Antonio Vivaldi Concertos for oboe, strings and basso continuo

Challenge Classics CC72389
1 CD/SACD stereo/surround • 55min • 2010
06.12.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese Produktion imponiert. Es erklingen stürmisch vorwärtsdrängende Vivaldi-Barockrhythmen, Oboenvirtuosität voller expressiver Ausdruckskunst und ein allgemeines, burschikoses Interpreten-Temperament. Ob die Waisenhausmädchen im venezianischen Ospedale della Pietà um 1700 ein vergleichbar robustes Tutti-Forte realisiert haben? Keiner wird es jemals wissen. Hörbar mitzuerleben und auch verwöhnten modernen Ohren zugänglich ist die Fortschrittlichkeit des Komponisten Vivaldi (1678-1741) in Stil, Form und Inhalt. Sie haben einst zur historischen Berühmtheit jenes legendären Musikpriesters mit dem roten Haarschopf – „il prete rosso“ – beigetragen. Die langsamen Largo-, Larghetto- und Grave-Mittelsätze seiner überwiegend aus Violin- und Fagottkonzerten transkribierten Oboenbeiträge liefern überzeugende Beweise an Ausdrucks-, Gefühls- und Affektreichtum, was die fünfzehn Mitglieder der Baroque Academy of The Netherlands Symphony Orchestra unter ihrem Chefs Jan Willem de Vriend in die Tat umsetzen.
Entsprechend zu schwärmen ist von dem „atmenden“, perlenden, biegsam-elastischen Oboenspiel der Solistin Pauline Oostenrijk auf ihrem Blasinstrument, ein Meisterstück moderner Spielmechanik (sichtbar in mehreren Abbildungen der attraktiven Hochglanz-Textbeilage). Von der Künstlerin, die sich zugleich schreibend betätigt, stammt auch der feuilletonistische, pikant-frisch-fröhlich-phantasierreiche Einführungstext. Zugrunde liegen die antik-mythologische Entstehungslegende der Oboe und das historische Stimmungsbild des quellenmäßig bezeugten „Oboenmädchens“ Pelegrina an der Wirkungsstätte des gleichaltrigen Vivaldi. Die Schreiberin Oostenrijk und Oboen-Professorin (bis 2007) an den Musikhochschulen in Amsterdam und Den Haag bezeichnet sich selber nebst ihren eigenen Schülerinnen als „Oboenmädchen“ (in der englischen Version des Textes als „Oboe girls“ und niederländisch „Hobomeisjes“). Erfüllt von Gefühl widmet sie die vorliegende Einspielung ihrer barocken Vorgängerin von einst: „An dich, Pelegrina dall' Oboè"! Dass sie das gegenwärtige Verhältnis von weiblichem und männlichem Oboisten-Nachwuchs im Verhältnis von 3:1 mit ansteigend femininer Tendenz preist, verleiht dem Gesamtprojekt einen emanzipatorischen Zusatzschlenker.
Dr. Gerhard Pätzig [06.12.2010]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Arcangelo Corelli | ||
1 | Concerto a-Moll RV 463 | 00:08:56 |
4 | Concerto C-Dur RV 450 | 00:09:56 |
Antonio Vivaldi | ||
7 | Concerto a minor RV 461 for Oboe, Strings and basso continuo | 00:08:13 |
10 | Concerto a-Moll RV 127 für Violine und Basso continuo | 00:03:31 |
13 | Concerto F-Dur RV 457 | 00:08:34 |
16 | Concerto d minor op. 8 No. 9 RV 454 for Oboe, Strings and basso continuo (La Notte) | 00:07:50 |
19 | Concerto F-Dur RV 455 | 00:07:31 |
Interpreten der Einspielung
- Pauline Oostenrijk (Oboe)
- Baroque Academy of The Netherlands Symphony Orchestra (Orchester)
- Jan Willem de Vriend (Dirigent)