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Besprechung CD

Boris Papandopulo

Flute Concerto • Harpsichord Concerto • Five Orchestral Songs

cpo 777 941-2

1 CD • 61min • 2015, 2016

07.11.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Boris Papandopulos (1906-1991) Vater war ein griechischstämmiger, russischer Aristokrat aus Stawropol (Nordkaukasus), die Mutter die berühmte kroatische Opernsängerin Maja Strozzi. Er wurde zwar in Honnef am Rhein geboren, wuchs aber nach dem frühen Tod des Vaters (1908) in einem gänzlich musik- und theateraffinen Umfeld in Zagreb auf. Früh von Strawinsky gefördert, der ihn zum Studium nach Wien vermittelte, verzeichnete Papandopulo dort schnell erste Erfolge als Dirigent und Komponist. Nach Beendigung des Studiums in Zagreb (1929) blieb er dem Heimatland seiner Mutter treu, bekleidete verschiedene wichtige Positionen im kroatischen Musikleben des damaligen Jugoslawiens, was ihn nicht von gelegentlichen Abstechern – vor allem in beide Teile Deutschlands – abhielt.

Wie bei vielen osteuropäischen Komponisten lebt seine Musik im Spannungsfeld zwischen einer Art „Nationalstil“ mit Betonung des Folklore-Idioms, der dann später Züge des sozialistischen Realismus annimmt, einerseits und westlichen modernistischen Einflüssen, vom Neoklassizismus bis zur Dodekaphonie, auf der anderen Seite. Beim späten Papandopulo kommen noch vielfältige Berührungspunkte zum Jazz und der Popularmusik hinzu. Die CD stellt zwei Instrumentalkonzerte und einen Zyklus von Orchesterliedern vor, die alle der Spätphase zuzurechnen sind und deren Orchestersatz sich auf die Streicher beschränkt.

Das Cembalokonzert von 1962 ist qualitativ durchaus dem nur wenige Jahre zuvor entstandenen Gattungsbeitrag von Jean Françaix vergleichbar und natürlich eine Art Neobarock, der sich neoklassizistischer Verfahren bedient, wie man sie von der Group des Six kennt. Im ersten Satz wird ein zwölftöniges Thema geschickt in einen ganz tonalen Kontext eingebettet, der zweite entwickelt erstaunlichen Tiefgang aus einem kroatischen Volkslied, der dritte ist ein spielfreudiges Rondo, dessen Material sich zum Schluss hin demonstrativ verdichtet.

Selten findet man hingegen gelungene Konzerte für die Piccoloflöte. Neben dem unsterblichen C-Dur-Klassiker Vivaldis müsste man aus jüngerer Zeit vor allem das Konzert von Peter Maxwell Davies nennen. In seinem 1977 entstandenen Stück verwendet Papandopulo allerdings überwiegend älteres Material und kompiliert dies zu einem für den Solisten dankbaren, eingängigen Konzert. Wesentlich höhere Ansprüche stellen die deutschsprachigen Orchesterlieder auf Texte des DDR-Literaten Kurt Barthel (Pseudonym KuBa), die 1962 in Rostock uraufgeführt wurden: das beeindruckendste Werk dieses Programms. Die Vertonungen bedienen zwar – bis auf das zweite Lied – einen vorwiegend tragischen, insbesondere auch pazifistischen Tonfall; der Bariton Miljenko Turk übertreibt jedoch mit nicht unsympathischem Akzent die Emotionsgeladenheit, noch dazu mit dauerndem stimmlichem Überdruck, meist ohne entsprechend von Harfe und Streichern sekundiert zu werden. Das Kammerorchester aus Pforzheim unter Timo Handschuh ist überhaupt der Schwachpunkt der Aufnahme: Hier werden lediglich professionell Noten abgeliefert. Über weite Strecken wirkt dies dann seltsam unbeteiligt, die Feinheiten von Papandopulos Streicherfarben gehen im Einheitsbrei unter. Die Solisten der Instrumentalkonzerte können dagegen rundum überzeugen. Der vorbildliche Booklettext bringt umfangreiche Informationen zu einem eigentlich interessanten Komponisten, der aber zumindest in dieser Zusammenstellung wenig Überraschendes bietet.

Martin Blaumeiser [07.11.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Boris Papandopulo
1Kleines Konzert für Piccoloflöte und Streichorchester 00:14:33
4Konzert für Cembalo und Streichorchester 00:21:53
7Totensonntag 1920 00:05:06
8Rock'n Roll 00:04:16
9Judenliedchen 00:07:01
10Lied der Granaten 00:01:25
11Sing in den Wind 00:06:21

Interpreten der Einspielung

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