cpo 999 991-2
2 CD • 1h 52min • 2003
17.12.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Erkennen Sie die Melodie?ì ? Auch wer Ernst Stankovskis Musikquiz der 70er Jahre nicht mehr erlebt hat, erkennt dessen Titelmelodie sofort, denn die Ouvertüre zu Donna Diana (1894) ist von jeher ein Hit aller Promenaden- und Wunschkonzerte. Die dazugehörende Oper des Wieners Emil Nikolaus von Reznicek (1860-1945), einst ein internationaler Erfolg, ist heute ebenso in Vergessenheit geraten wie die anderen Bühnenwerke des Komponisten.
Als Vorlage diente die spanische Komödie El desdén con el desdén („Verachtung gegen Verachtungì) von Don Agustín Moreto y Cavana (1618-1669), einem engen Freund Calderon de la Barcas. Er gilt als legitimer Nachfolger Lope de Vegas und Tirso de Molinas, seine Stoffe entstammen häufig älteren Quellen. Im vorliegenden Fall sind auch auffällige Parallelen zu Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung zu erkennen.
Die Handlung: Erbprinzessin Diana soll sich nach dem Willen ihres Vaters verheiraten, doch sie hat für Männer nichts als Spott und Verachtung übrig, auch für den leidenschaftlich in sie verliebten Prinzen Don Cesar. Der ändert auf Anraten des Narren Perin seine Strategie, spielt nun seinerseits den Unnahbaren, der mit Dianas Reizen überhaupt nichts anfangen kann, was ihr Interesse und schließlich ihre Leidenschaft weckt. Auch wenn die Grundstruktur des Stückes simpel anmutet, so ist doch die Ausgestaltung dieses erotischen Spiels im Text (vom Komponisten) wie in der Musik äußerst reizvoll.
Rezniceks Partitur vereint scheinbar Unvereinbares: Nachwagnerisches Musikdrama und Wiener Operette, versetzt mit spanischer Folklore und einigen Anleihen bei der italienischen Oper, etwa einer großen „Preghieraì im ersten Akt. Die Mischung ist durchaus genießbar, da es dem Komponisten weder an melodischer Einfallskraft noch an rhythmischer Verve mangelt. Die Gesangsparts sind kantabel geführt, doch Arien im eigentlichen Sinne gibt es nicht, vielmehr Gesangs-Einlagen mit dramaturgischer Funktion, etwa eine maurische Romanze der Titelheldin, die den Zweck verfolgt, den spröden Liebhaber anzulocken, der aber demonstrativ weghört. Kurz vor dem Happy End reflektiert Diana ihre Kapitulation ähnlich wie Katharina in Der Widerspenstigen Zähmung von Hermann Goetz („Die Kraft versagtì) in einem längeren Monolog („Ist dieses Feuer in der Brust die Liebe?ì).
Die Ausgrabung der Kieler Oper ist eine Pioniertat. Auch wenn man in gesanglicher Hinsicht einige Abstriche machen muß, läßt die Aufführung keinen Zweifel daran, daß diesem Stück ein fester Platz im Repertoire unserer Bühnen gebührt, gerade der kleinen und mittleren. Das bewährte Kieler Ensemble leistet gute Arbeit. Die beiden Protagonisten Manuela Uhl und Roman Sadnik (aus dem ebenfalls bei cpo veröffentlichten Cyrano de Bergerac von Franco Alfano in Erinnerung) haben eher charaktervolle als schöne Stimmen, die Sopranistin ist darüberhinaus sehr textundeutlich. Der Dirigent Ulrich Windfuhr rührt diese Wiener Melange sehr delikat an. Da hört man gerne zu.
Ekkehard Pluta [17.12.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Emil Nikolaus Reznicek | ||
1 | Donna Diana |
Interpreten der Einspielung
- Markus Wittgens ()
- Max Wittges (Don Diego - Baß)
- Manuela Uhl (Donna Diana - Sopran)
- Heike Wittlieb (Donna Laura - Sopran)
- Susanne Kreusch (Donna Fenisa - Mezzosopran)
- Roman Sadnik (Don Cesar - Tenor)
- Hans-Jürgen Schöpflin (Don Louis - Tenor)
- Matthias Klein (Don Gaston - Baß)
- Simon Pauly (Perin - Bariton)
- Anne-Carolyn Schlüter (Floretta - Mezzosopran)
- Chor der Kieler Oper (Chor)
- Philharmonisches Orchester Kiel (Orchester)
- Ulrich Windfuhr (Dirigent)