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Besprechung CD

Franz Pillinger Bass Quartett

European Music of the Renaissance • European Music of the Romantic

Crossover Classics CC014/CC015

2 CD • 2h 11min • 1993, 1994

12.09.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Ein Kontrabass ist nicht einfach nur ein „tiefes“ Instrument. Wer das mächtigste aller Streichinstrumente auf diese Rolle reduziert, verkennt, was zwischen dem Grundton der tiefsten Saite und den allerhöchsten Lagen oder gar im Flagolett alles geht. Man muss sich nur trauen, alle Möglichkeiten mit Leidenschaft auszureizen. Der Bass-Virtuose Franz Pillinger betreibt in dieser Hinsicht eine idealistische „Grundlagenforschung“. Genregrenzen zwischen „E- und U-Musik“, zwischen komponiert und improvisiert, zwischen Klassik, Folk und Jazz scheinen im Spektrum des Österreichers längst überholt. Franz Pillinger, Reinhard Schmid, Erich A. Hehenberger und Christoph Lindenbauer fokussieren sich auf ihrer neuen Doppel-CD darauf, den Bass singen zu lassen bzw. ihm dieses erst ganz neu beizubringen. Sie haben sich für dieses Unterfangen zwei Sujets auserkoren: CD 1 fokussiert die Europäische Renaissance, CD 2 wartet mit erstaunlichen Bearbeitungen einschlägiger Meisterwerke und Kabinettstückchen von Schubert, Skrjabin, Chopin, Sibelius, Brahms und vielen weiteren auf. Besonders sinnlich, lebendig und pointenreich wirkt die Bearbeitung zahlloser Tänze, Miniaturen und Gassenhauer aus der Renaissance: Liegt es an der größeren interpretatorischen Freiheit, an den weit gespannten tänzerischen Bögen, an der polyphonen Struktur vieler dieser Werke, dass sich diese freigeistigen Musiker auf ihren gewichtigen Instrumenten so in ihrem Element fühlen? Was geht hier nicht alles, meist auf eng begrenztem Raum, den die vielen, oft gerade anderthalb Minuten kurzen Stücke gewähren! In imitatorischen Parts verschmelzen die Instrumente zu einem schwerelosen Chor, wozu eine ätherische, vibrationsarme Tongebung ihr übriges tut. Wie mühelos werden hier höchste Höhen erklommen, wo manche Flagoletttöne wie hohe Orgelpfeifen anmuten. Wie musikantisch leicht und elegant fordert die beschwingte Rhythmik zum Tanz heraus! Dieses Zusammenspiel berührt tief, weitet den Horizont und „emanzipiert“ unter Federführung von Franz Pillinger gleich mal eine ganze Instrumentengattung. Sinfonischer eröffnet die zweite CD mit Schuberts Erlkönig. Vorangetrieben von stampfend- dramatischer Lautmalerei führt die Melodie fast in Violinlage das Thema vor. Später demonstrieren spannende Variationensätze und originelle Vereinnahmungen das ganze Spektrum spielerischer Möglichkeiten, was die spielerische Fantasie von Franz Pillingers Bass-Quartett nur weiter beflügelt. Herausragend ist eine Solo-Einlage von Franz Pillinger in G. Bottesinis „Karneval von Venedig“. Die Melodie, welche im Deutschen das Volkslied „Mein Hut der hat drei Ecken“ unterliegt und auf eine neapolitanische Canzonetta zurück geht, gibt den Pfad vor viele feinziselierte Ab- und Umwege, in denen es einmal mehr auf den mächtigen Saiten himmelhoch hinauf geht und die Obertöne aufblitzen. Also markiert diese CD gleich in mehrfacher Hinsicht eine Horizonterweiterung: Wir erleben eine ungeahnte neue Zeitreise in die Alte Musik, die in der Behandlung von vier befreiten Kontrabässen zur aufregenden Gegenwart wird. Ebenso erstrahlen romantische Kompositionen in ebenso neuem, erfrischenden Glanz. Jeder, der hier tief hineinhört, hat unweigerlich ein neues Verständnis von diesem Instrument vermittelt bekommen... r

