»Schubert – Dohnányi«
Takashi Yasunami Piano
GWK Records 160
1 CD • 65min • 2023
13.09.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der 1992 geborene japanische Pianist Takashi Yasunami, der seit 2021 Lehrbeauftragter am Tokyo College of Music ist, verbindet mit seiner neuen CD zwei Komponisten, die auf den ersten Blick weit voneinander entfernt sind. Doch wenn man Dohnányis Valse noble hört, versteht man die künstlerische Nähe der beiden: Dohnányi hat die Valses nobles op. 77, D 969 von Franz Schubert in ein zusammenhängendes Musikstück verwandelt und dabei raffinierte Tonartwechsel und Gegenstimmen eingebaut, ein faszinierendes Opus, das unter den flinken Händen des Pianisten für Furore sorgt. Diese Bearbeitung gelingt Yasunami besser als Schuberts Original, bei dem die 12 einzelnen, kurzen Walzer ein wenig stereotyp daherkommen. Das hängt damit zusammen, dass es etwas am federnden Schwung dieser Tanzmusik fehlt und beispielsweise die Wiederholungen der Achttakter allzu gleichförmig verlaufen.
Eine „große“ Schubert-Sonate
Als bedeutendstes Werk der Einspielung erklingt Schuberts a-Moll-Sonate op. 42, D 845 aus dem Jahr 1825, ein wahrhaft „großes“, viersätziges Klavierwerk des Meisters. Takashi Yasunami spielt das Stück mit Ernst und Akkuratesse, genau auf jede Einzelheit der Partitur achtend. Die technischen Probleme löst er mühelos, die Tempi nimmt er flott, doch nicht überzogen, im Finale steigert er das abschließende „accelerando“ bis zu glänzender Virtuosität. Was man insgesamt vermisst, sind die kleinen agogischen Freiheiten, die einem romantischen Werk durchaus angemessen wären. Man darf nicht vergessen, dass Schubert die klassische Form mit neuem, vom Lied – und damit vom Singen – her gewonnenen Inhalt füllt.
Entdeckungen bei Ernst von Dohnányi
Dass sich Takashi Yasunami intensiv mit dem Klavierschaffen Ernst von Dohnányis, dem 1877 in Preßburg geborenen ungarischen Pianisten und Komponisten, befasst hat, prägt auch zwei weitere Werke der CD. Die Toccata op. 17 Nr. 2 steht in der langen Reihe der Virtuosenstücke, wie sie seit Czerny oder Schumann, artverwandt mit den Etüden, die Klavierliteratur bereichern. Der japanische Pianist macht in seiner spannenden Wiedergabe deutlich, dass das brillante Werk neben Anklängen an Bach und Liszt die Qualität eines eigengeprägten Charakterstücks besitzt. Virtuosität im Sinne von Liszt ist auch bei Dohnányis Transkription des Coppélia-Walzers von Léo Delibes gefragt. Dem Pianisten gelingt hier eine zugleich elegante und tänzerische Version, bei der die Verzierungen mit unaufdringlicher Leichtigkeit serviert werden.
Das in die Hülle fest eingebundene Beiheft gibt auf Deutsch, Englisch und Japanisch über den Pianisten und die Werke genaue Auskunft.
Prof. Klaus Trapp [13.09.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Ernst von Dohnányi | ||
1 | 5 Humoresken in Form einer Suite op. 17 | 00:04:29 |
Franz Schubert | ||
2 | 12 Walzer op. 77 D 969 (Valses nobles) | 00:10:27 |
3 | Valse noble | 00:07:38 |
4 | Klaviersonate a-Moll op. 42 D 845 | 00:35:52 |
Léo Delibes | ||
8 | Coppélia Waltz (Valse lente) | 00:06:22 |
Interpreten der Einspielung
- Takashi Yasunami (Klavier)