Georg Caspar Schürmann
Jason
cpo 555 339-2
2 CD • 1h 49min • 2019
07.04.2022
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was die Musikwissenschaft bei Barock-Opern vornehm ein „Pasticcio“ nennt, ist vulgo einfach ein Flickwerk oder Mischmasch. Das stellt auch diese Oper mit dem Titel Jason oder Die Eroberung des Goldenen Vließes dar. Der Komponist Georg Caspar Schürmann (1672-1751) hat es für das Hamburger Gänsemarkttheater komponiert, dabei auch Arien aus anderen Opern anderer Komponisten verwendet. Das barockwerk hamburg hat seinerseits dieses Pasticcio bearbeitet und auf circa zwei Stunden gekürzt. So stehen jetzt deutsche und italienische Arien, Zwischenmusiken aus zwei anderen Schürmann-Opern und ein deutsch singendes komisches Paar, das am Schluss dann doch italienisch singt, nebeneinander. Das Hamburger Publikum hatte seinerzeit soviel Vergnügen an der Oper, dass immerhin 31 Aufführungen gegeben werden konnten. Dieses Vergnügen kann man beim Anhören durchaus teilen.
Charmante Musik liebevoll in Szene gesetzt
Das barockwerk hamburg unter der hochanimierenden Leitung von Ira Hochmann hat diese ausgesprochen charmante Musik mit viel Liebe und hörbarer Hingabe in Szene gesetzt – so dass man die vertonten Szenen mit den vielen Verwandlungen vor Augen hat. Da wimmelt es vor giftspeienden Drachen, feuerschnaubenden Ochsen, Schlangenzähnen, aus denen Krieger wachsen, die sich sofort gegenseitig meucheln, Zaubergärten, die schnell wieder verschwinden, griechischen Göttern und heldenhaften Königinnen und Prinzessinnen, die blitzschnell in Liebesflammen stehen.
Abwechslungsreiche Arien
Da wechseln sich eine kampflustige Arie des Jason mit einer furiose Bass-Rache-Arie des Königs Eeta ab mit einer bezaubernden Einschläferungs-Arie der Medea, die so den Drachen bezwingt, eine quälende Eifersuchts-Arie wird durch dunkle Fagott-Töne charakterisiert, Medeas Hoffnungs-Arie durch die sich in die Höhe schraubende Solo-Violine. Das Komiker-Paar liefert sich immer ohne Dacapo in oft hüpfenden Tanzrhythmen Liebes-Wort-Gefechte – nur, dass Sarfax, Medeas buckliger Zauber-Diener, eigentlich zu schön singt für seine Rolle (Mirko Ludwig). Pallas Athene darf dafür mit mädchenhaft hellem Sopran gefallen (Santa Karnite).
Jubelchor wie von Bach komponiert
Das Orchester spielt höchst schwungvoll auf, in manchen Zwischenmusiken durchaus stürmisch-furios, der Eingangschor hört sich wie ein von Johann Sebastian Bach komponierter Jubelchor an, in dem vor allem die Soprane überschwänglich mittun. Alle Sänger artikulieren konsonantensprühend und -trennend genau, so hat man noch mehr Vergnügen an dem Libretto (ebenfalls von Schürmann), das immer umstandslos schnell zur Sache kommt.
Die Aufnahme selber in der Christuskirche von Hamburg-Othmarschen ist so gestaltet, dass sich ein wirklicher Bühnen-Raumklang entfaltet, der das szenische Vorstellungsvermögen nochmal unterstützt. Nur zu gern würde man diese Oper, vielleicht leicht ironisch inszeniert, mal auf einer Bühne sehen.
Rainer W. Janka [07.04.2022]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Georg Kaspar Schürmann | ||
1 | Jason oder Die Eroberung des Goldenen Vließes | 01:48:42 |
Interpreten der Einspielung
- Hanna Zumsande (Medea - Sopran)
- Santa Karnīte (Pallas - Sopran, Phoebus - Sopran)
- Catherina Witting (Filaura - Sopran)
- Geneviève Tschumi (Hissifila - Mezzosopran)
- Mirko Ludwig (Sarfax - Tenor)
- Andreas Heinemeyer (Jason - Baß, Stiro - Baß, Eine Stimme - Baß)
- Konstantin Heintel (Eeta - Baß, Geist des Phryxus - Baß)
- Ralf Grobe (Assirtus - Baß)
- barockwerk hamburg (Ensemble)
- Ira Hochmann (Dirigentin)