Sophie Dervaux & Mozarteumorchester Salzburg
Mozart Hummel Vanhal
Berlin Classics 0302341BC
1 CD • 59min • 2021
15.05.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Das moderne Fagott, wie wir es heute kennen, gibt es erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts. Vorher wies es zahlreiche Mängel auf, die sich bei einem Instrument dieser Größe u. a. aus der Positionierung der Grifflöcher und die Länge der Klappen ergab. Entsprechend gering ist die Anzahl der Solokonzerte der klassisch-romantischen Epoche. Als Standardwerke im Repertoire finden sich nur die Konzerte von Mozart, Hummel und Weber. Ihre Entstehung verdanken sie Virtuosen, die es seinerzeit dank ihrer Meisterschaft verstanden, die Mängel des Instrumentes zu überwinden.
Zwei Hits und eine Neuentdeckung
Neben den beiden Fagott-Hits von Mozart und Hummel glänzt das Programm mit der Ersteinspielung eines Fagottkonzertes von Johann Baptist Vanhal. Das dreisätzige Werk erweist sich als gleichermaßen attraktiv wie die Konzerte von Mozart und Hummel, und man fragt sich, warum es von den Fagottisten bislang so stiefmütterlich behandelt wurde. Das gilt übrigens auch für ein erstes Konzert Vanhals in gleicher Tonart, dessen Erstaufnahme von Milan Turkovic aus dem Jahre 1970 bis heute keine Nachfolger fand.
Außergewöhnliche Solistin
Die Karriere von Sophie Dervaux ist bemerkenswert: Nach Studien in ihrem Heimatland Frankreich kommt sie zur Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker (Karajan-Akademie) und schafft es von dort sofort als Kontrafagottistin zu den Philharmonikern. Seit 2015 ist sie Solofagottistin der Wiener Philharmoniker, was für ihre außergewöhnlichen Qualitäten spricht, denn traditionell ist besonders der Bläsersatz des Orchesters ein reiner „Familienbetrieb“, das heißt es finden sich über Generationen häufig die gleichen Namen, ansonsten rekrutiert sich der Nachwuchs aus Wiener Ausbildungsstätten.
Dervaux ist das Kunststück gelungen, das dunkel-samtige Timbre und die Flexibilität des Vibrato-armen Wiener Tonideals mit einer ganz eigenen Note zu verbinden. Ihr gelingt es in außergewöhnlicher Weise, das Instrument in allen Registern und in schwierigsten Passagen gleichermaßen schön singen zu lassen. Die Vielfalt ihrer dynamischen Abstufungen sind geradezu atemberaubend und lassen alle Schwierigkeiten des von Natur aus so störrischen Instrumentes vergessen.
Das ist dann doch eine andere Klasse als die des begleitenden Mozarteumorchesters Salzburg. Die mitreißende Musikalität der Solistin, die zudem auch als Dirigentin fungiert, überträgt sich zwar hörbar auf die Musiker, ihre Tonkultur wird jedoch nicht erreicht. In den Ecksätzen des Vanhal-Konzerts lärmen zudem die zusätzlich besetzten Trompeten und Pauken allzu derb. Abgesehen davon gilt die ausdrückliche Empfehlung für dieses fulminante Fagott-Feuerwerk.
Holger Arnold [15.05.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
1 | Fagottkonzert B-Dur KV 186e KV 191 | 00:16:25 |
Johann Nepomuk Hummel | ||
4 | Grand Concerto F-Dur für Fagott | 00:22:21 |
Johann Baptist Vanhal | ||
7 | Konzert C-Dur für Violoncello und Orchester | 00:20:06 |
Interpreten der Einspielung
- Sophie Dervaux (Fagott)
- Mozarteumorchester Salzburg (Orchester)