Jump!
Maximilian Hornung
Sony Classical 88697749242
1 CD • 71min • 2010
07.03.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Maximilian Hornungs Sony-CD mit populären Solostücken und anheimelnden Bearbeitungen trägt auf dem Cover das Motto „Jump“. Es kann sich nur auf das Foto beziehen. Der Cellist, dessen Namen in weißer Schrift deutlich abgebildet ist, bewältigt mit weit ausgebreiteten Armen den Quasi-„Wetten dass!“-Sprung über den Instrumentenbehälter. Die Bemerkung „in weißer Schrift“ ist insofern bewusst gewählt, weil die Pianistin, also seine Kammermusikpartnerin, die ukrainische Pianistin Milana Chernyavska, mit schwarzen, extrem klein gehaltenen Lettern im verdunkelten Farbspektrum des Grafikers kaum zu identifizieren ist. Natürlich wird hier seitens des Produzenten vor allem der junge Cello-Star protegiert. Aber man sollte sich doch gerade in einer Zeit der Quoten-Debatte von solch antiquierten Zurücksetzungen verabschieden!
Der Augsburger Maximilian Hornung (Jg. 1986) gewann 2005 den Deutschen Musikwettbewerb. Unterstützt wird er als Stipendiat der Anne-Sophie Mutter Stiftung e.V. Neben seiner sozusagen hauptberuflichen Tätigkeit als 1. Solocellist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks widmet er sich solistischen und kammermusikalischen Aufgaben (u.a. mit Christian Tetzlaff, Mischa Maisky und als Mitglied des inzwischen wohlbekannten Tecchler-Trios, mit dem er 2007 den Münchner ARD-Wettbewerb gewann).
Hornung und die solide, auch in bisweilen stark untergeordneter Funktion aufmerksam, aber klanglich unauffällig begleitende Milana Chernyavska bieten ein buntes Programm mit einigen Leckerbissen aus dem Archiv der originalen und adaptierten Miniaturen. Im Zentrum steht Hornungs Transkription von Gustav Mahlers Lieder eines fahrenden Gesellen. Während die Arrangeure der bekannten Stücke etwa von Fauré (Isserlis), Schubert (Grützmacher) oder Bach (Leonard Rose) in der Titelei deutlich vermerkt sind, muss man schon die Lesebrille aktivieren, um Hornung als Co-Autor kleinstgedruckt am Ende der zweiten Titelseite im Begleitheft auszumachen. Zu Unrecht diese Bescheidenheit, denn Mahlers zwischen Unschuld, Bitternis, Raffinesse und Volkstümlichkeit vermittelnden, ja gelegentlich aufgeriebenen Fahrens-Lieder entbehren in dieser Fassung keineswegs der liedhaften Eindringlichkeit. Hornungs „sprechender“, vor allem aber sprechend eingesetzter Ton erhellt und übersetzt damit im nonverbalen Bereich die zu Grunde liegenden Texte.
Das Programm enthält neben einigen cellistischen Unverzichtbarkeiten auch Raritäten wie etwa eine – mir bislang unbekannte – Romanze von Scriabin oder auch Debussys frühreife Nocturne und Scherzo-Kombination. Programmatische Findigkeit dieser Art ist zu begrüßen, zumal Hornung für jede dieser Aufgaben eigene Farben in Verbindung mit pointierter Deklamation aufträgt.
Der Redaktion des Booklet sei verraten, dass die Bezeichnung „Moment musicaux" den Plural der sechs entsprechenden Schubert-Stücke (D 780) bezeichnet. Spielt einer nur das Dritte, dann sollte es als „Moment musical" benannt werden…
Vergleichsaufnahme: Bloch: Nigun – Perlman – Goodman (EMI MVD 9912433).
Peter Cossé † [07.03.2011]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Alexander Scriabin | ||
1 | Romance major | 00:01:57 |
Frank Bridge | ||
2 | Serenade | 00:02:35 |
Heitor Villa-Lobos | ||
3 | Song of a Black Swan | 00:02:51 |
Claude Debussy | ||
4 | Nocturne et Scherzo for Violoncello and Piano | 00:04:15 |
Gabriel Fauré | ||
5 | Morceau de Concours | 00:02:48 |
Franz Schubert | ||
6 | Moments musicaux op. 94 D 780 | 00:02:19 |
Gustav Mahler | ||
7 | Wenn mein Schatz Hochzeit macht (aus: Lieder eines fahrenden Gesellen) | 00:03:57 |
8 | Ging heut' morgen übers Feld (aus: Lieder eines fahrenden Gesellen) | 00:04:10 |
9 | Ich hab' ein glühend Messer (aus: Lieder eines fahrenden Gesellen) | 00:03:01 |
10 | Die zwei blauen Augen (aus: Lieder eines fahrenden Gesellen) | 00:05:15 |
Ernest Bloch | ||
11 | Prayer (from: From Jewish Life) | 00:04:49 |
12 | Nigun | 00:07:35 |
Johann Sebastian Bach | ||
13 | Air D major (from: Ouvertüre (Suite) Nr. 003 BWV 1068 D-Dur) | 00:05:32 |
Nadia Boulanger | ||
14 | Pièce Nr. 1 es-Moll | 00:02:47 |
15 | Pièce Nr. 2 a-Moll | 00:01:55 |
16 | Pièce Nr. 3 cis-Moll | 00:02:33 |
Anton Webern | ||
17 | Zwei Stücke für Violoncello und Klavier | 00:04:44 |
Charles Chaplin | ||
19 | Filmmusik aus Limelight | 00:03:18 |
Georges Boulanger | ||
20 | Georgette | 00:04:21 |
Interpreten der Einspielung
- Maximilian Hornung (Violoncello)
- Milana Chernyavska (Klavier)