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Besprechung CD

Hans Huber

Piano Quintets 1 & 2

cpo 555 569-2

1 CD • 62min • 2022

24.06.2024

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Blättert man im Münchner Telefonbuch – heutzutage selbstverständlich elektronisch – stößt man (Varianten wie Johann und Johannes eingerechnet) wohl 50-mal auf den Namen Hans Huber. Desto besser, dass der Komponist mit dem Allerweltsnamen keine Allerweltsmusik zu Papier brachte. Oliver Triendl und dem Carmina Quartett ist mit Hubers zwei kontrapunktisch hochvirtuosen, spieltechnisch äußerst anspruchsvollen Klavierquintetten eine veritable Trouvaille gelungen, die sich als ebensolcher Edelstein im Raritätenkabinett von cpo ausnehmen dürfte.

Wirkungsvolle schweizerische Uhrmacherarbeit

Hans Huber (1852-1921) kann neben seinen jüngeren Zeitgenossen Othmar Schoeck und Frank Martin als der bedeutendste schweizerische Komponist seiner Epoche gelten. Seine beiden Klavierquintette sind höchst originelle Kompositionen in Brahms-Nachfolge und könnten unterschiedlicher nicht sein. Das dramatisch wuchtige g-Moll-Quintett op. 111 präsentiert das Material, aus dem sich später die einzelnen Themen entwickeln werden, als langsame Einleitung in Form einer vierstimmigen Fugenexposition der Streicher. Mit dem Hinzutreten des Klaviers nimmt der Satz dann im Con Fuoco (quasi Allegro) Fahrt auf. Das lyrische zweite Thema trägt die – auch von Brahms – geschätzte Vortragsanweisung Grazioso e tranquillo. Dass es sich mit dem Hauptthema kombinieren lässt, erfährt man in der Reprise. Das Scherzo basiert auf einer Neu-Rhythmisierung des Hauptthemas des ersten Satzes. Auch eine erneuter Fugenabschnitt findet hier Platz. Der langsame Satz ist als Variationszyklus angelegt und wirkt eher wie eine Passacaglia, da das harmonische Material hier stärker prägt als das melodische. Das Finale hat dann ausgesprochen trotzig-ungarischen Charakter und basiert auf einer erneuten Umgestaltung des Ausgangsmaterials. Diese Umgestaltungen sind aber so geschickt gemacht, dass sie erst auffallen, wenn man die Partitur vor Augen hat.

Brillante Komposition

Das G-Dur-Quartett op. 125 ist hingegen ein heitere-brillantes Divertimento, teilweise impressionistisch eingefärbt, mit Zitaten schweizerischer Volkslieder. Im Finale kommt dann auch noch der „Liebe Augustin“ aus Wien zu Besuch. Eine äußerst geistreiche sowie brillante Komposition und mit ihrer kunstvollen Volkslied-Verarbeitung ein Vorläufer von Paul Hindemiths Schwanendreher.

Beide Werke verlangen ein absolut virtuoses Ensemble. Sie sind definitiv schwerer zu spielen als die Quintette von Schumann und Brahms. Speziell der Klavierpart weist diverse Teufeleien auf: schnelle Sprünge über die gesamte Klaviatur, blitzendes, rasantes Fingerspiel, rasante Oktav und Akkord-Passagen. Da Huber leidenschaftlich gern moduliert, ist das Notenbild ebenso unübersichtlich wie dasjenige im Quintett von César Franck, das ebenfalls nur selten auf den Konzertprogrammen erscheint.

Glänzende Ersteinspielung

Wenn man mich nach wichtigen deutschen Pianisten fragt, kommt mir zumeist Oliver Triendl als einer der ersten in den Sinn. Unter den Kammermusikern gebührt ihm gar die Krone. Wie auch schon früher gelingt ihm in dieser Aufnahme wieder eine absolute Meisterleistung. Der Klavierpart ist extrem dicht und virtuos. Der Komponist hilft hinsichtlich klanglicher Balance nur wenig, da er thematisch wichtiges in den Streichern nicht durch Kopplungen hervorhebt, sondern jedem Instrument eine eigene Linie zuordnet, was vom Pianisten zusätzlich Zurückhaltung im dichten Getümmel verlangt. Diesen Part so souverän, elegant und kantabel abzuliefern ohne jemals perkussiv werden zu müssen, ist wirklich aller Ehren wert. Das Carmina-Quartett spielt souverän hat mit dem ebenfalls höchst anspruchsvollen Streichersatz nicht die geringsten Probleme, nimmt jedoch manche Pianissimo-Vorschrift zu wörtlich.

Ein guter Booklet-Text von Dominik Sackmann und eine transparente Aufnahmetechnik runden den höchst positiven Gesamteindruck ab. Vielleicht hätte man die Streicher etwas voluminöser abmischen können.

Fazit: Zwei ausgesprochen spannende, meisterliche spätromantische Klavierquintette, denen man im Konzertsaal aufgrund des virtuosen Anspruchs nur selten begegnen dürfte, in kongenialer Interpretation. Mitlesen des Notentextes (IMSLP) lohnt sich auf jeden Fall! Definitiv empfohlen.

Thomas Baack [24.06.2024]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Hans Huber
1Klavierquintett Nr. 1 g-Moll op. 111 00:30:08
5Klavierquintett Nr. 2 G-Dur op. 125 (Divertimento) 00:31:26

Interpreten der Einspielung

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