Louis Spohr Symphonies Vol. 2
cpo 777 178-2
1 CD • 69min • 2006, 2007
09.09.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Sinfonien von Louis Spohr stellen mir immer dieselbe Aufgabe: Nach längeren Unterbrechungen muß ich die Werke zwei- bis dreimal hören, bevor sie mich, dann allerdings ordentlich, wieder erreichen. Anscheinend dient der erste Durchgang dazu, den inneren Kompaß auf den ganz andern Geist des Komponisten auszurichten; der zweite läßt allmählich die „bedeutenden“ sinfonischen Erlebnisse der Klassik und frühen Romantik zurücktreten; und der dritte zeigt schließlich, daß sich aus Haydn (und Mozart) auch weitaus idyllischere Konsequenzen ziehen ließen.
Diese Gründlichkeit war hier wiederum angebracht, denn offenbar muß man den subtilen Nuancenreichtum und die „biedermeierliche“ Dramatik seiner zweiten Sinfonie (1820) oder das filigrane Dahinwehen der sogenannten „englischen“ Achten aus dem Jahre 1847 wie einen exzellenten Wein behandeln: Nicht stülpen, sondern atmen lassen, damit sich die Aromen entfalten und den Raum füllen können. Dann sind die besten Dinge von Louis Spohr – ein großer Teil seiner Konzerte, seine zum großen Teil exquisite Kammermusik und seine Sinfonien – nicht nur genießbar, sondern geradezu köstlich. Wobei dann freilich jede Nachlässigkeit ins Gewicht fällt: Das recht schmalbrüstig ausgeführte Violinsolo, das dem Scherzo der achten Sinfonie seinen außerordentlichen Charme verleihen sollte, ist im vorliegenden Falle der bittere Tropfen in einem ansonsten funkelnden, polierten und formschönen Pokal, der mit einem nahezu vergessenen Juwel besetzt ist – mit der 1842 entstandenen Ouvertüre im ernsten Stil op. 126, die Louis Spohr zwischen romantischem Drama und idyllischem Biedermeiertum auf der Suche nach verlorenen Zeiten zeigt. Gerade dieser „Historiker“ hat es seinem Publikum und späteren Generationen nicht ganz leicht gemacht, und deshalb dürfen wir sehr gespannt darauf sein, wie sich Howard Griffith aus der Affäre zieht, wenn er die Sinfonie Nr. 6 im Stile verschiedener Epochen oder das entzückende Concerto grosso der siebten Sinfonie (Irdisches und Göttliches im Menschenleben) aufs Programm setzt. Nach dem, was er bisher unternommen hat, sind die Erwartungen denkbar hoch.
Rasmus van Rijn [09.09.2008]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Louis Spohr | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 d-Moll op. 49 | 00:27:42 |
5 | Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 137 | 00:31:16 |
9 | Konzertouvertüre op. 126 (Im ernsten Stil) | 00:09:44 |
Interpreten der Einspielung
- NDR Radiophilharmonie (Orchester)
- Howard Griffiths (Dirigent)