Geistliche Musik der Wiener Hofkapelle Kaiser Maximilians I.
OehmsClassics OC 340
1 CD • 71min • 2003
02.09.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Obwohl Kaiser Maximilian I., „der letzte Ritter“ und Großvater Kaiser Karls V., keine feste Residenzstadt hatte und Innsbruck und Augsburg als Aufenthaltsorte besonders liebte, bestimmte er 1498 Wien zum Ort einer neu zu gründenden kaiserlichen Hofkapelle. Damit legte er auch den Grundstein für die Wiener Sängerknaben, die bis zum Ende der k. u. k. Monarchie 1918 ein Teil der Hofburgkapelle waren. Mit Musik von Komponisten, die Kaiser Maximilian und seiner neuen Kapelle verbunden waren, gestaltet René Clemencic hier ein Porträt dieses bemerkenswerten Herrschers und begeisterten Humanisten, der ebenso wie die Kunst seiner Zeit für uns Heutige die Welt des Mittelalters mit der heranbrechenden Neuzeit zu vereinen scheint.
Als Kernstück hat Clemencic die Messe „Di dadi“ von Josquin Desprez (1440-1521) ausgewählt und mit Musik von Heinrich Isaac, Ludwig Senfl und anderen zu einem Programm vereint, das hervorragend illustriert, wie stark die Kunst des ausgehenden 15. Jahrhunderts einerseits in der Tradition fußte, und wie stark auf der anderen Seite die vorwärtsweisenden Kräfte waren. Doch immer noch existierte die eine und ungeteilte Welt des Römisch-Katholischen Christentums, noch ist nichts zu merken vom Flächenbrand der Reformation, der nur wenige Jahrzehnte später die geistige Einheit der westlichen Welt so fatal spalten wird.
Die Interpretation durch die Knaben der Chorschule der Wiener Sängerknaben, die Choralschola der Wiener Hofburgkapelle und das Clemencic Consort klingen gelegentlich etwas matt, so daß man sich kaum vorstellen kann, daß diese Musik in einer Zeit geistiger Aufbruchstimmung für einen ebenso intellektuellen wie lebenslustigen Herrscher entstanden ist. Positiv fallen allerdings die Knabenstimmen auf, die bei aller musikalischen Perfektion ein natürlich-knabenhaftes Timbre zeigen und so gänzlich jene Zuckerwasserscheitel-Süßigkeit vermissen lassen, die früher oft gerade Aufnahmen der Wiener Sängerknaben zu einem zweifelhaften Vergnügen werden ließen.
Detmar Huchting [02.09.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Heinrich Isaac | ||
1 | Ricercar La mi la sol | |
Anon. | ||
2 | Kyrie eleison de apostolis I. (aus dem Buxheimer Orgelbuch, Ende 15. Jh.) | |
Heinrich Isaac | ||
3 | Puer natus est (Introitus) | |
Anon. | ||
4 | Kyrie eleison de apostolis II. (aus dem Buxheimer Orgelbuch, Ende 15. Jh.) | |
Josquin Desprez | ||
5 | Missa Di dadi | |
6 | Missa Di dadi | |
Heinrich Isaac | ||
7 | Alleluia - Dies sanctificatus | |
Josquin Desprez | ||
8 | Que vous | |
9 | Missa Di dadi | |
Ludwig Senfl | ||
10 | Carmen in La | |
Hans Cotter | ||
11 | Preludium | |
Josquin Desprez | ||
12 | Missa Di dadi | |
13 | Ave Christe immolate | |
Leonhard Kleber | ||
14 | Praeambulum in Sol | |
Josquin Desprez | ||
15 | Missa Di dadi | |
16 | Tu solus | |
Ludwig Senfl | ||
17 | Magnificat VI | |
Josquin Desprez | ||
18 | O Domine | |
Costanzo Festa | ||
19 | Qual Rugiada |
Interpreten der Einspielung
- Choralschola der Wiener Hofburgkapelle (Chor)
- Clemencic Consort Wien (Ensemble)
- René Clemencic (Dirigent)