Bruckner 3 Version 1877 (Profil)

Bruckner 3 Version 1877

Philharmonie Festiva • Gerd Schaller

Profil PH24040

1 CD • 54min • 2024

31.01.2025

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Klassik Heute
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Der 1965 in Bamberg geborene Dirigent Gerd Schaller hat sich in einem Groß-Projekt zum Ziel gesetzt, die Symphonien Bruckners in allen verfügbaren Fassungen einzuspielen. Als idealen Klangkörper gründete er dafür 2008 die „Phiharmonie Festiva“, ein Orchester, in dem ausgewählte Musiker aus verschiedenen deutschen Vereinigungen zusammenkommen. Die Symphonie Nr. 3 wurde im April 2024 im Regentenbau Bad Kissingen als Live-Aufnahme eingespielt, wofür diesmal die meist zu hörende Fassung von 1877 gewählt wurde.

Die Leistung des Dirigenten

Schaller ist ein ausgewiesener Bruckner-Kenner, was neben zahlreichen Aufführungen auch die klugen Anmerkungen im Booklet bestätigen. Er steht dafür, die Partituren mit überlegener Ruhe und Übersicht umzusetzen, wobei er auf die Ausgeglichenheit der Instrumentalgruppen besteht, Bruckners Anweisungen genau folgend. Dies ist beispielhaft am Beginn der dritten Sinfonie zu hören, wenn er das führende Trompetenthema aus dem Klangteppich der Streicher leise – und keineswegs dominant – aufsteigen lässt: Bruckner hat dem ersten Satz die Bezeichnung „misterioso“ mitgegeben! Dieses Verfahren der Ausbalancierung durchzieht die gesamte Interpretation. Dabei ist spürbar, wie die Musiker an allen Pulten im Sinn dieser Einstellung konzentriert mitwirken.

Bruckners typischer Stil

Im Kopfsatz stellt Schaller, ganz dem typischen Stil des Komponisten verpflichtet, die Themengruppen lapidar nebeneinander, die sich steigernden Etappen sorgfältig aufbauend. Im langsamen Satz weiß der Dirigent sehr wohl zwischen den Temposchwankungen zu differenzieren. Der „feierliche“ Charakter teilt sich eindringlich mit. Das Scherzo lebt aus dem tänzerischen Grundrhythmus, der wie ein Perpetuum mobile daherkommt, im Trio aber seinen lyrischen Kontrast findet. Und das Finale baut sich aus mächtigen Blöcken auf, immer wieder durch das Choralthema gekrönt, zielsicher in die Wiederholung des Hauptthemas der Trompete mündend. Eine Wiedergabe aus einem Guss!

Das kluge Booklet

Gerd Schallers Text im Beiheft (deutsch und englisch) widmet sich vor allem dem Entstehungsprozess des Werks mit seinen verschiedenen Fassungen, deren Datierung sich fast über zwanzig Jahre hinzieht. Vom zaghaften und doch selbstbewussten Besuch beim „Meister aller Meister“ Richard Wagner in Bayreuth im Sommer 1873 bis zu den Ratschlägen Gustav Mahlers 1888 reicht die interessante Bearbeitungsgeschichte, die Schaller kenntnisreich und auch humorvoll andeutet.

Prof. Klaus Trapp [31.01.2025]