Cromatica
the art of moving souls
Works for Harpsichord
cpo 555 142-2
1 CD • 74min • 2015
17.05.2017
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der Chromatik haftet immer etwas Geheimnisvolles, Rätselhaftes an. Sie verunklart bei exzessivem Gebrauch mitunter die harmonischen Verhältnisse, verschleiert tonale Bezüge, drückt auf expressive Art und Weise Seelenzustände aus und hat die Kraft, die Musik förmlich aus den Fugen geraten zu lassen. Das hat naturgemäß schon früh die Komponisten fasziniert, die die Grenzen eines harmonischen Systems immer gerne ausgetestet haben. Der Cembalist Marcin Świątkiewicz hat auf dieser CD eine Zusammenstellung von Werken des 16. bis 18. Jahrhunderts realisiert, die ein beredtes Beispiel für den Wandel und die Vielfältigkeit der Chromatik ist.
Angefangen von den frühen Beispielen eines John Bull, von dem Świątkiewicz je eine chromatische Pavane und Galliarde spielt, bis hin zu Johann Sebastian Bachs Chromatischer Fantasie und Fuge als einer der vorläufigen Höhepunkte chromatischer Kompositionskunst entwirft er ein spannendes Panorama, das die Möglichkeiten dieses kompositorischen Verfahrens, das seinerzeit mitunter zu musikalisch recht avantgardistischen Ergebnissen geführt hat Tarquinio Merulas Capriccio Cromatico etwa, dessen Thema eine None (!) umspannt, dient hier als einleuchtendes Beispiel hierfür. Das ist selbst für moderne Ohren ein ziemlich schräges Intervall.
Ungemein einleuchtend ist auch Świątkiewiczs außerordentlich beredtes und virtuoses Spiel. Da steckt hörbar eine große Sachkenntnis und Versiertheit drin, gleichzeitig besticht es durch eine unmittelbar erkennbare rhetorische Qualität, emotionale Dichte und - bei aller fachlichen Durchdringung - ohne große Umschweife packende Dimension. Die faszinierende Welt der Barockmusik mit allen ihren für Kenner selbstverständlichen aufführungspraktischen Floskeln aber auch Freiheiten erwacht erst unter den kompetenten Händen eines versierten Musikers zum Leben und das ist hier ganz offensichtlich der Fall. Świątkiewicz spielt mit einer großen Stilkenntnis, macht das Zuhören aber auch abseits fachlicher Kriterien zu einem großen Vergnügen.
Guido Krawinkel [17.05.2017]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Emanuell Soncino | ||
1 | Cromatica | 00:03:00 |
John Bull | ||
2 | Chromatic Pavan | 00:06:40 |
3 | Chromatic Galliard | 00:03:06 |
Johann Jakob Froberger | ||
4 | Toccata Nr. 2 in d FbWV 102 | 00:04:02 |
Tarquinio Merula | ||
5 | Capriccio Cromatico | 00:03:38 |
Anon. | ||
6 | Toccata in a (Przemyśl Tablature) | 00:03:51 |
Jan Pieterszoon Sweelinck | ||
7 | Fantasia chromatica SwWV 258 | 00:08:23 |
Elisabeth-Claude Jacquet de la Guerre | ||
8 | Prelude in g | 00:02:09 |
Jean-Philippe Rameau | ||
9 | L' Enharmonique (aus: Nouvelles suites de pièces de clavecin) | 00:07:31 |
Antoine Forqueray | ||
10 | La Marella | 00:03:30 |
Sebastián de Albero | ||
11 | Recercata V c-Moll | 00:01:27 |
Domenico Scarlatti | ||
12 | Fuga c-Moll K 58 L 158 | 00:03:14 |
Johann Sebastian Bach | ||
13 | Chromatische Fantasie und Fuge d-Moll BWV 903 | 00:12:12 |
Antonio Soler | ||
14 | Fandango d minor | 00:10:52 |
Interpreten der Einspielung
- Marcin Świątkiewicz (Cembalo)