Death & Devotion
Channel Classics CCS SA 20804
1 CD/SACD • 67min • 2003
21.06.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die Schreckenserfahrung des Dreißigjährigen Krieges hat besonders in der evangelischen Frömmigkeit tiefe Spuren hinterlassen. Das Erlebnis von Gewalt und Vergänglichkeit verbanden sich mit der Sehnsucht nach Erlösung und der himmlischen Heimat zu einer einzigartigen Andachtshaltung in der Geschichte des Christentums.
In Norddeutschland waren es nicht die Kantoren, sondern hauptsächlich die Organisten, die ohne Bindung an liturgische Verpflichtungen eine verfeinerte und hochdifferenzierte Vokalmusik schufen. Stark an der italienischen konzertanten Kirchenmusik orientiert, entstanden hochexpressive Kompositionen auf lateinische und deutsche Texte. Häufig waren dies Bibelfragmente, die von Leiden und Tod handelten, und Andachtstexte mit oft stark mystischem und pietistischem Einschlag.
Die Grundlage für diese Blüte geistlicher Komposition ist im Wirken von Jan Pieterzoon Sweelinck (1562-1621) zu suchen, der mit seinem Unterricht eine ganze Generation norddeutscher Organisten auf ein hohes Niveau brachte. Diese konnten ihre Fertigkeiten wiederum an ihre Schüler weitergegeben. Es ist die Generation dieser Enkelschüler Sweelincks, deren außerordentliche Musik auf dieser CD erklingt. Im Zentrum der CD steht die Musik Dietrich Buxtehudes und seines Schwiegervaters Franz Tunder, der zugleich sein Amtsvorgänger als Organist an der Lübecker Marienkirche war. Musik des Schütz-Schülers Matthias Weckmann, der als Organist an der Hamburger Jacobi-Kirche wirkte, und von Christian Ritter, ebenfalls Schüler von Heintich Schütz, ergänzen das Programm wirkungsvoll.
In der Textbeilage bekennt Johannette Zomer, bei dieser Einspielung erstmalig in engeren Kontakt mit der Musik Dietrich Buxtehudes gekommen zu sein. Ihre starken emotionalen Eindrücke faßt sie folgendermaßen zusammen: „Welch eine Entdeckung! Mit einem Minimum an Noten, nur sparsamen Verzierungen und ohne große Virtuosität erzielt diese Musik ein Maximum an Ausdrucksstärke.“ Johannette Zomer und Peter Harvey präsentieren gemeinsam mit einer Elite niederländischer Instrumentalisten (allesamt Spezialisten für Barockmusik) diese Blüten, die aus zwei Wurzeln gesprossen sind: Johann Pieterszoon Sweelinck und Heinrich Schütz. Die Darstellungskunst der Künstler vermittelt auch dem Musikfreund in unserem anbrechenden dritten Jahrtausend, für den das religiöse Empfinden des 17. Jahrhunderts seelisch wahrscheinlich eher fern steht, einen authentischen Eindruck der geistlichen Musik dieser Zeit.
Detmar Huchting [21.06.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Matthias Weckmann | ||
1 | Wie liegt die Stadt so wüste | |
Franz Tunder | ||
2 | An Wasserflüssen Babylons | |
3 | O Jesu dulcissime | |
4 | Ach Herr, lass deine lieben Engelein | |
Dietrich Buxtehude | ||
5 | O Gottes Stadt BuxWV 87 | |
6 | Wo ist doch mein Freund geblieben BuxWV 111 (Dialogus inter Christum et fidelem animam) | |
Christian Ritter | ||
7 | O amantissime sponse Jesu | |
Dietrich Buxtehude | ||
8 | Herr, wenn ich nur dich hab' BuxWV 38 |
Interpreten der Einspielung
- Johannette Zomer (Sopran)
- Peter Harvey (Baß)
- The Netherlands Bach Society (Ensemble)
- Jos van van Veldhoven (Dirigent)