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Besprechung CD

Benjamin Appl

The Christmas Album
Regensburger Domspatzen • Münchner Rundfunkorchester • Florian Helgath

Alpha Classics ALPHA 1079

1 CD • 75min • 2024

23.11.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Mit dieser Weihnachts-CD, betitelt als „The Christmas Album“, ist der Bariton Benjamin Appl zurückgekehrt in seine musikalische prägende Ausbildungszeit bei den Regensburger Domspatzen – und beschert damit mir als dem Rezensenten ein Problem: Ich bin befangen, positiv befangen. Auch ich bin musikalisch durch meine zehn Jahre bei den Regensburger Domspatzen geprägt. Nun singt Benjamin Appl hier mit „seinen“ Regensburger Domspatzen, die von Christian Heiß, einem ehemaligen Domspatz, geleitet werden, auch das begleitende Münchner Rundfunkorchester wird von einem ehemaligen Domspatz (Florian Helgath) dirigiert, dazu bin ich mit dem Zitherspieler (Hans Berger) befreundet und dessen Sohn Johannes, der Kontrabass spielt, war Schüler an dem Gymnasium in Rosenheim, an dem ich unterrichtet habe.

Gut geschulter Chor

Seit 2019 ist Christian Heiß der Regensburger Domkapellmeister. Seine Domspatzen klingen hier sehr homogen und geschlossen mit wohlgerundetem Kopfklang und leuchtender, bisweilen strahlend-souveräner Höhe, sie artikulieren gut mit gemeinsam abgesprochenen Endkonsonanten, mühelos leichtem und natürlichem Stimmansatz, und sie hören sich stimmlich außerordentlich gut geschult an, vor allem auch der Männerchor. Man hört, dass sie wissen, was sie singen. Und ihr Singen ist kitschfrei und ohne „Jesulein“-Süßlichkeit, wie man bei Regers Schlaf, mein Kindelein hört (Track 9). Bemäkeln könnte man allenfalls die etwas abgeschnittenen, nicht genügend ausklingenden Endsilben.

Bariton wie in Daunen gebettet

Weihnachts-CDs bewegen sich oft an der Kitsch-Grenze – die Appl hier nicht einmal streift. Sein musikalischer Geschmack und sein warmer, sehr natürlich timbrierter Bariton sowie seine Liebe zum englischen Christmas Carol (er ist deutsch-britischer Herkunft) beweisen sich vor allem in den Weihnachtsliedern aus England, Frankreich und Schweden (Tracks 5, 12-15 und 22). Da bettet sich sein weicher Bariton wie in Daunen, und in Have yourself a merry little Christmas (Track 22) agiert er geradezu wie ein amerikanischer Crooner in der Frank-Sinatra-Nachfolge. Seine Oratorien-Erfahrung stellt er mit Arien aus Mendelssohns Elias (Track 2) und Bachs Weihnachtsoratorium (Tracks 7 und 8) unter Beweis. Allerdings kann man sich fragen, warum er den Choral Ich steh an deiner Krippen solistisch singt und nicht, wie von Bach vorgesehen, dem Chor überlässt. Auch das alpenländische Es werd scho glei dumpa, das man doch traditionsgemäß als Dreigsang hört, singt er allein sowie auch (sehr zart und mit geradezu zärtlicher Zitherbegleitung) O Jesulein zart von Samuel Scheidt – wenn auch mit Summchor-Begleitung der Domspatzen. Sogar den Alt-Part des Abendsegens aus Humperdincks Hänsel und Gretel übernimmt er und singt zusammen mit dem klaren und blanken Knabensopran: Hätte es nicht auch einen guten Knaben-Alt-Solisten gegeben? Und weil wir schon dabei sind: Benjamin Appl liefert manchmal eigene Textversionen, was man gut nachlesen kann im dreisprachigen Booklet, in dem alle Texte abgedruckt sind.

Kitschfreie Weihnachtsstimmung

Die CD schließt mit Sehet den Stern! (Track 23,) einem innig-emphatischen Stück aus dem Weihnachts-Volksoratorium von Hans Berger, und natürlich mit Stille Nacht, anfangs mit der originalen Gitarrenbegleitung (die Appls Mutter spielt), dann folgt a capella der Chor und am Ende schließt sich das Münchner Rundfunkorchester an in einem Arrangement, das, wie es scheint, jedweden Septakkord scheut. Spätestens hier vermisst man ein bisschen den kirchenartig-halligen Nachklang, den der akustisch sonst hervorragende Wolfgang-Saal im Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen nicht bieten kann. Vielleicht bin ich als befangener Rezensent ein bisschen überkritisch, aber insgesamt verbreitet diese mit 24 Tracks und 75 Minuten Länge durchaus üppige CD stimmige und kitschfreie Weihnachtsstimmung.

Rainer W. Janka [23.11.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
John Francis Wade
1Adeste fideles 00:03:28
Felix Mendelssohn Bartholdy
2Ja, es sollen wohl Berge weichen (aus: Elias op. 70 für Soli, Chor und Orchester) 00:02:47
Andreas Hammerschmidt
3Machet die Tore weit 00:02:52
Max Reger
4Mariä Wiegenlied op. 76 Nr. 52 00:02:24
Michael Head
5The Three Mummers 00:03:19
Michael Praetorius
6Es ist ein Ros entsprungen (à 4 aus: Musae Sioniae IV) 00:02:54
Johann Sebastian Bach
7Großer Herr, o starker König (aus: Weihnachtsoratorium BWV 248) 00:04:35
8Ich steh an deiner Krippen hier (aus: Weihnachtsoratorium BWV 248) 00:02:18
Max Reger
9Schlaf mein Kindelein (Weihnachtslied) 00:04:11
Christoph Israel
10O du fröhliche 00:02:07
Hermann Delacher
11Geh, Hansl, pack dei Binggerl zamm 00:02:15
John Rutter
12Christmas Lullaby 00:04:33
Cécile Louise Chaminade
13Le noël des oiseaux 00:02:41
Gustaf Nordqvist
14Jul, jul strålande jul 00:03:17
John Rutter
15Joseph's Carol 00:04:03
Joseph Schnabel
16Transeamus 00:03:18
trad.
17Es wird scho glei dumpa 00:03:17
Engelbert Humperdinck
18Abendsegen 00:02:13
Peter Cornelius
19Die Könige op. 8 Nr. 3 00:02:40
Samuel Scheidt
20O Jesulein zart 00:03:18
Carl Thiel
21In dulci jubilo 00:02:52
Hugh Martin
22Have yourself a merry little Christmas 00:03:08
Hans Berger
23Sehet den Stern 00:03:17
Franz Gruber
24Stille Nacht, heilige Nacht 00:03:40

Interpreten der Einspielung

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