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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Reason in Madness

BIS 2353

1 CD/SACD stereo/surround • 75min • 2018

23.04.2019

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der Titel „Reason in Madness“, also Vernunft im Wahnsinn, ist eine schöne und richtige Beschreibung des Inhalts dieser Lieder-CD, aber auch der künstlerischen Gestaltung: Bei allem gesungenen Wahnsinn bleibt die Stimme der Sopranistin Carolyn Sampson rein, klar, beherrscht, sehr gut geführt und perfekt artikulierend, im Forte nie übersteuernd und fähig zu zarten Pianissimi auch in höchsten Tonhöhen. Diese quellklare Stimme führt sowohl durch völlig unbegleitete Ophelia-Lieder von Brahms als auch durch Ophelia-Lieder von Richard Strauss mit üppiger Klavierbegleitung und französisch raffinöse, impressionistisch verzweigte Lieder von Claude Debussy oder gar von Charles Koechlin, diesem immer noch der großen Entdeckung harrenden Komponisten. Hier lässt Carolyn Sampson ihre Stimme opulent aufblühen.

Die andere Liedergruppe umfasst Goethes Mignon-Lieder und sonstige Spinnerinnen-Lieder: alles Mädchen im emotionalen Ausnahmezustand. Man wird diese Konzept-CD nicht in einem Durchlauf anhören, sondern sich vergleichende Lieder raussuchen, hin- und herschalten von Camille Saint-Saëns zu Ernest Chausson, um Ophelias Todessehnsucht immer wieder anders ausgestaltet zu hören, und von Henri Duparc zu Hugo Wolf, um die Geheimnisse der Kindfrau Mignon musikalisch zu ergründen. Und am Ende der CD dem langen Chanson Le Dame de Monte Carlo von Jean Cocteau in der Vertonung von Francis Poulenc lauschen, die darunter leidet, ne plus être jeune et aimeé – die Horrorvorstellung jeder Frau.

Joseph Middleton kitzelt alle Klangfarben aus dem Steinway, die nur möglich sind, lässt das Spinnrad höhnisch-stoisch schnurren, lässt farbigen Orchesterklang ahnen und ist in allem eins mit der Sängerin: auch er bleibt vernünftig im Wahnsinn.

Rainer W. Janka [23.04.2019]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Sie trugen ihn auf der Bahre bloß WoO posth. 22,4 (Fünf Ophelia-Lieder) 00:00:54
Robert Schumann
2Herzeleid op. 107 Nr. 1 00:01:43
Richard Strauss
3Wie erkenn ich mein Treulieb vor andern nun? op. 67 Nr. 1 00:02:23
4Guten Morgen, 's ist Sankt Valentinstag op. 67 Nr. 2 00:01:05
5Sie trugen ihn auf der Bahre bloß op. 67 Nr. 3 00:03:38
Charles Koechlin
6Hymne à Asarté 00:01:48
Claude Debussy
7La flûte de Pan (aus: Trois Chansons de Bilitis) 00:02:50
8La chevelure (aus: Trois Chansons de Bilitis) 00:03:35
9Le tombeau des naïades (aus: Trois Chansons de Bilitis) 00:02:51
Charles Koechlin
10Épitaphe de Bilitis 00:03:36
Henri Duparc
11Romance de Mignon 00:04:26
Hugo Wolf
12Kennst du das Land (Mignon IV, 1888/1889) 00:06:18
13Heiß mich nicht reden, heiß mich schweigen 00:03:39
14Mignon II (Nur wer die Sehnsucht kennt) 00:02:01
15Mignon III (So laßt mich scheinen, bis ich werde) 00:03:38
Franz Schubert
16Gretchen am Spinnrade op. 2 D 118 00:03:40
Johannes Brahms
17Mädchenlied op. 107 Nr. 5 00:01:39
Robert Schumann
18Die Spinnerin op. 107 Nr. 4 00:01:18
Camille Saint-Saëns
19La Mort d'Ophélie (Ballade) 00:03:10
Ernest Chausson
20Chanson d'Ophélie op. 28 Nr. 3 00:01:35
Johannes Brahms
21Fünf Lieder der Ophelia WoO 22 00:04:00
Henri Duparc
22Au Pays ou se fait la guerre 00:05:04
Francis Poulenc
23La dame de Monte Carlo 00:07:15

Interpreten der Einspielung

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