05:58 |
Interpreten der Einspielung
- Eckart Runge (Violoncello)
- Jacques Ammon (Klavier)
