Stars & Strauß
Koch 365 822
1 CD • 76min • 1999
01.03.2000
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine Freiluft-Gala in Wien unter Zubin Mehta, ein Berliner Konzert unter Nikolaus Harnoncourt, die Musiknummern untereinander vermischt. Als Konstanten die Wiener Philharmoniker und Johann Strauß, der Jahresregent 1999. Zum ersten Mal erscheinen die "Wiener" beim Label Koch classics, doch dieses Debüt wirkt ziemlich anfechtbar. Die Auffassungsunterschiede der beiden Dirigenten sind viel zu groß, es ist daher schwer möglich, ihre Interpretationen gleichsam unter einen Hut zusammen zu bringen.
Mehta verfolgte bei dem volkstümlichen Strauß-Festkonzert in der Wiener Innenstadt jene traditionelle Line, wie sie etwa zu Willi Boskovskys Zeiten vorgeherrscht hat, also mitschwingend und mitwiegend, schwelgerisch und schmelzend. Das war für den speziellen Anlaß ganz bestimmt das Wahre und Passende.
Hingegen gibt es beim Sinn- und Spurensucher Harnoncourt (hier erstmals mit den "Wienern" als Strauß-Dirigent) die bekannten Klüfte und Schroffheiten, da bläst der Wind aus einer ganz anderen Richtung. Aber nicht nur stilistisch, sondern auch klanglich gibt es Diskrepanzen. Harnoncourts Berliner Beiträge sind vermutlich Studio-Aufnahmen, am Live-Mitschnitt des Wiener Sommerkonzerts ist auch das Publikum mit Applaus beteiligt. Das Ganze wirkt ein wenig wie eine recht lieblos gekoppelte Promenadenmischung.
Lässig bis zur Unzulässigkeit ist die Textierung. Was soll etwa die lapidare Nennung Eine Nacht in Venedig bei Nr. 4? Daß es sich bei diesem (von Harnoncourt geleiteten) Stück um die Berliner Fassung der Ouvertüre zu dieser Strauß-Operette handelt, schien den Editoren entweder nicht erwähnenswert oder nicht bekannt gewesen zu sein. Auch über die Herkunft der Aufnahmen fehlen exakte Angaben, ebenso ist beim Plattentitel Stars & Strauß Seriosität zu vermissen.
Wiener Philharmoniker - das war und ist ein Kunstbegriff höchsten Grades und sollte nicht mit Minderwertigem in Zusammenhang gebracht werden. Gemeint ist im speziellen das Duett Wer uns getraut aus dem Zigeunerbaron: zu philharmonischer Begleitung erklingt das Musikstück auf Des-Dur heruntergeschraubt, der schadhaften Tenorstimme José Carreras' zuliebe und dadurch für die Sopranistin Andrea Rost viel zu tief. Mit Sicherheit die miserabelste Aufnahme dieses klassischen Duetts, die je produziert wurde. O habet Acht! heißt es sehr sinnvoll im Zigeunerbaron. Als Stammbuch-Zeile für die Wiener Philharmoniker geeignet.
Clemens Höslinger [01.03.2000]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Strauß (Sohn) | ||
1 | Ouvertüre (aus: Die Fledermaus) | |
2 | Stadt und Land op. 322 (Polka Mazur) | |
3 | Annen-Polka op. 117 | |
4 | Eine Nacht in Venedig (Operette in 3 Akten von Friedrich Zell und Richard Genée, 1883) | |
5 | Lob der Frauen op. 315 (Polka Mazur) | |
6 | Etwas Kleines op. 315 (Polka française) | |
7 | Im Sturmschritt op. 348 (Polka schnell) | |
8 | Wiener Bonbons op. 307 (Walzer) |
Interpreten der Einspielung
- Andrea Rost (Sopran)
- José Carreras (Tenor)
- Wiener Philharmoniker (Orchester)
- Zubin Mehta (Dirigent)
- Nikolaus Harnoncourt (Dirigent)