Ascendo ad patrem meum
Organ Works of Renaissance and Baroque
PASCHENrecords PR 180044
1 CD • 66min • 2017
08.11.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Welch betörende Klangfülle! Es gab Zeiten, in denen war in der historischen Aufführungspraxis alles gefragt, nur das nicht. Vibratolose Streicher, klapprige Cembali, schrill klingende Orgeln, das Klangideal war reichlich anämisch. Hauptsache all jener pseudoromantische Ballast, der jahrzehntelang die Aufführung Alter Musik bestimmt hatte, wurde über Bord geworfen. Dass es auch anders geht – und darüber hinaus auch historisch korrekter – zeigt eine Aufnahme wie diese. Simon Reichert, Stiftskantor in Neustadt an der Weinstraße, spielt an „seiner“ Orgel aus der niederländischen Manufaktur Bernhard Edskes, die nach historischen Vorbildern erbaut ist und zeigt, was heutzutage klanglich möglich ist.
Denn heute ist nicht nur die Orgelbaukunst der alten Meister immer besser erforscht, auch haben die Orgelbauer viel mehr Erfahrung, wenn es um Sinn und Zweck, aber vor allem um die klanglichen und spieltechnischen Auswirkungen alter Bautechniken geht – und die Organisten wissen dies zu nutzen. Simon Reichert spielt an der Edskes-Orgel mit phänomenaler Leichtigkeit, sein organisch atmendes Spiel zeichnet sich durch Eleganz, Anmut, Lebendigkeit und durch eine hochgradig differenzierte und gleichzeitig sehr unaufdringliche Artikulation aus. Pedantisch wirkt da nichts, im Gegenteil, alles fließt völlig organisch, ist Unterstatement pur, ein Gedicht.
Allein die d-Moll Toccata von Dietrich Buxtehude am Ende der CD ist eine Ohrenweide, harmonischer und überzeugender wie Reichert bekommt man das kaum hin. Das Repertoire reicht von Scheidt und Schlick bis hin zu Kerll und Bach, doch die zwar nach norddeutschen Vorbildern des Hochbarock erbaute Orgel spricht auch den süddeutschen Dialekt des Frühbarock sehr überzeugend – die Klangsubstanz ist so gut und ausdifferenziert, dass dies ausgezeichnet gelingt und Arnold Schlicks majestätisch-gravitätisches und immerhin 10-stimmiges Ascendo ad patrem meum genauso überzeugend klingt wie Johann Caspar Kerlls delikates Capriccio über den Kuckuck. Auch hier trifft Reichert des Gestus der Stücke kongenial ohne sich als Interpret in den Vordergrund zu drängen.
Guido Krawinkel [08.11.2018]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Jan Pieterszoon Sweelinck | ||
1 | Fantasia chromatica SwWV 258 (Dorisch) | 00:07:40 |
Samuel Scheidt | ||
2 | Echo a duplex manuale forte e lene | 00:06:53 |
Claude Goudimel | ||
3 | Psalm 42 | 00:01:48 |
4 | Psalm 98 | 00:01:46 |
Heinrich Isaac | ||
5 | Innsbruck, ich muss dich lassen | 00:01:00 |
Paul Hofhaimer | ||
6 | Tandernacken | 00:03:56 |
Arnolt Schlick | ||
7 | Maria zart, von edler Art | 00:02:32 |
8 | Ascendo ad patrem meum | 00:02:44 |
Johann Jakob Froberger | ||
9 | Toccata Terza | 00:03:12 |
Johann Caspar Kerll | ||
10 | Capriccio Sopra il Cucu | 00:02:45 |
Heinrich Scheidemann | ||
11 | Canzona in F | 00:03:08 |
Matthias Weckmann | ||
12 | Praeambulum Primi toni a 5 d-Moll | 00:03:05 |
Dietrich Buxtehude | ||
13 | Vater unser im Himmelreich BuxWV 219 | 00:02:14 |
14 | Nun lob, mein Seel, den Herren BuxWV 212 | 00:03:40 |
Georg Böhm | ||
15 | Vater unser im Himmelreich | 00:04:49 |
Johann Sebastian Bach | ||
16 | Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 709 (Choral Prelude) | 00:02:10 |
17 | Herr Jesu Christ, dich zu uns wend BWV 726 (Choralvorspiel) | 00:01:02 |
18 | Herr Christ, der einig Gottes Sohn BWV Anhang II55 | 00:01:54 |
19 | Wenn wir in höchsten Nöten sein BWV 641 | 00:02:11 |
Dietrich Buxtehude | ||
20 | Toccata d-Moll BuxWV 155 | 00:07:05 |
Interpreten der Einspielung
- Simon Reichert (Orgel)