Adrien La Marca • Danae Dörken
Chanson Bohème
la dolce volta LDV 89
1 CD • 58min • 2021
01.02.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Zusammengebracht hat sie niemand geringerer als Daniel Hope in seiner Sendung „Hope@home“, in der er Musikerinnen und Musiker quasi ins heimische Wohnzimmer einlud in Zeiten, in denen an ein öffentliches Auftreten vor Publikum nicht zu denken war. Nun bringen der junge französische Bratschist Adrien La Marca und die deutsche Pianistin mit griechischen Wurzeln, Danae Dörken, ihr erstes gemeinsames Album heraus. „Chanson bohème“ ist der Titel und zugleich das Programm.
Bohème wird hier als kreativer Freiraum und als Lebensgefühl verstanden, das auf die Musik übertragen, viele Möglichkeiten offenlässt. Denn La Marca und Dörken war es wichtig, eine CD zu veröffentlichen, die möglichst viele Menschen anspricht und berührt – und dabei darf es ruhig mal über Genregrenzen hinausgehen. So ist die Aufnahme im besten Sinne als „bunt“ anzusehen: In einer gelungenen Dramaturgie verbindet sie Werke von Brahms, Dvořák, Tschaikowsky, Bridge, Poulenc, Satie, Massenet und Boulanger mit Filmmusik, Minimal Music und Chansons (unter anderem von Charles Aznavour, der auch bei Hope schon auf dem Programm stand). Zu der Werkauswahl sagt La Marca im ausführlichen, im Booklet enthaltenen Interview: „Und nach meinen beiden ersten eher ernsten Alben wollte ich unbedingt Musik aufnehmen, mit der nicht nur das Klassikpublikum etwas anfangen kann und die viel positive Energie vermittelt. Das brauchen wir doch alle.“ In diesem Ansinnen waren Danae Dörken und er sich absolut einig – beide kennen es aus ihren Elternhäusern auch nicht anders als dass sie über Landes- und Genregrenzen schauen. So ist die Volksmusik auch etwas, das in viele der ausgewählten Stücke einfließt, so beispielsweise in Massenet Nuit d’Espagne, Dvořáks Lieder die meine Mutter mich lehrte oder die beiden Lieder aus der Auvergne von Joseph Canteloube.
Gelungenes Repertoire querbeet
Sucht man bei der gemeinsamen CD von Adrien La Marca und Danae Dörken nach einem Haken, dann ist der einzige, den man zu finden vermag, der, dass die einzelnen Stücke viel zu schnell vorbei sind. Darüber kann lediglich die ausgesprochen gelungene Dramaturgie der beiden Künstler hinwegtrösten, die auf geniale Art und Weise Nadia Boulangers Lux aeterna in Verbindung bringt mit Philip Glass‘ Mishima. Die CD macht ebenfalls schnell deutlich, dass sich mit La Marca und Dörken zwei gefunden haben – dies betrifft nicht nur den Blick über den musikalischen Tellerrand, sondern auch in ihrem musikalischen Spiel klingen die beiden so, als würden sie nicht erst seit kurzer Zeit, sondern eher seit Jahrzehnten zusammen Musik machen. Sie scheinen gemeinsam zu atmen, jeder Ton, der gemeinsam kommen muss, sitzt absolut perfekt. Dörken, die bereits seit einigen Jahren als eine der vielversprechendsten jungen Pianistinnen gilt, ist La Marca dabei vor allem eine wunderbare Stütze und tritt dabei immer genau in den richtigen Momenten etwas hervor. La Marca wiederum beweist, was man mit dem Stiefkind der Streicherfamilie, der Viola, alles machen kann, wie vielseitig das Instrument ist. Hinzu kommt sein schlicht umwerfender Ton – eine solche Wärme, wie sie hier erklingt, wäre mit keiner Geige gelungen. La Marca und Dörken wollten mit ihrer ersten gemeinsamen CD „Chanson bohème“ laut eigener Aussage etwas schaffen, was Gefühle vermittelt und nach der schwierigen Zeit der letzten beiden Jahre einfach gut tut. Das ist den beiden ohne jeden Zweifel allerbestens gelungen.
Verena Düren [01.02.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hubert Giraud | ||
1 | Sous le ciel de Paris | 00:02:14 |
Johannes Brahms | ||
2 | Ein kleiner, hübscher Vogel op. 52 Nr. 6 (Liebesliederwalzer) | 00:02:47 |
Peter Tschaikowsky | ||
3 | Valse sentimentale op. 51 Nr. 6 | 00:03:43 |
Antonín Dvořák | ||
4 | Als die alte Mutter mich noch lehrte singen op. 55 Nr. 4 | 00:02:30 |
Frank Bridge | ||
5 | Serenade H 23 | 00:02:23 |
Hans Sitt | ||
6 | Albumblätter op. 39 für Viola und Klavier | 00:16:47 |
Erik Satie | ||
12 | Je te veux (Valse) | 00:02:09 |
Francis Poulenc | ||
13 | Les Chemins de l'amour | 00:03:09 |
Jules Massenet | ||
14 | Nuit d'Espagne | 00:03:13 |
Marie-Joseph Canteloube | ||
15 | Uno jionto postouro | 00:01:20 |
16 | Obal din lou Limouzi (Bourrée) | 00:02:54 |
Nadia Boulanger | ||
17 | Lux aeterna | 00:02:18 |
Philip Glass | ||
18 | Mishima (aus: Streichquartt Nr. 3) | 00:02:11 |
Astor Piazzolla | ||
19 | Oblivion | 00:03:17 |
Yann Tiersen | ||
20 | Tempelhof | 00:02:42 |
Bruno Coulais | ||
21 | Cerf-volant | 00:01:47 |
Charles Aznavour | ||
22 | La Bohème | 00:02:24 |
Interpreten der Einspielung
- Adrien Marca (Viola)
- Danae Dörken (Klavier)