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Besprechung CD

Hamonies Hongroises

László Fenyö Violoncello • Julia Okruashvili Piano

Ars Produktion 38 624

1 CD • 64min • 2021

08.08.2023

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der ungarische Cellist László Fenyö, der an der Musikhochschule Karlsruhe unterrichtet, und die russische Pianistin Julia Okruashvili, die an der Musikhochschule Köln lehrt, haben mit ihrer neuen CD Musik ungarischer Komponisten eingespielt, ohne sich bei allen Titeln der ungarischen Tonsprache verpflichtet zu fühlen. Typische „Harmonies Hongroises“ hört man zweifellos in der Rhapsodie für Violine und Klavier Nr. 1 von Béla Bartók aus dem Jahr 1928, die sich in ihren beiden Teilen an der Machart des Csárdás orientiert. Der Cellist trifft genau den singenden wie den tänzerischen Tonfall des Werks, die Pianistin begleitet sicher, aber in den Forte-Passagen etwas dominant.

Anleihen bei der Volksmusik

Auch Zoltán Kodály folgt in seiner Cellosonate op. 4 dem ungarischen Idiom, wenn er Motive aus der Volksmusik seiner Heimat verwendet. Die beiden Interpreten arbeiten die improvisatorische Faktur der beiden Sätze vorzüglich heraus, dabei einen großen Spannungsbogen ziehend. Ähnliches gilt für die Interpretation des „Alla Zingaresca“ betitelten Satzes aus den Ruralia Hungarica von Ernö Dohnányi, dem 1877 in Pressburg geborenen Komponisten. Die Anlehnung an den ungarischen Zigeunerstil wird in Werk und Wiedergabe sehr frei gehandhabt. Der Cellist spielt die Melodien kantabel, mit variabler Tongebung, die Pianistin begleitet anpassungsfähig.

Romantische Ausflüge

Von Franz Liszt, dem aus Ungarn stammenden Romantiker, erklingen zwei Stücke, die zwar für ihn, nicht aber für sein Geburtsland typisch sind. Die für die Besetzung Violoncello und Klavier arrangierten Stücke Cantique d’amour und Liebestraum Nr. 3, einer der Welthits des Komponisten, sind Lieder ohne Worte, die in dieser Fassung das ausdrucksvolle Spiel des Cellisten besonders herausfordern. László Fenyö wird diesem Anspruch auf expressive Weise gerecht, während die gewandte Pianistin vor allem in den Akkord-Kaskaden des Cantique-Stückes allzu mächtig auftrumpft.

Bach ganz anders

Wie ein Fremdkörper in der Programmzusammenstellung wirken drei Choralvorspiele von Johann Sebastian Bach in Kodálys Fassung für die beiden Instrumente. Die frühen, eigentlich recht bescheidenen Stücke BWV 743, 747 und 762 klingen romantisch aufgeplustert, der Cellist darf zwar liedhaft singen, der Klavierpart aber kommt stellenweise mit donnernden Bässen und wuchtigen Akkorden daher, als gelte es, Bearbeitungen, wie man sie von Liszt, Busoni oder Rachmaninow kennt, noch zu übertrumpfen. Daher ist der Gesamteindruck dieser „Harmonies Hongroises“ etwas zwiespältig.

Prof. Klaus Trapp [08.08.2023]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Béla Bartók
1Rhapsodie Nr. 1 Sz 87 für Violine und Orchester 00:09:59
Franz Liszt
3Liebestraum Nr. 3 S 541/3 (O lieb, so lang du lieben kannst, Notturno) 00:04:33
4Cantique d'amour S 173 Nr. 10 (aus: Harmonies poétiques et religieuses) 00:06:59
Zoltán Kodály
5Sonate op. 4 für Violoncello und Klavier 00:19:01
Johann Sebastian Bach
7Ach, was ist doch unser Leben BWV 743 00:06:07
8Vater unser im Himmelreich BWV 762 00:04:46
9Christus, der uns selig macht BWV 747 00:05:13
Ernst von Dohnányi
10Ruralia Hungarica op. 32d für Violoncello und Klavier 00:06:40

Interpreten der Einspielung

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