Stefan Pieper [12.09.2020]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Henry VIII
1Helas Madame (Manuscript London 1510-20) 00:00:52
2En vray amour 00:00:51
Franz Pillinger
3Variations on Whereto should I express 00:02:20
4Consort 00:09:46
Giovanni Giacomo Gastoldi
5Amor vittorioso 00:00:58
Marchetto Cara
6Forsi 00:01:22
Anon.
7Le forze d'Hercole (Pavana) 00:00:50
8La Gambetta (Gagliarda) 00:02:13
9L' Agricola (Il Buratto) 00:00:51
10La Manfrolina 00:00:47
11La Traditore 00:01:12
Ludwig Senfl
12Elend bringt Pein 00:02:18
13Das Gleut zu Speyr 00:03:14
P. Bonnet
14Alors que mon coeur 00:00:55
Philippe Verdelot
15Si liet e grata morte 00:01:19
Clement Janequin
16Le Chant des Oyseaux 00:07:00
Juan del Encina
17Cucu 00:01:29
Luys Narváez
18Diferencias sobre Guardame las vacas 00:01:55
Anon.
19Es sollt ein Mann zur Mühle fahrn (Glogauer Liederbuch) 00:00:58
20Mir träumte inniglich süße (Glogauer Liederbuch) 00:01:24
21Mancher freut sich der lieben Zeit (Glogauer Liederbuch) 00:01:09
22Drei Schlösser in Österreic (Glogauer Liederbuch) 00:01:24
Nikolaj von Krakau
23Venusz 00:01:16
Anon.
24Halaltanc 00:00:28
Orlando di Lasso
25Annelein 00:01:09
Heinrich Isaac
26Innsbruck, ich muss dich lassen 00:01:50
Hans Judenkünig
27Ain niederländisch runden Tantz 00:01:24
Paul Hofhaimer
28Ad Maecenatem 00:00:55
29Ad Noeram 00:00:49
30Epodos II 00:00:27
31Quicumque Christum Quaerens 00:01:04
Hans Newsiedler
32Ein guter Gassenhauer 00:01:11
33Der Hupffauff 00:01:00
Heinrich Finck
34Ach herziges Herz 00:01:02
Anon.
35Affentantz/Mastdantz 00:03:56
Franz Pillinger
36Super L'homme arme 00:05:29
CD/SACD 2
Franz Schubert
1Erlkönig 00:04:20
Alexander Scriabin
2Lento 00:03:28
Giovanni Bottesini
3Variationen über "Carnevale di Venezia" 00:08:10
Frédéric Chopin
4Dwojaki Koniec 00:00:47
5Melodia 00:02:38
6Piosnka Litewska 00:01:56
Franz Pillinger
7Frühe Nachkommen 00:08:06
Jean Sibelius
13Den första kyssen 00:01:41
14Hallila, uti storm och i regn 00:01:47
15Komm nu hit, Död! 00:02:31
Johannes Brahms
16Ungarischer Tanz Nr. 3 F-Dur – Allegretto 00:02:13
Franz Liszt
17Nuages gris S 199 00:02:16
18Carousel 00:01:15
Wilhelm Peterson-Berger
19I Fyrreskoven 00:01:25
Carl Nielsen
20Tit er jeg glad 00:01:11
Wilhelm Peterson-Berger
21Killebukken 00:00:55
Nikolai Rimsky-Korssakoff
22Notturno 00:02:21
Isaac Albéniz
23Asturias 00:07:37
Edvard Grieg
24Anitras Tanz 00:01:37
25Ases Tod 00:03:18
26In der Halle des Bergkönigs 00:01:56
Carl Nielsen
27Forunderligt at sige 00:02:09

Interpreten der Einspielung

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