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Besprechung CD

cpo 999 844-2

1 CD • 2h 29min • 2001

06.10.2003

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Nachdem sich das Label MarcoPolo bislang den frühen Opern Siegfried Wagners zugewandt hat, von denen Der Bärenhäuter op. 1, Bruder Lustig op. 4, Sternengebot op. 5 und Schwarzschwanenreich op. 7 auf CD vorliegen, widmet sich cpo nun einem der Spätwerke. Diese teilen das Schicksal, dass sie entweder erst postum oder bis heute gar nicht aufgeführt wurden. Auch Die heilige Linde op. 16 – vollendet 1926 als 15. von 18 Opern Siegfried Wagners – wird nun auf CD zum erstenmal überhaupt komplett zum Klingen gebracht. Wer den Inhalt des Stücks studiert – das Booklet erspart sich eine Synopsis, zwingt zur vollständigen Textlektüre –, der begreift auch, warum es bis heute nicht auf die Bühne gefunden hat. Die kruden Ungereimtheiten und absurden Unwahrscheinlichkeiten des im 3. Jahrhundert spielenden Plots sind schon reichlich starker Tobak. Ausgelöst werden sie durch eine Wette zwischen dem intriganten Syrier Philo und dem römischen Kaiser, dessen Günstling er ist: Philo will dem Kaiser die schier grenzenlose Naivität, oder besser: Dummheit, der germanischen Barbaren schlagend demonstrieren. Dies gelingt ihm prächtig. Er entzweit den germanischen König Arbogast und dessen Frau Hildegard, verheiratet ersteren mit einer römischen Kurtisane und verkuppelt letztere mit dem germanischen Königssohn Fritigern. Als am Ende alles auffliegt, entzieht sich Philo der Rache Arbogasts, der im Kampf gegen die Römer fällt, während Hildegard in Fritigern eine neue Liebe gefunden hat. Dieses Tohuwabohu wird durch zahlreiche Querverbindungen mit anderen Opern Siegfried Wagners, autobiographische Bezüge und Namensspielereien eher gesteigert als erhellt. Zu allem Überfluss wirft sich die Oper am Ende auch noch teutonisch-national in die Brust: der Schlusschor wirkt wie eine aktualisierte Variante der Hans-Sachs-Schlussansprache aus den „Meistersingern“ von Vater Richard, wo vor dem „welschen Tand“ in „deutschem Land“ gewarnt wird. Nun, zu Zeiten der Weimarer Republik, heißt es: „Nun prahl’, listig falsches Rom! Prahl’ und droh’! Dich fürchten wir nicht. Denn hier trotzt ein starkes Volk, das dein Droh’n verlacht, in Einheit kühn!“

Dennoch hat Siegfried Wagner eine Musik von unbestrittener Qualität geschaffen, die vor allem im Orchesterpart sehr differenziert, transparent und phantasievoll gehalten ist. Zumal das fast 17minütige Vorspiel, das schon fünf Jahre vor der Fertigstellung der Partitur vorlag, ist eines der gelungensten und daher meistaufgeführtesten des Komponisten überhaupt. Von geringerer Attraktivität ist die Ausführung der wenig kantablen Vokalparts, die überwiegend rezitativische, selten ariose Züge zeigen. Werner Andreas Albert am Pult erweist sich erneut als versierter, engagierter Sachwalter des Siegfried-Wagner-Œuvres. Aus den Reihen des insgesamt guten Sängerensembles ragen heraus: Dagmar Schellenberger als sensible, berührende Hildegard und Roman Trekel als römischer Soldat Antenor, der seine lange Erzählung im 3. Akt lebendig und eindringlich gestaltet. Die Zentralfigur des Philo findet in Volker Horn allenfalls einen durchschnittlichen Interpreten von mäßiger Stimmqualität. Hier hätte es eines glänzenden Charaktertenors vom Rang eines Gerhard Stolze, Fritz Uhl oder Richard Holm bedurft.

Kurt Malisch † [06.10.2003]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Siegfried Wagner
1Die heilige Linde op. 15 (1926)

Interpreten der Einspielung

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