Baroque Trumpet Concertos
Naxos 8.570501
1 CD • 59min • 2006, 2007
14.11.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Ohne Zweifel trennt in der Trompeten-Szene das souveräne, dabei immer klangschöne Beherrschen selbst der höchsten Lagen der Piccolo-Trompete die Spreu vom Weizen. Dass der in Ludwigsburg/Baden-Württemberg geborene Thomas Reiner zu den wenigen handverlesenen Künstlern gehört, die – wie es das Booklet andeutet – in der Lage sind, beispielsweise die technisch höchst anspruchsvolle Partie in Bachs zweitem Brandenburgischen Konzert wie selbstverständlich zu bewältigen, kann man nach dem Hören seiner neuen CD bedenkenlos unterschreiben. Zudem teilt sich dem Hörer auf der Einspielung von Trompetenkonzerten des Barocks Reiners große Spielfreude, seine raffinierte und wohlüberlegte Verzierungskunst, sein Klangverständnis sowie seine Liebe zur Barockmusik und zur Piccolo-Trompete unmittelbar mit.
Der Markt ist nun wirklich nicht arm an barocken Trompeten-CDs. Doch gleich mehrere Umstände heben Reiners Naxos-Debüt aus der Vielzahl der Konkurrenzprodukte heraus. Zunächst fällt auf, dass Thomas Reiner trotz eines sehr sportiven Ansatzes keineswegs nur mit funkelndem Trompetenfeuerwerk blendet, sondern im geistvollen Wechselspiel mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Sebastian Tewinkel jede Partitur mit spielerisch variabler Leichtigkeit und Eleganz nuancenreich auszuloten versteht. Dann ist da das Repertoire: Originalwerken von Giuseppe Torelli, Georg Friedrich Händel, Johann Friedrich Fasch, Domenico Gabrieli und Georg Philipp Telemann stehen Transkriptionen dreier Oboenkonzerte von Albinoni, Händel und Telemann gegenüber. Letztere stellen aufgrund ihrer Tonarten und der auf Oboe zugeschnittenen Schreibweise enorme Herausforderungen an jeden Trompeter. Diese meistert der Erb- und Komischke-Schüler Thomas Reiner aber mit einem makellosen Ansatz und einer beeindruckenden Atemstütze. Hinzu kommen große gestalterische Fähigkeiten: eine derart natürliche und präzise Artikulation sowie ausdrucksvolle Phrasierung, wodurch der Eindruck entsteht, als handle es sich bei diesen Werken eben doch um Originalkompositionen für Trompete.
Eine weitere Besonderheit dieser Einspielung: Händels Oboenkonzert Nr. 3 g-Moll HWV 287 wurde zuletzt vor vierzig Jahren aufgenommen – von Maurice André. Tatsächlich meint man, Ähnlichkeiten in der Kunst Andrés und Reiners hören zu können. Reiner klingt jedoch ungleich lebendiger und tänzerischer. So formt er in Händels Oboenkonzert einen geradezu elektrisierenden Ton zwischen lyrischer Klage und strahlendem Jubel. Höhepunkt der Aufnahme ist aber mit Sicherheit die Wiedergabe von Albinonis Oboenkonzert d-Moll op.9/2, die selbst in den hohen Registern mit einer perfekten Balance zwischen (dezenter) Virtuosität und geschmeidig ausgesungener Kantabilität glänzt.
Nicht zuletzt überzeugen die Frische und Stilsicherheit, mit denen Reiner das hier vorgelegte Barockrepertoire entstaubt – mit denen er aber auch das kompakt, hin und wieder allerdings zu ebenmäßig musizierende Pforzheimer Orchester deutlich hinter sich lässt.
Christof Jetzschke [14.11.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Torelli | ||
1 | Sinfonia D-Dur G 4 | 00:03:12 |
Tomaso Albinoni | ||
4 | Konzert d-Moll op. 6 Nr. 4 für Trompete und Streicher | 00:10:46 |
Georg Friedrich Händel | ||
7 | Suite D-Dur HWV 341 | 00:07:46 |
Johann Friedrich Fasch | ||
12 | Concerto à 8 D-Dur FWV L:D1 für für für | 00:06:05 |
Georg Friedrich Händel | ||
15 | Konzert g-Moll HWV 287 für Oboe, Streicher und basso continuo | 00:08:21 |
Domenico Gabrielli | ||
19 | Sonata Nr. 4 D-Dur für Trompete | 00:05:36 |
Georg Philipp Telemann | ||
24 | Konzert f-Moll TWV 51:f1 für Oboe, Streicher und B.c. | 00:08:07 |
27 | Sonata D-Dur TWV 44:1 | 00:08:43 |
Interpreten der Einspielung
- Thomas Reiner (Trompete)
- Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim (Orchester)
- Sebastian Tewinkel (Dirigent)