DG 471 032-2
1 CD • 60min • 1996
01.07.2001
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der hier vorgelegte Konzertmitschnitt der unvollendeten Neunten unter Abbado schwankt unentschieden zwischen Vorwärtsdrängen und Verharren. Das Scherzo entwickelt fast slawische Wildheit, und die Steigerungen in Kopfsatz und Adagio peitscht Abbado vorwärts, auch wenn keine Beschleunigung in der Partitur vermerkt ist (etwa vor dem Hauptthema zu Beginn des ersten Satzes). Es wirkt fast, als ob Abbado hier eine gewisse Schwierigkeit kompensieren möchte, das Tempo straff zu halten - eine der größten Anforderungen dieser Sinfonie an den Dirigenten ist die Steuerung der ungeheuren klanglichen Energien, die freigesetzt werden. Nur zu leicht kann der Fluß da ins Stocken geraten (etwa Tr. 1, nach 9'12). An der vorgeblichen Adagio-Wahrheit mit dem viel zu harmlosen Beginn und zu langsamen Tempo kommt auch Abbado nicht vorbei (Anfang Tr. 3). Pluspunkte der Interpretation sind die von Abbado umgesetzten Lautstärke-Grade, eine ausgezeichnete Balance des Gesamtklangs (wurden hier die Holzbläser verdoppelt?) und eine stringente Herausarbeitung der Binnenstrukturen. Die Sinfonie entfaltet sich hier wesentlich unprätentiöser und spannender als unlängst unter Giuseppe Sinopoli.
Dr. Benjamin G. Cohrs [01.07.2001]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Anton Bruckner | ||
1 | Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109 |
Interpreten der Einspielung
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Claudio Abbado (Dirigent)