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Besprechung CD

Egon Wellesz

String Quartets 2, 5 & 7
Aron Quartett

cpo 555 617-2

1 CD • 74min • 2019, 2022

28.07.2025

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Das seit 1998 bestehende, in Wien ansässige Aron Quartett spielt drei Streichquartette von Egon Wellesz, einem der bedeutendsten Meister der Schönberg-Schule. Wellesz gehört zu den interessantesten Quartettkomponisten der klassischen Moderne, und er ist bei aller Neigung zur Komplexität einen eigenen Weg jenseits der Dogmen seiner Zeit gegangen und hat sich auch der Dodekaphonie seines Lehrmeisters nicht angeschlossen, auch wenn die dichte Chromatik streckenweise recht nah an der Reihenkomposition angesiedelt scheinen mag.

Meisterwerke des freitonalen Expressionismus

Die drei hier vorgestellten Quartette entstanden im Lauf von mehr als drei Jahrzehnten: das sehr umfangreiche (hier 35minütige), viersätzige 2. Quartett op. 20, das sich für kategorisierbeflissene Stilexperten als eine Art Begegnung impressionistischer mit expressionistischen Elementen ausweisen mag, komponierte Wellesz 1915-16, also mitten im Ersten Weltkrieg. Das technisch sehr anspruchsvolle 5. Quartett op. 60 mit seinen obsessiv gezackten Linien im Kopfsatz, einem kurzweiligen Scherzo-Intermezzo und dem großen finalen In memoriam (Lento mit dramatischem Recitativostil-Mittelteil) ist 1943 mitten im Zweiten Weltkrieg entstanden. Und das 7. Quartett op. 66 von 1948, wie das Fünfte im englischen Dauerexil geschrieben, unterteilt sich in zwei Sätze: Auf ein markant geschlossenes Allegro marcato, das mit schlicht und klar konturierter Formung und präziser Verarbeitung besticht, folgt als einer der Höhepunkte Wellesz’schen Quartettschaffens das aus einem ausgedehnten Adagio und einer herrlich majestätischen Tranquillo-Fuge bestehende Finale. Das ist, wie schon das 5. Quartett, ganz große Musik im Geist der sowohl dissonanzgesättigten als auch kontrapunktisch feinnervigen und weittragenden Freitonalität, wie sie als großes Versprechen des frühen Expressionismus initiiert und dann in der allgemeinen Wahrnehmung von der dogmatischen Zwölftonmethode verdrängt worden war.

Pflicht statt Kür

Die Aufführungen des Aron-Quartetts geben den Notentext hinsichtlich Tonhöhen und rhythmischer Synchronisation verlässlich wieder. Was die allgemeinen dynamischen Kontraste betrifft, ist das Ergebnis eher als nivelliert zu bezeichnen, und auch die Akzentuierungen und dynamischen Finessen in den einzelnen Stimmen sind großteils al fresco verstanden, wie auch die Umsetzung der agogischen Vorgaben meist nicht wirklich als vorbildlich zu bezeichnen ist. Von einem die Energie der Intervallspannungen wiedergebenden Erleben der melodisch-harmonischen Dimension kann keine Rede sein wie auch die allen drei Werken innewohnenden spezifischen Charaktere nicht erkennbar sind. Auch befremdet mich des öfteren das pauschale Vibrato und die immer wieder nicht ausgehaltenen Notenwerte. Man kann also konstatieren, dass zwar die vorgeschriebenen Noten professionell ausgeführt wurden, jedoch das klingende Ergebnis diese Musik viel mehr grau-in-grau, also in jeder Hinsicht monochromer erscheinen lässt, als sie es ihrem Wesen nach verdient hätte. Pflichtschuldig dargeboten, bleibt die Kür aus.

Hinreichend informativ ist der Begleittext von Hannes Heher.

Christoph Schlüren [28.07.2025]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Egon Wellesz
1Streichquartett Nr. 2 g-Moll op. 20 00:34:40
5Streichquartett Nr. 5 op. 60 00:19:38
8Streichquartett Nr. 7 op. 66 00:19:15

Interpreten der Einspielung

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