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Georg Philipp Telemann

Inauguration Cantatas 1721

cpo 555 542-2

1 CD • 74min • 2023

13.05.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Schier unüberschaubar ist die Anzahl der Kantaten, die Georg Philipp Telemann komponiert hat, ca. 1750 sind es. Die Gambistin Simone Eckert und ihre Hamburger Ratsmusik haben hier die Inaugurationskantaten vorgelegt, mit denen Telemann sich 1721 in Hamburg eingeführt hat. Es sind jetzt nicht die fantasievollsten seiner Kantaten, gerade was die Arien anbelangt, außerdem waren es nicht für Hamburg neu komponierte, sondern Kantaten, die er schon in Eisenach und Frankfurt komponiert hatte. Insofern haben diese hier vorgelegten Kantaten mehr einen Repertoirewert.

Gelungene Beispiele Telemann’scher Kantatenkunst

Trotzdem sind es, bei aller kompositorischen Routine, hübsche Beispiele Telemann‘scher Kantaten-Kunst. In der Kantate Ich will euch erquicken erfolgt die Erquickung durch ein forsches Fugato (Fugenkunst als auditive Labsal!), die Aufforderung Kommt her! zieht sich durch alle Kantaten-Teile. Die frohgemute Aussage Ich bin vergnügt! zieht sich ebenfalls durch alle Sätze der Kantate. Es ist ein großer Gewinn.

Die Hamburger Ratsmusik agiert wohlerfahren im historisch informierten Musizieren, optimistisch-freudig, schön schwingend und von der der forschen Bassgruppe angefeuert im Eingangschor der Kantate Gesegnet ist die Zuversicht, im tänzerischen Gestus auch im gravitätischen Stil in der Sinfonia (Track 13) und mit dem Chor mitjubelnd im Kantaten-Schlusschor (Track 21).

Textklar, textausdeutend, textverkündend

Der „Chor“ besteht aus den vier Solisten, die wirklich klangvoll beherrscht chorisch singen, aufeinander hören und sehr homogen sich in den Gesamtklang einfügen. Die Altistin Geneviève Tschumi gefällt mit weichem Timbre, der Sopran von Hanna Zumsande wirkt etwas neutral, Mirko Ludwig präsentiert sich als leichtbeweglicher, koloraturensicherer und Barock-erfahrener Tenor. Dem Bass sind die meisten und gewichtigsten Arien anvertraut. Klaus Mertens singt höchst engagiert und geradezu glaubenszuversichtlich, textklar, textausdeutend, ja textverkündend, dabei jede einzelne Silbe und jeden einzelnen Buchstaben ernst nehmend. So erfüllt er das insistierende Drängen in dem so oft wiederholten Kommt her! mit immer neuem Leben bis hin zum Flehen.

Ruhepunkte und Reflexionsinseln

Als „Ruhepunkte und Reflexionsinseln“ möchte Simone Eckert die vier eingestreuten Gamben-Fantasien verstanden wissen. Aber sie sind keine bloßen „Inseln“, sondern mit einem Drittel Gesamtspielzeit fast schon ein eigenes Festland. „Lustig und traurig, verspielt und ernst, locker und streng, extrovertiert und introvertiert, fließend und vertrackt, elegant und sperrig“ – so charakterisiert Wolfgang Hirschmann, der Editionsleiter der Telemann-Ausgabe im Bärenreiter-Verlag, im Booklet diese Fantasien. Und wahrlich: Hier ist Telemann Bach ebenbürtig! Aber deswegen und weil Simone Eckert mit solch tänzerischem Elan, mit so exquisiter Klangschönheit, mit so großer Ausdrucksvielfalt, mit solch beinahe überfallartiger Agilität und so stupender Technik musiziert, drängen sich diese Gamben-Fantasien vor, sind keine bloßen „Ruhepunkte“ mehr, machen die Gesamtkonzeption der CD etwas disparat.

Hervorragend ist der Raumklang der modernen Christus-Kirche in Wedel-Schulau eingefangen, was der Gambenmusik einen weitausgreifenden Klang mitgibt.

Rainer W. Janka [13.05.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Hanna Zumsande (Sopran)
• Geneviève Tschumi (Alt)
• Mirko Ludwig (Tenor)
• Klaus Mertens (Bass)
• Hamburger Ratsmusik (Ensemble)
• Simone Eckert (Leitung)