Giuliani. Paganini.
Great Virtuosi
MDG 603 2329-2
2 CD • 2h 10min • 1998, 2003
27.09.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Während der Italiener Mauro Giuliani (1781- 1829) in Wien, Rom und Neapel für längere Zeit feste Spielorte fand, war sein Zeitgenosse Niccoló Paganini (1782 – 1840) ein Prototyp des reisenden Virtuosen, der in Europa als musikalischer Hexenmeister gefeiert wurde. Es ist durchaus sinnvoll, Werke beider Meister in einem Album nebeneinander zu stellen, da viele ihrer Kompositionen für die Duo-Besetzung Violine und Gitarre bestimmt sind. Der 2017 verstorbene Geiger Rainer Kußmaul, der von 1993 bis 1998 erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker war und außerdem einen bedeutenden Ruf als Lehrer hatte, erarbeitete gemeinsam mit der Freiburger Gitarristin Sonja Prunnbauer ein Programm, das die Klangwelt dieser speziellen Kombination am Übergang von der Klassik zur Romantik spiegelt.
Giuliani als kompositorischer Könner
Dabei wirken die Kompositionen von Giuliani aus heutiger Sicht fortschrittlicher. Dies gilt ganz besonders für das 1817 erschienene Grand Duo Concertant op. 85 in A-Dur, das beide Instrumente gleichermaßen im edlen Wettstreit fordert und dabei satztechnische Gewandtheit im Umgang mit Sonate, Variation bis hin zum „modernen“ Scherzo beweist. Rainer Kußmaul führt den musikantischen Diskurs auf seiner Stradivari mit klarem und variablem Ton souverän an, ohne sich gewaltsam in den Vordergrund zu drängen, Sonja Prunnbauer weiß zwischen solistischen und begleitenden Phasen einfühlsam zu differenzieren. Ähnliches gilt auch für die Wiedergabe des frühen Duo Concertant op. 25 in e-Moll, das im Mittelsatz eine farbenfrohe Variationenfolge bringt. Etwas oberflächlicher sind, dem Zeitgeschmack entsprechend, die Variationen op. 24a aus dem Jahr 1810 gehalten.
Paganini als glanzvoller Virtuose
Bei Niccoló Paganini erwartet man von vorneherein virtuose Schaustellungen, und insofern wird man nicht enttäuscht. Allerdings kommt die Brillanz meist nur jeweils einem Instrument zugute. So gibt der Maestro der Gitarre in der Grand Sonata a chitarra sola freie Bahn, während sich die Violine auf eine dürftige Begleitung, bestehend aus Einzeltönen, beschränken muss. Andererseits sind die „Sonatas“ und „Sonatinas“, die verschiedenen Sammlungen entnommen sind, keine mehrsätzigen Kompositionen nach klassischem Muster, sondern eine Art von Liedern ohne Worte, die dem Geiger kantable und brillante Phasen im Wechsel abverlangen. Dabei darf die Gitarre meist bescheiden begleiten. Die beiden Interpreten widmen sich diesen Aufgaben mit erlesener Tongebung und feinem Geschmack, so dass man über einige Schwächen der Kompositionen hinwegsehen kann.
Das Booklet (deutsch, englisch und französisch) gibt hilfreiche Hinweise zu den Komponisten und den einzelnen Stücken. Und auch über die Interpreten erfährt man Genaueres.
Prof. Klaus Trapp [27.09.2024]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Mauro Giuliani | ||
1 | Grand Duo Concertant op. 85 | 00:20:29 |
5 | Variationen a-Moll op. 24a für Violine und Gitarre | 00:14:56 |
6 | Duo concertant e-Moll op. 25 für Violine und Gitarre | 00:31:43 |
CD/SACD 2 | ||
Niccolò Paganini | ||
1 | Sonata concertata A-Dur op. 61 | 00:13:26 |
4 | Sonatina Nr. 2 F-Dur für Violine und Gitarre | 00:03:48 |
6 | Sonatina Nr. 4 G-Dur für Violine und Gitarre | 00:04:58 |
8 | Cantabile D-Dur op. 17 für Gitarre und Violine | 00:03:43 |
9 | Grand Sonata A-Dur für Gitarre solo mit Begleitung der Violine | 00:19:50 |
12 | Sonata d-Moll op. 2 Nr. 3 für Gitarre und Violine | 00:04:13 |
14 | Sonata a-Moll op. 2 Nr. 6 für Gitarre und Violine | 00:04:33 |
16 | Sonate A-Dur op. 64 Nr. 1 für Violine und Gitarre (aus: Centone di Sonate) | 00:07:34 |
Interpreten der Einspielung
- Rainer Kussmaul (Violine)
- Sonja Prunnbauer (Gitarre)