Historische Orgeln in Frankreich Vol. 6
Sinus Sin 3006
1 CD • 61min • [P] 2009
26.11.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Omnia ad maiorem Dei gloriam“ – Alles zur größeren Ehre Gottes. Der Wahlspruch der Gesellschaft Jesu steht gleichsam dem auf dieser CD vorgestellten Orgelbauwerk voran. Der heute als französische Militärakademie genutzte Schlosskomplex La Flèche wurde 1603 den Jesuiten als Schenkung überlassen, verbunden mit der Auflage, dort ein Gymnasium zu errichten und zu betreiben. Berühmte Wissenschaftler wie z.B. René Descartes haben das Prytaneum La Flèche besucht. Und so verwundert es auch nicht, dass die großen geistlichen Förderer von Kunst, Musik und Theater auch für eine repräsentative Orgel in ihrer Kollegskirche Saint-Louis gesorgt haben. Dieses Instrument (Levasseuer 1641) stellt der Schweizer Organist Albert Bolliger nun in der verdienstvollen Reihe „Historische Orgeln in Frankreich Vol. 6“ mit Werken von Lebègue, Dandrieu, Balbastre und d'Agincourt vor.
Um es gleich vorweg zu sagen, das Instrument klingt wunderbar, die Zungen kernig und doch nie steil im Klang, alle Mixturen prächtig und dennoch nicht schrill, Soloregister mit sehr individuellen Charakteren (vor allem der Cornett im Grand Orgue ist eine wahre „Ohrenweide“). Und dann ist da noch die nur wenig ungleich schwebende Stimmung, die uns gleichschwebend verdorbenen Hörern doch sehr angenehm vorkommt, wenn sie auch sicherlich nicht den Stimmungsstandard der damaligen Zeit wiedergibt.
Die Werke sind gut ausgesucht und bieten einen ansprechenden Querschnitt durch die Orgelmusik des ausgehenden 17. Jahrhunderts in Frankreich. Vielleicht wäre es auch reizvoll gewesen, Musik aus der Bauzeit des Instrumentes in die Auswahl mit einzubeziehen. Das Booklet bietet ausführliche Hintergrundinformationen zur Geschichte der Akademie, der Registrierung in den einzelnen Stücken und den jeweiligen Komponisten. Die Baugeschichte und die Spezifika französischer Barockorgeln im allgemeinen und des hier vorgestellten Instrumentes in La Flèche im besonderen kommen im Vergleich dazu etwas zu kurz – der interessierte Organologe dürstet nach mehr! Etwas mehr erwartet man auch von der Interpretation Albert Bolligers. Die Spielweise wirkt in den ornamentischen Passagen doch recht gerade und insgesamt etwas verhalten. Das ist zwar Jammern auf hohem Niveau – aber ein so klangschönes Instrument würde durchaus eine etwas lebhaftere Spielweise vertragen.
Frank Höndgen [26.11.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Nicolas Lebègue | ||
1 | Simphonie in D | 00:03:16 |
2 | Élévation in G | 00:03:07 |
Anon. | ||
3 | Suite in d | 00:07:35 |
Mathieu Landes | ||
8 | Rondeau | 00:02:49 |
Jean-François Dandrieu | ||
9 | Offertoire in g | 00:10:33 |
14 | O Filii et Filiae | 00:08:09 |
15 | Marchons, marchons gaiement (Noël) | 00:02:45 |
16 | Noël de Saintonge | 00:02:42 |
Claude Bénigne Balbastre | ||
17 | Trio for Organ | 00:03:16 |
18 | Air for Organ | 00:03:18 |
19 | Carillons des Morts | 00:04:05 |
Jacques André François Agincourt | ||
20 | Pièces de 6e ton | 00:07:39 |
Interpreten der Einspielung
- Albert Bolliger (Orgel)