Amstel Quartet
Amstel Tracks Now!
Challenge Classics CC72534
1 CD • 76min • 2011
10.04.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Der relativ neue Ensembletypus des Saxophonquartetts ist längst dort angekommen, wohin sich etwa auch die vielfältigen Blechbläserformationen in den 1970er und 80er Jahren vorgearbeitet hatten: Vier Saxophone können im Grunde genommen vom Mittelalter bis hin zu den Zeitgenossen alles spielen, was innerhalb eines vierstimmigen Satzes halbwegs vertretbar wiederzugeben ist. Die Frage ist nur, ob sie es auch sollen, insbesondere, ob dies auf CD geschehen muss: Oft entpuppt sich diejenige Schnurre oder Grille, die in einem Konzert noch durchzugehen vermag, zuhause gehört als leere und letztlich überflüssige Stilübung.
Das ist auf dem aktuellen Album des Amstel Quartets anders. Unter dem Titel „Amstel Tracks NOW!“ haben die Holländer zum zweiten Mal nach dem Album „Amstel Tracks“ von 2004 Stücke zusammengespannt, die für sie tatsächlich auch geschrieben oder arrangiert wurden. Es ergibt sich beim Hören also nicht der abgedroschene Parcours von Bach zum Jazzstandard, sondern es wird durchaus reizvoll zwischen Tradition und Moderne gesprungen. Was jedoch in erster Linie sowohl den Bach als auch den Brahms wie sogar auch den Barber (das Adagio musste wohl sein) der Amstels sehr hörenswert macht, ist deren Kunst, eine überaus bewußte Phrasierung mit einem beeindruckenden Klangsinn zu verbinden. Das Bach'sche Choralvorspiel „Nun komm, der Heiden Heiland“ BWV 659 beginnt wirklich zu leuchten, die Amstels setzen nicht nur auf die orgelgleiche Geschlossenheit des Saxophonquartetts; auch das „Poco Allegretto“ aus Brahms driter Sinfonie atmet gewissermaßen mit sinfonischer Lunge. Das Geheimnis ist – man höre auch Mozarts Adagio & Fuga KV 546 -, dass schon ein einziger Tuttischlag und eine einzige Linie feinsinnig vibrieren und modulieren.
Die zeitgenössischen Werke kann man alle cum grano salis minimalistisch nennen, ob sie nun eher filmmusikalisch plakativ gehalten sind wie Nymans Streichquartett Nr. 2, rhythmisch pikant wie Lagos Ciuadades oder fernöstlich-poetisch wie Tan Duns Skizzen. In diesem Kontext haben sie alle ihre Berechtigung, weil sie die kunstvolle Artikulation und Klangmodulation des Amsel Quartetts herausstellen.
Prof. Michael B. Weiß [10.04.2012]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Nun komm, der Heiden Heiland BWV 659 | 00:05:11 |
Guillermo Lago | ||
2 | Ciudades | 00:11:29 |
5 | 3. Satz, Poco allegretto (aus: Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90) | 00:07:01 |
Michael Nyman | ||
6 | String Quartet Nr. 2 | 00:09:28 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
9 | Adagio und Fuge c-Moll KV 546 | 00:07:10 |
Samuel Barber | ||
11 | Adagio for Strings op. 11 | 00:07:37 |
Jan Pieterszoon Sweelinck | ||
12 | Fantasia chromatica SwWV 258 (Dorisch) | 00:07:48 |
Jean Rivier | ||
13 | Grave et Presto | 00:08:25 |
Maurice Ravel | ||
14 | Pavane pour une infante défunte | 00:05:34 |
Tan Dun | ||
15 | Eight Sketches in Water Colour (Floating Clouds, Ancient Burial, Sunrain) | 00:06:10 |
Interpreten der Einspielung
- Amstel Quartet (Ensemble)