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German Baroque Trumpet Concertos

Thomas Reiner • Interpreti Veneziani

Naxos 8.551419

1 CD • 60min • 2021

17.12.2022

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Die schmetternden Trompetenklänge Maurice Andrés und seine Auffassung von barocken Trompetenkozerten als klingendem Abbild prächtiger Architektur von Repräsentationsbauten der Epoche hoffte man als Freund historisch informierter Interpretation von Barockmusik eigentlich heutzutage für erledigt halten zu dürfen. Viele Solisten des barocken Trompetenrepertoires haben inzwischen die klangliche Vereinigung von brillantem Klang und einer gesanglichen Qualität ihres Instruments einem weltweiten Publikum von Musikliebhabern überzeugend vorgeführt und konnten damit Solisten auf zeitgenössischen Trompeten zu stilgerechteren Aufführungen von Musik des Hoch- und Spätbarock inspirieren: Auch auf der modernen Trompete ist einfühlsames Gestalten von gesanglicher Linienführung und der Entwicklung solistischer Abläufe durchaus möglich. Jeder (heute zugegebenermaßen ältere) Musikfreund wird sich mit Vergnügen der Einspielungen von Adolf Scherbaum (1909-2000) erinnern, der bei aller Pracht seines Trompetenklangs in seiner musikalischen Gestaltung durchaus zu lyrischen Akzente fähig war. Scherbaums Aufnahme von Haydns Trompetenkonzert Es-Dur bei der Archiv-Produktion aus dem Jahr 1960 gehörte für den Rezensenten zu den Erweckungserlebnissen für die Musik dieser Zeit.

Originalwerke und Übertragungen

Thomas Reiner präsentiert auf dieser CD einen weiten Horizont deutsch-österreichischer Barockmusik: Es erklingen original für Trompete geschriebene Werken von Georg Friedrich Händel, Franz Reinhart (1682-1727), Heinrich Ignaz Franz Biber und die erstmalig präsentierte einzig überlieferte Komposition von Johann Michael Fasch (1695 - ca.1770), des jüngeren Bruders von Johann Friedrich Fasch; des weiteren sind zwei Transkriptionen von Oboenkonzerten (Stölzel, Telemann in c-Moll) und eine für Corno da Caccia (Telemann in D-Dur) zu hören. Eine Allemanda für Trompete solo von Johann Christian Schickhardt (1682-1762) schließt das Programm ab.

Die auf dieser CD vereinten Interpretationen scheinen für mich stilistisch aus der Zeit gefallen zu sein: Das Orchester Interpreti Veneziani knüpft nicht nur vom Namen her an I Solisti Veneti an, auch musikantisch erinnern sie stark an dieses Orchester, das in den 1960er und 70er Jahren besonders durch die Zusammenarbeit mit Maurice André berühmt wurde und seinen schmetternden Trompetenstil passend sekundierte.

Klangpracht versus Subtilität

Maurice André gehört übrigens zu Thomas Reiners Vorbildern als Trompeter und keine Frage, Reiner ist ein exzellenter Virtuose: Das kommt auch den Übertragungen von Musik für andere Instrumente in seinem Programm zugute. Die solistisch durchaus gelungene Verbindung zum Stil seines Vorbilds ist absolut stimmig; jedoch kann man hier keine neue und zeitgenössische Interpretationshaltung wahrnehmen, mit der Thomas Reiner auf die Entwicklung stilistischer Auffassungen eingeht, welche die Darstellung von Musik des 18. Jahrhunderts seit den 1960er Jahren bis zu unserer musikalischen Gegenwart des 21. Jahrhunderts gefunden hat.

Wer alternativ hierzu ein Spiel von Barockmusik auf moderner Trompete anhören möchte, das künstlerisch über die Zeiten Gültigkeit hat, möge sich das 2. Brandenburgische Konzert mit Adolf Scherbaum in einer Fernsehaufnahme von 1961 im Internet ansehen – da ist zu hören, dass man auf der Trompete mit der eines Blockflötisten würdigen musikalischen Gestaltung brillieren kann.

Detmar Huchting [17.12.2022]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Thomas Reiner (Trompete)
• Interpreti Veneziani (Ensemble)