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Gustav Mahler

Lieder aus Des Knaben Wunderhorn

MDG 908 2322-6

1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2023

17.09.2024

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Dass Gustav Mahlers 12 Lieder aus Des Knaben Wunderhorn, in den Jahren 1892-1898 entstanden, dem Publikum vor allem in ihren Orchesterversionen bekannt sind, hat einen einfachen Grund: der Verlag Universal Edition hatte jahrzehntelang nur Klavierauszüge dieser Orchesterfassungen aufgelegt und die von Mahler selbst geschaffenen Klavierversionen ignoriert. Erst 1993 wurden diese im Rahmen der kritischen Gesamtausgabe von Renate Stark-Voit und Thomas Hampson neu herausgegeben. Das vorliegende Album verbindet diese zwölf Gesänge mit 8 originalen Klavierliedern auf „Wunderhorn“-Texte aus den Jahren 1887-1891.

Einleuchtende Einteilung

Dabei erfolgten Auswahl und Abfolge der Lieder nicht nach den Entstehungsdaten, sondern nach thematischen Schwerpunkten. Der erste Block besteht aus den drei „Humoresken“ Lob des hohen Verstands, Des Antonius von Padua Fischpredigt und Ablösung im Sommer. Während das letztgenannte Lied die Basis bot für das Scherzo der dritten Sinfonie, begegnet uns die Fischpredigt im Scherzo der zweiten wieder. Der humoristische Ton dominiert auch die vier Titel der zweiten Gruppe – Um schlimme Kinder artig zu machen, Selbstgefühl, Verlorne Müh‘! und Wer hat dies Liedlein erdacht?!. Beziehungskrisen und Trennungsschmerz sind das Thema der dritten Abteilung: Aus! Aus!, Scheiden und Meiden, Trost im Unglück und das populäre Rheinlegendchen. Drei frühe und drei spätere Lieder sind in der vierten Gruppe durch Kriegsszenarien zusammengehalten: Zu Straßburg auf der Schanz, Der Schildwache Nachtlied, Lied des Verfolgten im Turm, Wo die schönen Trompeten blasen und Der Tambourg’sell. Der düstere Grundduktus dieser Lieder findet sich zur letzten Konsequenz entwickelt im Totenmarsch Revelge, der nach dem Kopfsatz der dritten Sinfonie entstand. Er ist hier eingebettet in den Angstschrei Das irdische Leben und das erlösende Urlicht, das Mahler später in seine 2. Sinfonie aufgenommen hat.

Insgesamt überzeugend

Das dramaturgische Konzept des Albums überzeugt. Die Wiedergabe lässt keine Wünsche offen, ohne in der stattlichen Diskographie dieser Lieder wesentliche neue und eigene Akzente setzen zu können. Da hängt durch Dietrich Fischer-Dieskau und Thomas Hampson auf der einen, Christa Ludwig und Brigitte Fassbaender auf der anderen Seite die Messlatte ziemlich hoch. Die Mezzosopranistin Katharina Kammerloher, seit 1993 Ensemblemitglied der Staatsoper Unter den Linden, besticht durch die Diskretion ihres Vortrags, vermeidet jede Gefühligkeit und bleibt in den heiteren Nummern verhalten schalkhaft. Ihre intensive Umsetzung von Das irdische Leben geht dann aber doch unter die Haut. Der finnische Bariton Arttu Kataja glänzt mit unverbrauchten stimmlichen Mitteln und ist insbesondere in den Soldatenliedern ein überzeugender Gestalter. Zu bewundern ist der Pianist Eric Schneider, hier weit mehr Erzähler als Begleiter, wegen seiner sensiblen und imaginativen, streckenweise auch virtuosen Ausführung des Klavierparts.

Ekkehard Pluta [17.09.2024]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Katharina Kammerloher (Mezzosopran)
• Arttu Kataja (Bariton)
• Eric Schneider (Klavier)