150 Jahre Oskar Böhme
Dresden - Sankt Petersburg
Thorofon CTH2670
1 CD • 64min • 2020
14.03.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Viele seiner Werke erklingen auf der ganzen Welt. Und doch kennt kaum jemand den Namen dieses großen Trompetenvirtuosen um die Wende vom 19. Zum 20. Jahrhundert: Oskar Böhme (1870-1938). Wie viele seiner Kollegen wurde der gebürtige Dresdener von der berühmten Trompetenschule in St. Petersburg angezogen und machte sich dort ab 1898 als Solist und Komponist einen guten Namen. Auch nahm er die russische Staatsbürgerschaft an, wurde aber trotzdem Oper des Stalin-Terrors und 1938 in Orenburg hingerichtet. Die Nachwelt schwieg den Namen Böhmes lange Zeit tot. Und das, obwohl der Deutsch-Russe als Mitbegründer der sowjetischen Blechbläserschule gilt.
Deutsche Romantik und russisches Kolorit
Böhmes Trompetenkonzert f-Moll op. 18 gehört heute zum Standardrepertoire, ist es doch das einzig authentische Werk seiner Gattung der sogenannten romantischen Ära. In ihm mischen sich deutsche Romantik und russisches Kolorit mit einer begeisternden Virtuosität, die aber nie zum Selbstzweck verkommt. Tatsächlich gehört das Konzert zum Schwersten und Anspruchsvollsten, was jemals für Trompete geschrieben wurde. Das hört man dieser zum 150. Geburtstag Oskar Böhmes veröffentlichten Einspielung durchaus an, beispielsweise im halsbrecherischen Final-Rondo. Insgesamt fehlt mir eine gewisse Lockerheit; auch könnte die Wiedergabe etwas gespannter sein. Trotzdem liefern Helmut Fuchs, seit 2016 Solotrompeter der Sächsischen Staatskapelle Dresden und seine Partnerin am Flügel Lilly Zhang-Sowa eine Interpretation ohne Fehl und Tadel ab, die neben Stilsicherheit, Lebendigkeit und überzeugendem Ausdruck vor allem von der faszinierenden Tongebung Helmut Fuchs‘ lebt; ob in kantablen oder aberwitzig virtuosen Passagen – er trifft einfach immer den richtigen Ton. Das gilt auch für die folgenden, recht facettenreichen Miniaturen, die sich alle der gehobenen Salonmusik zurechnen lassen. Neben bekannten Stücken wie dem Russischen Tanz, La Napolitaine oder der Soirée de St. Petersburg (mit Johanna Schellenberger an der Harfe) finden sich sehr atmosphärische Neuentdeckungen und Ersteinspielungen. So elegant sich diese auch geben mögen, stellen sie doch höchste Anforderungen an den Solisten, die Helmut Fuchs mit einer perfekten Atemstütze und einem makellosen Ansatz geradezu spielerisch meistert. Hier scheinen er und Lilly Zhang-Sowa ganz in ihrem Element zu sein. Ihre Gestaltungskunst lässt keinen Wunsch offen. Allerdings klingt der Flügel insgesamt sehr gedeckt; für meinen Geschmack tritt er klanglich und dynamisch zu häufig und zu sehr hinter die Trompete zurück – schade.
Christof Jetzschke [14.03.2021]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Oskar Wilhelmowitsch Böhme | ||
1 | Konzert f-Moll op. 18 für Trompete und Klavier | 00:15:33 |
4 | Liebeslied op. 22 Nr. 2 | 00:03:45 |
5 | Russischer Tanz op. 32 (Konzertsatz für Trompete und Orchester) | 00:05:28 |
6 | Soirée de St. Petersbourg op. 23 (Romanze) | 00:05:09 |
7 | Entsagung op. 19 (Romanze) | 00:03:04 |
8 | Ballet Scene op. 31 | 00:08:02 |
9 | La Napolitaine - Tarantelle B-Dur op. 25 (Konzertsatz für Cornet à Pistons und Orchester) | 00:04:05 |
10 | Berceuse op. 7 | 00:03:49 |
11 | Souvenir de St. Petersbourg (Polka Brillante) | 00:07:17 |
12 | Serenade op. 22 Nr. 1 | 00:02:40 |
13 | Im süßen Zauber op. 16 für Kornett und Klavier | 00:02:48 |
14 | Im süßen Zauber op. 16 für Gesang und Klavier | 00:02:23 |
Interpreten der Einspielung
- Helmut Fuchs (Cornet à Piston)
- Lilly Zhang-Sowa (Klavier)
- Johanna Schellenberger (Harfe)
- Sebastian Fuchsberger (Tenor)