Erich J. Wolff Love Novels ausgewählte Lieder, Gesänge und Klavierwerke
Thorofon CTH2609/2
2 CD • 2h 24min • 2013
03.12.2013
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dies ist schon die vierte Veröffentlichung von Liedern und Klavierstücken Erich J. Wolffs bei Thorofon. Bis vor kurzem war der zu seiner Zeit berühmte Komponist und Liedbegleiter im deutschsprachigen Raum völlig in Vergessenheit geraten. In den Vereinigten Staaten, wo er 1913 im Alter von 38 Jahren völlig unerwartet an den Folgen einer Ohrenoperation starb, werden seine Werke gelegentlich noch aufgeführt. Rebecca Broberg stieß während ihres Studiums in Baltimore durch Zufall auf eine Komposition von ihm. Das war der erste Auslöser für eine Wiederentdeckung seines Œuvres, die sie seither zusammen mit dem entdeckungsfreudigen Musikwissenschaftler und Regisseur Peter P. Pachl systematisch betreibt.
Die Mühe des Ausgrabens hat sich gelohnt. Wolff ist zu Unrecht ins musikgeschichtliche Abseits geraten. Seine Kompositionen, insbesondere die Lieder, sind vom Geist des Fin-de-siècle geprägt, setzen die Anregungen durch Bewegungen wie Naturalismus, Impressionismus, Symbolismus und vor allem Jugendstil musikalisch phantasievoll um. Seine auf dieser Doppel-CD zusammengestellten Lieder gehen auf Texte von Detlev von Liliencron, Otto Julius Bierbaum, Christian Morgenstern und Jens Peter Jacobsen zurück, man begegnet aber auch heute nicht mehr bekannten Autoren wie Caesar Flaischlen, Maria Janitschek (Verfasserin des einst skandalumwitterten Novellen-Zyklus „Die neue Eva“) und Emil Faktor. Wie Gustav Mahler hat sich Wolff auch immer wieder von der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ anregen lassen.
Ein origineller Komponist, ein Neuerer gar wie sein Freund Arnold Schönberg war Wolff zweifellos nicht, eher ein in allen Stilen beheimateter Eklektiker. Da gibt es immer wieder mal déjà-écouté-Erlebnisse, aber trotz eines Œuvres von mehr als 180 Liedtiteln war er kein Serienfabrikant, seine Musik klingt immer unverbraucht und inspiriert, und so wird man auch über die Dauer von zweieinhalb Stunden des Zuhörens nicht müde.
Jedenfalls nicht in der Wiedergabe durch die Sopranistin Rebecca Broberg und den Pianisten Hans Martin Gräbner. Sie haken dieses Randrepertoire nicht routiniert ab, wie es oft bei Gesamteinspielungen weniger bekannter Komponisten geschieht, sondern graben sich regelrecht in die Lieder ein, jede dieser lyrischen und dramatischen Miniaturen erhält ein eigenes Profil. Die Sängerin, die sich in Opernpartien von Richard und Siegfried Wagner einen Namen gemacht hat, erweist sich hier ein weiteres Mal als berufene Lied-Interpretin, die bei größtmöglicher Textdeutlichkeit den intimen, persönlichen Ton findet, der in Wolffs Gesängen gefordert ist. Sie vermittelt in den Liebesliedern Wärme und Sinnlichkeit, setzt aber auch charakteristische komödiantische Akzente, etwa in der Militärsatire Der Rekrut oder in Die widerspenstige Braut, dem trotzigen Aufbegehren einer werdenden Nonne.
Ergänzt wird die Liedersammlung durch drei unterschiedlich anspruchsvolle Klavierzyklen Wolffs, die von Chrysanthie Emmanuouilidou mit diskreter Bravour gemeistert werden.
