Invitation à la Danse
Vardan Mamikonian Piano
TYXart TXA23183
1 CD • 60min • [P] 2024
23.05.2024
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der armenische Pianist Vardan Mamikonian studierte am Moskauer Konservatorium und lebt seit mehr als drei Jahrzehnten in Paris. Auf seinen bislang zwölf CDs zeigt der Musiker eine große Bandbreite: von Bach und Chopin über französische Impressionisten bis zu den russischen und armenischen Romantikern. Sein nunmehr 13. Album bietet unter dem Titel „Invitation à la Danse“ einen Querschnitt dieses vielseitigen Repertoires. „Die Kompositionen sind mit Tänzen aus verschiedenen Epochen und Nationen verbunden“, schreibt Mamikonian im Booklet. „Tanz ist meist etwas, das Spaß macht und Freude bereitet, aber er kann sehr unterschiedliche Charaktere annehmen.“ In verhaltener d-Moll-Stimmung geht es dann auch los, mit Bachs Chaconne aus der Violin-Partita BWV 1004. Mamikonian greift hier auf Ferruccio Busonis Klavierbearbeitung zurück. Stilsicher und sauber artikulierend vergegenwärtigt er am Steinway den silbrigen Cembalo-Klang.
Vom Ballsaal auf die Konzertbühne
Auch bei Chopins Walzern, Polonaisen oder Mazurken kann von Tanzmusik im engen Sinne keine Rede sein; es handelt sich um gefühlvolle Charakterstücke. Umso mehr gilt das für die Grande Polonaise brillante op. 22, die ursprünglich für Klavier und Orchester entstand.
Chopin begann die Arbeit daran in seinen letzten Warschauer Monaten. Im Herbst 1830, während einer Konzertreise durch Deutschland, entschloss er sich, nicht in seine Heimat zurückzukehren. Im besetzen Polen war der Aufstand gegen die russischen Besatzer ausgebrochen. Chopin ging nach Paris, wo er die Polonaise vollendete und das Andante spianato voranstellte. Vardan Mamikonian trifft hier mit noblem Anschlag und klaren Linien den richtigen Tonfall. In der Mazurka op. 33/4 zeigt er vielfältige dynamische Schattierungen und einen geschickten Umgang mit der Agogik, jener flexiblen Mikroschwankung des Tempos.
Mit zarten Flamenco-Rhythmen und grazilen orientalischen Ornamenten entführt Mamikonian den Hörer dann ins andalusische Granada, mit dem Mittelstück aus Claude Debussys Zyklus Estampes. Spanisches Kolorit bietet ebenfalls Franz Liszts Rhapsodie Espagnole, deren fingerbrecherische Herausforderungen der Pianist souverän meistert.
Kaukasisches Temperament
Das Album endet mit Kompositionen aus Mamikonians armenischer Heimat. Bei einem furiosen Tanz von Arno Babadschanjan, der zu den führenden Musikern der Armenischen Sowjetrepublik gehörte, kann der Pianist abermals virtuos brillieren.
Schließlich erklingt der Säbeltanz aus Aram Chatschaturjans 1942 uraufgeführtem Ballett Gajaneh. Mamikonian hat eine eigene Klavierfassung dieses kaukasischen Männertanzes erstellt. Bei rauschenden Glissandi, bellenden Clustern, trommelnden Tonrepetitionen und jagenden Rhythmen wirft er sich temperamentvoll in die Tasten. Ein effektvoller Abschluss für dieses Album, mit dem Vardan Mamikonian seine stilistische Vielseitigkeit und makellose Spieltechnik unter Beweis stellt.
Antje Rößler [23.05.2024]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach/Ferruccio Busoni | ||
1 | Chaconne (aus der Partita Nr. 2 d-Moll für Violine solo BWV 1004) | 00:13:52 |
Frédéric Chopin | ||
2 | Grande Polonaise brillante précédée d'un Andante spianato brillante Es-Dur op. 22 | 00:13:41 |
3 | Mazurka h-Moll op. 33 Nr. 4 | 00:04:44 |
Claude Debussy | ||
4 | II. La Soirée dans Grenade (aus: Estampes L 100 für Klavier solo) | 00:05:04 |
5 | La Plus que lente L 121 | 00:03:50 |
Franz Liszt | ||
6 | Rhapsodie espagnole S 254 (Folies d'Espagne et jota aragonesa) | 00:13:30 |
Arno Babajanian | ||
7 | Vagharshapat Dance | 00:01:52 |
Aram Khatchaturian | ||
8 | V. Sabre Dance (Säbeltanz; aus: Suite Nr. 3 (aus dem Ballett Gayaneh)) | 00:02:57 |
Interpreten der Einspielung
- Vardan Mamikonian (Klavier)