An Evening in Vienna 1784
Haydn • Mozart • Dittersdorf • Vaňhal
Bennewitz Quartet
Supraphon SU 4345-2
1 CD • 79min • 2024
22.10.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das international agierende tschechische Bennewitz Quartett (Jakub Fišer, Štêpán Ježek, Jiří Pinkas, Štêpán Doležal) benennt sich nach dem tschechischen Geiger Antonín Bennewitz (1833-1926), der – als böhmischer Geiger, Dirigent und Musikpädagoge – eine bedeutende Rolle für die tschechische Violin-Tradition gespielt hat. Seine Schüler bewirkten den Weltruhm der Prager Violinschule. Damit stellt sich das Bennewitz Quartett bewusst in die Tradition des böhmischen Musizierens, des kraftvoll-saftigen Klangs, der musikantischen Musizierlust. Sehr dicht, sehr lebendig und doch sehr transparent in völliger Gleichwertigkeit aller vier Instrumente ist der Quartett-Klang – und doch hebt sich die sonnighelle 1. Geige führend etwas ab. Alle vier Streicher spielen mit liebender Hingabe, mit Zärtlichkeit, absoluter Reinheit der Intonation und schwebender Leichtigkeit.
Ein Streichquartettabend der Genies
Auf dieser CD imaginiert das Bennewitz Quartett einen Abend im Jahre 1784 in Wien, an dem Joseph Haydn, Carl Ditters von Dittersdorf, Jan Křtitel Vaňhal bzw. Johann Baptist Vanhal und Wolfgang Amadeus Mozart gemeinsam Quartett spielen – so jedenfalls erzählt es der irische Tenor Michael Kelly in seinen Memoiren. So steht von jedem der Genannten ein Streichquartett auf dem Programm, das diese gespielt haben könnten: ein Streichquartettabend der Genies, eines „All-Star-Ensembles“.
Reiche Klangfarbenpalette
Süß beschwingt und lieblich singend intoniert die 1. Geige das Seitenthema im Kopfsatz des Streichquartetts G-Dur op. 33/5 von Haydn, alle markieren die jähen Einfälle des Komponisten deutlich und entfalten eine reiche Klangfarbenpalette bis hin zu fahlen oder düsterdrohenden Klängen. Wehmütig, beinahe schluchzend erklingt der Gesang des Largo cantabile, dazu leidenschaftserfüllt bis zum energisch gezupften absolut reinen Unisono-Schluss-Ton. Kernige Süße und inniger Schmelz prägen das A-Dur-Streichquartett op. 33/2 von Vanhal, während das Es-Dur-Streichquartett Nr. 5 von Dittersdorf an musikalischem Einfallsreichtum deutlich abfällt.
Die Dissonanzen in dem titelgebenden C-Dur-Streichquartett KV 465 von Mozart lassen die Vier – fast zu schön gespielt – aus dem Halbdunkel herauswachsen, um dann in höchst gespannter Energie ein wirklich geistreiches Gespräch der vier Instrumente entstehen zu lassen: Mozart entpuppt sich, fast erwartet, hier als Krönung der Quartettkunst.
Die gut eingefangene Reinheit des Raumes des Domovina-Studios in Prag spielt eine gewichtige Rolle bei dieser CD, die böhmische Musizierlust, den Nachhall einer historischen Komponisten-Stunde und eine hübsche Produktions-Idee vereint.
Rainer W. Janka [22.10.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Streichquartett G-Dur op. 33 Nr. 5 Hob. III:41 | 00:16:55 |
Johann Baptist Vanhal | ||
5 | Streichquartett A-Dur op. 33 Nr. 2 Weinmann 5a:A4 | 00:21:24 |
Carl Ditters von Dittersdorf | ||
9 | Streichquartett Nr. 5 Es-Dur Kr 195 | 00:11:33 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
12 | Streichquartett Nr. 19 C-Dur KV 465 (Dissonanzen-Quartett) | 00:28:43 |
Interpreten der Einspielung
- Bennewitz Quartet (Streichquartett)