Neujahrskonzert 2009
Decca 478 1133
2 CD • 1h 45min • 2009
04.02.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was am 1. Januar 2009 im Wiener Musikvereinssaal geschah, war die 69. Durchführung des legendären Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker. Es ist längst zum medial perfekt verwertbaren Top-Ereignis geworden. 13 Dirigenten waren bisher fürs Tönende zuständig – einige mit vereinzelten Auftritten, andere kehren regelmässig ans begehrte Pult zurück. Die Nummer 14 in dieser Galerie ist – obwohl auf der Prominenz-Skala der Maestri ganz oben rangierend und ansonsten in Wien schon wiederholt zu Gast – ein Neuling bei diesem Anlass: Daniel Barenboim, gerade 66 Jahre alt geworden.
Selbstverständlich möchte auch Barenboim ein paar Wegmarken in dem traditionellen Ablauf setzen. Unter den 19 gespielten Stücken (Zugaben eingeschlossen) befinden sich immerhin sechs, die noch nie in diesem Zusammenhang dargeboten worden sind. Eines fällt besonders aus dem Rahmen, aber das ist natürlich kein Zufall, denn Joseph Haydn ist – zu seinem 200. Todestag – der Regent des Jahres; Es ist das Finale der Abschiedssinfonie Nr. 45 fis-Moll, bei dem die Musiker nach und nach das Podium verlassen. Das bleibt bei der CD-Wiedergabe freilich ein getrübter Genuss, denn das Publikum schmunzelt und lacht und klatscht, so dass die Musik fast gänzlich verschwindet. Wir ahnen, was im Saal an Heiterem abläuft, aber wer es genau wissen will, muss zur gleichzeitig erschienenen DVD-Edition greifen, die mit der TV-Übertragung am Neujahrsmittag identisch ist.
Weitere Eigenheiten des Barenboim-Programms neben den bekannten Hits sind etwa der Johann-Strauss-II-Walzer Märchen aus dem Orient (um auf Barenboims Einsatz zur Versöhnung im Nahen Osten hinzuweisen, angespielt wird auf sein West-Eastern Divan Orchestra). Die Rosen aus dem Süden dagegen waren offenbar ein Wunsch seiner Frau, der russischen Pianistin Elena Bashkirova. Im zweiten Teil gibt’s gelegentlich, abgestimmt auf Haydns Esterházy-Tätigkeit, Stücke mit ungarischem Einschlag. Nicht fehlen darf, versteht sich, eine Kurzansprache des Maestro, auf Englisch übrigens – er drückt die Hoffnung auf Frieden in der Welt aus.
Und was liegt rein musikalisch vor, ohne DVD? Die Interpretation Barenboims, der ja kaum unbedingt als Johann-Strauss-Spezialist gilt, neigt zur Schmissigkeit. Satt und durchaus mit Elan werden die diversen Piècen attackiert, der gutsitzende Effekt wird keineswegs gescheut. Kräftig wird zugelangt, doch die Wiener Philharmoniker werfen natürlich auch, wo nötig, ihre „schmelzenden“ Qualitäten in die Waagschale. Kurzum, man hört durchaus beschwingtes Musizieren – eine persönliche Handschrift Barenboims allerdings kann ich nicht erkennen. Flotte Kostproben eines Routiniers eben.
Mario Gerteis † [04.02.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Strauß (Sohn) | ||
1 | Eine Nacht in Venedig (1883) | |
2 | Märchen aus dem Orient op. 444 (Walzer) | |
3 | Annen-Polka op. 117 | |
4 | Schnellpost-Polka (Polka schnell) | |
5 | Rosen aus dem Süden op. 388 | |
6 | Freikugeln op. 326 (Polka schnell) | |
7 | Ouvertüre (aus: Der Zigeunerbaron) | |
8 | Einzugs-Marsch | |
9 | Schatz-Walzer op. 418 (Bearb. für Klavier, Harmonium und Streichquartett) | |
Joseph Hellmesberger (Jun.) | ||
10 | Valse espagnole | |
CD/SACD 2 | ||
Johann Strauß (Vater) | ||
1 | Zampa-Galopp op. 62 | |
Johann Strauß (Sohn) | ||
2 | Alexandrinen-Polka op. 198 (Polka française) | |
3 | Unter Donner und Blitz op. 324 (Polka schnell) | |
Josef Strauß | ||
4 | Sphärenklänge op. 235 (Walzer) | |
Johann Strauß (Vater) | ||
5 | Éljen a Magyar! op. 332 (Polka schnell) | |
Joseph Haydn | ||
6 | Sinfonie Nr. 45 fis-Moll Hob. I:45 (Abschiedssinfonie) | |
Johann Strauß (Sohn) | ||
7 | So ängstlich sind wir nicht! op. 413 (Polka schnell) | |
9 | An der schönen blauen Donau op. 314 (Walzer) | |
Johann Strauß (Vater) | ||
10 | Radetzky-Marsch op. 228 |
Interpreten der Einspielung
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Daniel Barenboim (Dirigent)