Elisabeth Schwarzkopf
In Oper, Operette und Lied
Profil PH06068
2 CD • 2h 08min • 1939-1955
20.04.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Seitdem die gleitende 50-Jahre-Schutzfrist, außerhalb derer Musikaufnahmen keinem Rechtsschutz mehr unterliegen, also für jedermann frei verfügbar sind, die publikationsträchtige und aufnahmetechnisch avancierte LP-Ära erreicht hat (ca. 1950), ist die Zahl der Wiederveröffentlichungen historischer Aufnahmen deutlich gestiegen. Denn für kleine, finanzschwächere CD-Labels bieten die reich bestückten Altkataloge solcher Großfirmen wie EMI ein gefundenes Fressen, um das eigene Angebot mit interessanten Aufnahmen aufzustocken und aufzuwerten. Solange mit dem Material adäquat umgegangen, es vor allem sorgsam akustisch restauriert wird, kann man darüber streiten, ob diese Praxis, wenn schon juristisch unbedenklich, als Geschäftsgebaren „sauber“ ist. Musikfans sind sicher dann auf der Seite des um die Wiederveröffentlichung bemühten Labels, wenn sich die Ursprungsfirma desinteressiert zeigt. Bei den vorliegenden beiden CD’s handelt es sich indes fast ausschließlich um Titel aus dem EMI-Bestand, die von der EMI inzwischen längst wieder – zum Teil sogar mehrfach – auf den Markt gebracht wurden; die Opern und Operetten, aus denen das Label Profil nur die Schwazkopf-Szenen bringt, sogar in kompletter Form.
Zweifellos zählen die Lieder und Operettenarien zu den mit den großen Opernaufnahmen der Schwarzkopf künstlerisch gleichwertigen wichtigen Komponenten ihrer Discographie. Ja, es gibt Kenner, für die das Vilja-Lied oder das Auftrittscouplet der Hanna Glawari aus der Lustigen Witwe zu Kulteinspielungen zählen. Hier gießt die Sopranistin ein wahres Füllhorn von delikaten farblichen und dynamischen Abtönungen, subtilen Ausdrucksnuancen und artikulatorischen Finessen aus. Sie selbst hat einmal gesagt, dass sie eigentlich nur Farben singe. Wobei Farbe aber nicht nur das oberflächliche Erscheinungsbild der Vokale meint, sondern die dahinterliegende Gefühlspalette.
Gewiss war Elisabeth Schwarzkopf ein gesangliches Unikat, eine künstlerische Individualistin, dabei aber keineswegs eine vokale „Einzelgängerin“, deren Timbre sich durch seine spezifische Eigenart nicht mit anderen Stimmklängen vertrug. Im Gegenteil: der Reiz ihres Soprans scheint sich sogar noch zu steigern, wenn er mit anderen hochkarätigen Frauenstimmen konfrontiert wird. Im Abendsegen und im Tanz-Duett aus Hänsel und Gretel (mit Elisabeth Grümmer), in der Rosenüberreichungsszene aus dem Rosenkavalier und in den zauberhaften Mährischen Duetten (mit Irmgard Seefried) verschmilzt Schwarzkopfs Sopran mit den Stimmen ihrer Kolleginnen zu Klangmischungen von edelstem Wohllaut.
Ein Genuss für sich sind, wie gesagt, ihre Operettenaufnahmen. Endlich wird hier einmal dieses vermeintlich so leichte, legere, oberflächliche Genre ernst genommen, klingen die Melodien nicht zuckersüß verkitscht, nicht auftrumpfend pathetisch überpointiert, sondern werden mit souveräner Nonchalance und blitzender Ironie, erlesenem Raffinement und funkelndem Esprit dargeboten.
Walter Fritz † [20.04.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Richard Strauss | ||
1 | Herr, Gott im Himmel (Überreichung der silbernen Rose, 2. Akt) | |
Giacomo Puccini | ||
2 | Du von Eis umgürtet (1. Akt, Arie der Liu - aus: Turandot) | |
3 | O mio babbino caro (Arie der Lauretta - aus: Gianni Schicchi) | |
Engelbert Humperdinck | ||
4 | Brüderchen, komm tanz mit mir | |
5 | Szene des Sandmann und Abendsegen | |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
6 | Exsultate, jubilate KV 165 für Sopran, Orgel und Orchester | |
Antonín Dvořák | ||
7 | Ich schwimm' dir davon op. 32 No. 1 | |
8 | Fliege, Vögelein op. 32 No. 2 | |
9 | Grüne, du Gras op. 32 No. 10 | |
10 | Der Trost op. 32 No. 12 | |
11 | Der Ring op. 32 No. 9 | |
12 | Wasser und Weinen op. 32 No. 7 | |
Johann Strauß (Sohn) | ||
13 | O habet Acht! | |
14 | Seht, dies Gefunkel (Schatzwalzer) | |
15 | Wer uns getraut (from: ) | |
16 | So muß allein ich bleiben | |
17 | Trinke Liebchen, trinke schnell (from: Die Fledermaus) | |
18 | Dieser Anstand so manierlich | |
19 | Klänge der Heimat (from: Die Fledermaus) | |
Franz Lehár | ||
20 | Hab' in Paris mich noch nicht so ganz akklimatisiert | |
21 | Es lebt' eine Vilja, ein Waldmägdelein (Vilja-Lied - from: Die lustige Witwe) | |
22 | Gern, gern wär' ich verliebt | |
23 | Wer hat die Liebe mir ins Herz gesenkt | |
24 | Alles vorbei! Ich möcht einmal wieder die Heimat seh'n | |
Franz von Suppé | ||
25 | Boccaccio | |
Johann Strauß (Sohn) | ||
26 | Wiener Blut |
Interpreten der Einspielung
- Elisabeth Schwarzkopf (Sopran)
- Irmgard Seefried (Sopran)
- Elisabeth Grümmer (Sopran)
- Anny Felbermayer (Sopran)
- Nicolai Gedda (Tenor)
- Gertrud Burgsthaler-Schuster ()
- Karl Stepanek ()
- Rita Streich (Sopran)
- Karl Dönch (Tenor)
- Helmut Krebs (Tenor)
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Philharmonia Orchestra (Orchester)
- Chor des Deutschen Opernhauses Berlin (Chor)
- Orchester des Deutschen Opernhauses Berlin (Orchester)
- Herbert von Karajan (Dirigent)
- Karl Böhm (Dirigent)
- Walter Süsskind (Dirigent)
- Otto Ackermann (Dirigent)
- Walter Lutze (Dirigent)