Antoine Forqueray Pièces de viole
Pan Classics PC 10190
2 CD • 2h 14min • 2004
29.01.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„...Die Bewunderungs-würdige Art, mit welcher die Quatuors von den Herren Blauet, Traversisten; Guignon, Violinisten; Forcroy dem Sohn, Gambisten; und Edouard, dem Violoncellisten, gespielet wurden, verdiente, wenn Worte zulänglich wären, hier eine Beschreibung. Gnug, sie machten die Ohren des Hofes und der Stadt ungewöhnlich aufmercksam, und erwarben mir, in kurtzer Zeit, eine fast allgemeine Ehre, welche mit gehäuffter Höflichkeit begleitet war.“
Soweit Georg Philipp Telemann in seiner Autobiographie aus dem Jahr 1740. Herbst und Winter 1737/38 hatte er in der französischen Metropole verbracht und war von den dortigen Musikern wie einer der Ihren aufgenommen worden. Telemann erwähnt, dass die Crème de la crème des musikalischen Paris seine Werke zu Gehör brachte und damit seinen Ruhm mehrte. Ausdrücklich nennt er auch die Namen: Blavet, Guignon, Edouard und „Forcroy den Sohn“. Mit letzterem – orthographisch nicht ganz korrekt – ist wohl Jean-Baptiste Forqueray (1699–1782) gemeint. Als Spross einer bekannten französischen Musikerdynastie (deren es nicht wenige gab; man denke an die Couperins oder Hotteterres) trat er in die Fußstapfen seines Vaters Antoine, mit dem ihn ein nicht gerade freundschaftliches Verhältnis verband, ließ dieser ihn doch sogar ins Gefängnis werfen und aus Frankreich ausweisen. Jean-Baptiste galt als Wunderkind und zählte schon in jungen Jahren zur ersten Garde französischer Gambisten.
Wie Lucy Robinson im Booklet der vorliegenden CD anhand von Stilvergleichen und Verweisen auf Zeitgenossen schlüssig nachweist, sind die hier unter dem Namen von Antoine Forqueray (Le Père) eingespielten (und unter dessen Namen auch damals veröffentlichten) Pièces de viole wohl eher als Werk von Jean-Baptiste zu betrachten. Die fünf recht umfangreichen Suiten zeichnen sich durch ihre kühne Harmonik und spektakuläre Virtuosität mit schnellem Passagenwerk und schwierigen Akkordverbindungen aus.
Lorenz Duftschmid, Hauptprotagonist der Aufnahme, gehört heute zur Riege der international bekanntesten Gambenspezialisten. Musikalisch überzeugt sein Spiel, jedoch stellt die Tontechnik die Sologambe zeitweilig völlig unterbelichtet ins Abseits; besonders bei virtuosen Läufen ist Duftschmid manchmal nur noch zu erahnen und wird von seiner (ansonsten vorzüglichen) Begleittruppe überdeckt. Schade eigentlich.
Was der hübsche und aufwendig gestaltete Digi-Pack verspricht, vermag der Inhalt auch sonst nicht in jeder Hinsicht einzulösen: Duftschmids Biographie gerät außerordentlich voluminös und unnötig detailliert, die Anmerkungen zu den Werken sind etwas verwirrend, und die Trackangaben der zweiten CD im Booklet sind falsch (nach Nr. 18, dem letzten Stück der 1. CD folgt dann CD 2 mit den Tracks 19„“–‘31. Ein CD-Spieler folgt einer anderen Logik…).
Heinz Braun † [29.01.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antoine Forqueray | ||
1 | Suite I d-Moll | |
2 | Suite II G-Dur | |
3 | Suite III D-Dur | |
4 | Suite IV g-Moll | |
5 | Suite Nr. 5 c-Moll |
Interpreten der Einspielung
- Lorenz Duftschmid (Basse de viole)
- Christoph Urbanetz (Basse de viole)
- Johannes Hämmerle (Cembalo)
- Thomas Boysen (Barockgitarre, Theorbe)