Luigi Cherubini Cantatas
cpo 777 776-2
1 CD • 66min • 2012
07.02.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Luigi Cherubini war noch jung und hatte noch keinen großen Namen, als er Mitte der 1780er Jahre in die französische Hauptstadt Paris kam, wo er als Komponist zunächst mit kleineren Werken Fuß zu fassen versuchte. Die Form der szenischen Kantate, in der Regel bestehend aus wechselnden Rezitativen und Arien, gelegentlich unterbrochen durch orchestrale Zwischenspiele oder Choreinsätze, schien dabei besonders geeignet, sich als potentielles Operntalent ins Gespräch zu bringen. Mit dem halbstündigen Amphion (1786) hatte er zunächst kein Glück. Er wurde nicht aufgeführt und erlebte seine verspätete Premiere erst vor zwei Jahren in Perugia durch die Kölner Akademie, die das Werk kurz darauf in Berlin für den Rundfunk aufnahm – kombiniert mit zwei weiteren Kantaten Cherubinis sowie drei Chören, die als Schauspielmusik für das Drama La mort de Mirabeau geschrieben waren.
Diese jetzt bei cpo als CD vorliegenden Einspielungen füllen nicht nur eine diskographische Lücke, sondern interessieren auch als mögliche Vorstudien zu Cherubinis Hauptwerk, der Oper Médée (1797), da alle drei Kantaten Themen aus der griechischen Mythologie aufgreifen. Clytemnestre (1794) behandelt die Opferung Iphigenies aus der Sicht der verzweifelten Mutter, Circé (1789) – in einem Wechsel aus Erzählung und Monolog – die Qual der von Odysseus verlassenen Zauberin. Der breiter angelegte, halbstündige Amphion auf einen Text von Rousseau gibt eine philosophische Vision einer besseren Welt.
Cherubinis Frühstil war nicht nur von Gluck geprägt, sondern auch von der Musik der französischen Revolution. In der Wiedergabe durch die Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens überwiegen allerdings die lyrischen Elemente. Die Instrumentalisten und der Chor, bei dem die Soprane etwas zu stark heraustreten, pflegen ein harmonisches Klangideal, ohne die Ruppigkeiten, die andere Cherubini-Interpreten betonen.
Das ist in sich auch stimmig. Allerdings sind die Gesangssolisten nicht besonders profiliert. Der Tenor Andreas Karasiak zieht sich als Amphion achtbar aus der Affäre und die etwas arg naiv klingende Maïlys de Villoutreys gefällt als Clytemnestre zumindest mit ihrem jungfräulich reinen Timbre. Doch Ursula Eittinger produziert in der sehr tief liegenden Circé, die mit der Arie "Inutiles efforts" bereits den Meister der Médée ahnen läßt, viel heiße Luft, spricht überwiegend mehr als sie singt.
Ekkehard Pluta [07.02.2014]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Luigi Cherubini | ||
1 | Clytemnestre (Cantata) | 00:15:50 |
5 | La Mort de Mirabeau (Trois choeurs) | 00:10:11 |
8 | Circé (Cantata) | 00:11:41 |
15 | Amphion (Cantata) | 00:27:56 |
Interpreten der Einspielung
- Maïlys de Villoutreys (Sopran)
- Ursula Eittinger (Alt)
- Andreas Karasiak (Tenor)
- Andreas Karasiak (Tenor)
- Kölner Akademie Orchester (Orchester)
- Michael Alexander Willens (Dirigent)