Ekkehard Pluta [03.12.2013]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Erich J. Wolff | ||
1 | Alle Dinge haben Sprache op. 19 Nr. 2 | 00:03:41 |
2 | Sommer op. 17 Nr. 1 | 00:02:23 |
3 | Sehnsucht op. 17 Nr. 2 | 00:05:22 |
4 | Einen Sommer lang op. 17 Nr. 4 | 00:02:54 |
5 | Ein Sonntag op. 17 Nr. 5 | 00:01:51 |
6 | Glückes genug op. 17 Nr. 6 | 00:03:34 |
7 | Frühling schaukelt auf den Zweigen op. 6 Nr. 1 (aus: Eine Liebesnovelle op. 6) | 00:03:52 |
8 | O glutdurchwehte Sommerlust op. 6 Nr. 2 (aus: Eine Liebesnovelle op. 6) | 00:07:00 |
9 | Der Herbst ist da, der Herbst ist bunt op. 6 Nr. 3 (aus: Eine Liebesnovelle op. 6) | 00:04:46 |
10 | Mädchenfrage op. 18 Nr. 5 | 00:03:50 |
11 | Die alte Geige op. 22 Nr. 1 | 00:02:43 |
12 | Der Rekrut op. 22 Nr. 3 | 00:02:04 |
13 | Liebesmelodie op. 22 Nr. 6 | 00:01:34 |
14 | Und Rosen blühen op. 22 Nr. 7 | 00:02:31 |
15 | Es ist alles wie ein wunderbarer Garten op. 19 Nr. 4 | 00:02:18 |
16 | Capriccio appassionato op. 7 Nr. 1 | 00:05:05 |
17 | Gavotte antique op. 7 Nr. 2 | 00:03:07 |
18 | Amoroso op. 7 Nr. 3 | 00:02:54 |
19 | Valse Papillon op. 7 Nr. 4 | 00:04:15 |
20 | Die schwarze Laute op. post. 7 | 00:02:24 |
21 | Erster Schnee op. post. 8 | 00:02:11 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Frühlingskinder op. post. 24 | 00:02:31 |
2 | Der tote Lenz op. post. 13 | 00:02:39 |
3 | Die widerspenstige Braut op. post. 29 | 00:02:11 |
4 | Maria und der Schiffer op. post. 37 | 00:02:48 |
5 | Der Steinklopfer op. 11 Nr. 2 | 00:05:19 |
6 | Die Spinnerin op. 24 Nr. 10 | 00:03:34 |
7 | Konzert Etüde b-Moll op. 16 Nr. 1 | 00:04:55 |
8 | Konzert Etüde op. 16 Nr. 2 (Etude Arabesque) | 00:06:00 |
9 | Konzert Etüde cis-Moll op. 16 Nr. 3 | 00:05:49 |
10 | Nach meiner Lieb' viel hundert Knaben trachen op. post. 41 | 00:02:38 |
11 | Ich wollt, dass der verhindert mich op. post. 31 | 00:01:13 |
12 | Ich bin gen Baden gezogen op. post. 26 | 00:01:42 |
13 | Wenn ich den ganzen Tag geführt hab' meine Klag' op. post. 55 | 00:03:07 |
14 | Ach,hartes Herz, lass dich doch eins erweichen op. post. 3 | 00:03:02 |
15 | Recht wie ein Leichnam wandle ich umher op. post. 44 | 00:03:23 |
16 | Dir op. post. 46 | 00:02:42 |
17 | Der Tod op. post. 52 | 00:01:45 |
18 | Sommernacht op. 18 Nr. 3 | 00:02:56 |
19 | Landschaft op. 26 Nr. 1 | 00:03:46 |
20 | Seidenschuh' über Leisten von Gold op. 26 Nr. 2 | 00:02:37 |
21 | Flieg' hin, mein Kiel! op. 26 Nr. 4 | 00:01:39 |
22 | Reim op. 26 Nr. 5 | 00:01:05 |
23 | Meine Braut führ' ich heim op. 26 Nr. 6 | 00:01:25 |
24 | Und Alles gehöret uns op. 19 Nr. 7 | 00:02:21 |
Interpreten der Einspielung
- Rebecca Broberg (Sopran)
- Hans Martin Gräbner (Klavier)
- Chrysanthie Emmanouilidou (Klavier solo)