Close Encounters
Rui Lopes Bassoon
Prospero Classical PROSP 0057
1 CD • 76min • 2021
02.06.2023
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der in Basel lebende Portugiese Rui Lopes begann erst als Achtzehnjähriger mit dem Fagott. Dennoch hat er es weit gebracht, wurde von der New York Times als „außerordentlich begabt“ gelobt und erhielt den Ersten Preis beim Musikwettbewerb im portugiesischen Estoril. Beim Meister-Fagottisten Sergio Azzolini erlernte Lopes die Finessen der historischen Aufführungspraxis; er widmet sich aber auch der zeitgenössischen Musik, dem Tango und dem Fado. Sein außerordentlich breites Repertoire demonstriert er auf seiner zweiten CD, die den Titel „Close Encounters“ trägt. Die Bandbreite dieser Begegnungen reicht von dem Schweizer Beethoven-Zeitgenossen Édouard Du Puy über den Jazzer Wynton Marsalis bis hin zu Astor Piazzolla. Unter den sechs Stücken finden sich vier Ersteinspielungen.
Klassik, Jazz und Tango
Rui Lopes lässt sich hier vom Gringolts Quartet begleiten, zu dem sich zuweilen noch ein Kontrabass gesellt. Es handelt sich um eine aparte Besetzung, welche die Klangschönheit des Fagotts zum Leuchten bringt. Verschmelzen können die so unterschiedlichen Klänge jedoch kaum; das Fagott behält meist eine solistische Rolle.
Das ist im geistreichen Quintett von Du Puy der Fall, wo Lopes im virtuos hüpfenden Rondo über dreieinhalb Oktaven hinweg brilliert. Die halsbrecherische Fagott-Sonate von Camille Saint-Saëns wiederum gewinnt im Arrangement mit Streichquartett eine geradezu orchestrale Klangfülle.
Zwei Werke entstanden eigens für den Fagottisten: Die Geigerin Helena Winkelman hat Rui Lopes ihre mal meditativen, mal funkigen Szenen für Fagott und Streichquartett gewidmet. Marcelo Nisinman schrieb ihm ein temperamentvolles Tango-Stück auf den Leib. Und von Wynton Marsalis wurde Lopes für die Ersteinspielung des dreisätzigen Meelaan persönlich in die Feinheiten von dessen jazziger Klangsprache eingewiesen.
Außergewöhnliche Vielseitigkeit
Ein bestimmtes Konzept hat das Album nicht. Rui Lopes bekennt, dass er sich von seinem Gefühl leiten ließ und einfach Werke auswählte, die ihm besonders am Herzen liegen. Fünf Jahre hat er an diesem Projekt gearbeitet. Das Resultat demonstriert enorme spieltechnischen Fähigkeiten und außerordentliche Vielseitigkeit. Auch klanglich lässt die Aufnahme, die im Züricher Studio des Schweizer Radios entstand, nichts zu wünschen übrig.
Antje Rößler [02.06.2023]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Édouard Du Puy | ||
1 | Quintett a-Moll für Fagott und Streichquartett | 00:20:01 |
Wynton Marsalis | ||
4 | Meelaan für Fagott und Streichquartett | 00:12:14 |
Helena Winkelmann | ||
7 | Gott-Fa (Zwei Szenen für Fagott und Streichquartett) | 00:18:05 |
Marcelo Nisinman | ||
9 | Rui's Tango für Fagott und Streichquintett | 00:09:33 |
Camille Saint-Saëns | ||
12 | Sonate G-Dur op. 168 für Fagott und Klavier (arr. für Fagott und Streichquartet: Wolfgang Renz) | 00:12:43 |
Astor Piazzolla | ||
15 | Tango-Étude Nr. 3 (arr. für Fagott und Streichquintett: Roger Helou) | 00:03:41 |
Interpreten der Einspielung
- Rui Lopes (Fagott)
- Gringolts Quartet (Streichquartett)
- Ruslan Lutsyk (Kontrabass)