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Besprechung CD

Johann Georg Albrechtsberger Music for Entertainment with Flute

Hungaroton HCD 32647

1 CD • 78min • 2010

12.08.2010

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Er galt als bester Organist seiner Epoche und unbestrittener Experte des Kontrapunkts: Johann Georg Albrechtsberger (1736-1809). Beides ließ ihn zu einem der gesuchtesten Kompositionslehrer im Wien des zu Ende gehenden 18. Jahrhunderts aufsteigen. Und das will schon etwas heißen in Anbetracht nicht gerade geringer, hochprominenter Konkurrenz auf pädagogischem Gebiet, wie etwa der von Joseph Haydn. Auf Mozarts Empfehlung hin war Albrechtsberger vom Vizekapellmeister zum Musikchef des Wiener Stephansdoms avanciert. Mit diesem Posten besetzte er im Reich Kaiser Josephs II. eine Art Schlüsselposition, die weit über rein kirchenmusikalische Belange hinausging. Als Aushängeschild par excellence für Österreichs kunstsinnige Hauptstadt konnte und wollte man auf Albrechtsberger bald nicht mehr verzichten. Die Liste seiner Schüler spricht für sich: Hummel, Beethoven, Franz Xaver Mozart u. v. a. Ihrem (konservativen) Lehrer blieben diese zumeist in Dankbarkeit verpflichtet und begegneten der souveränen Meisterschaft seiner Sakralwerke mit tiefem Respekt.

Doch wie hört sich nun Unterhaltungsmusik von einer solchen Kapazität an? Überwiegend stammen die hier vorliegenden, klein besetzten Werke aus der Anfangsphase von Albrechtsbergers Niederlassung in der Habsburg-Metropole im Jahr 1768. Es handelt sich um (für ihn untypische) Gelegenheitsstücke zum „Haus- und Gartengebrauch“. Sie erklangen wohl bei Festessen, nachmittäglichen Kammermusikzusammenkünften, als Tanzmusik bei Bällen und Hochzeiten etc. – open air oder indoor. Zwischen Barocksuite und drei- bis viersätziger Sonatenform angesiedelt, folgen sie einer stereotyp wirkenden Abfolge von Einzelsätzen, die stets mindestens ein Menuett einschließt.

Hätten die Mitglieder des Savaria Baroque Orchestra insgesamt etwas „schmissigere“ Tempi bevorzugt, würde der – gerade bei dieser Musik – wenig zuträgliche Eindruck allzu großer Buchstabiertheit möglicherweise nicht in derartigem Umfang entstehen. So meint die Vortragsbezeichnung „Allegro moderato“ (wie im Eingangssatz des B-Dur-Notturnos) kein lebhafteres Moderato, sondern dezidiert ein gemäßigtes Allegro. Am meisten ausgefeilt kommt die Wiedergabe des reifen A-Dur-Quintetts von 1801 daher. Endlich werden hier Unterschiede zwischen den Charakteren der beiden enthaltenen Menuette erkennbar; was doch selbstverständlich sein sollte, wenn das eine mit „Moderato“, das andere mit „Vivace“ überschrieben ist … Bedauerlicherweise klebt die Anmutung des Allegro-Finales dann wieder zu sehr am vorangegangenen Vivace-Menuett.

Trotz redlichen Bemühens um Klangschönheit und rhythmisch-agogische Exaktheit – insbesondere der untadeligen Solisten Pál Nemeth (Flöte) und Andrea Vigh (Harfe) – muss attestiert werden, dass sich das tempomäßige und dynamische Niveau dieser Aufnahme fast ausschließlich auf Gleichmaß stützt. Durchaus vorhandene Steigerungsmöglichkeiten voll auszunutzen, bleibt das Ensemble leider schuldig. Der Grund hierfür? Lässlichkeit oder ein fundamentales Missverständnis der spezifischen Ästhetik, die der musikalischen Stilperiode genannt „Klassik“ innewohnt. Den eingespielten profanen Kompositionen Albrechtsbergers kaum echte Kontraste zuzubilligen, mag zwar deren Primärfunktion als Hintergrundmusik im Rokoko entsprechen, nicht aber den genuinen Gestaltungsmöglichkeiten, die in diesen keinesfalls eintönigen, sondern delikaten „Galanterien“ stecken. Die Aufgabe heutiger Interpreten besteht ja gerade darin, solche Chancen zu erkennen und auszuloten. Zur historischen Information taugt’s freilich allemal.

Richard Eckstein [12.08.2010]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Georg Albrechtsberger
1Divertimento in C (à 4) 00:13:29
6Partita in C 00:10:21
10Notturno B-Dur (à 4) 00:12:48
14Divertimento in G (à 4) 00:14:01
19Partita in D 00:11:04
22Quintetto A-Dur 00:15:33

Interpreten der Einspielung

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