Georg Philipp Telemann
Christmas Cantatas III
cpo 555 396-2
1 CD • 69min • 2020
12.10.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Über 1700 Kantaten hat der so überaus fleißige Georg Philipp Telemann komponiert. Vier daraus sind auf dieser CD versammelt, zwei für den 1. Adventssonntag (der CD-Titel trennt da nicht zwischen Advent und Weihnachten – wie so viele) und zwei für den 1. Weihnachtsfeiertag. Dem Booklet-Lob (Klaus Winkler) ist zuzustimmen: „Die hier aufgenommenen Kantaten zeugen von der gestalterischen Kraft Telemanns. Es handelt sich um musikalische Einode (er meint wohl: Kleinode), die durch ihren melodischen Einfall und ihren musikalischen Duktus überzeugen…“
Sinnfällige musikalische Text-Illustrationen
Dabei illustrieren vor allem die Arien sinnfällig-genau den Text: Das „jauchzende Gedränge“ in der Kantate Was für ein jauchzendes Gedränge ereignet sich in stürmisch voranjagenden Geigenfiguren, wenn im Text der Fuß des Erzählers „unbeweglich steht“, stockt förmlich die Musik. Die Aufforderung „Fort, ihr Sünden“ klingt in den wedelnd-herabstürzenden Geigenfiguren geradezu wie eine wegwischende Handbewegung. Und sehr hübsch sind in der Arie Die gekräuselten Töne (Track 12) die mit Verzierung geschmückten Flöten-Girlanden aus Triolen und Sechzehntel – obwohl der gesungene Text diese charmanten Töne eigentlich als „schlechten und verachteten Klang“ abstraft: Das Böse hat wohl immer mehr Anziehungskraft als das Gute… Und hübsch sind auch die Echo-Wirkungen im Ruf-Duett der Kantate Verirrte Sünder, kehrt, ach, kehret um, das von einem bewegten Duett beantwortet wird. Und natürlich hört man, wenn der Bass vor der Tür steht und anklopft (Siehe, ich stehe vor der Tür), die Klopftöne im Orchester und der Bass singt mit abgerissenen Tönen.
Hocherfreuende Gesangsleistungen der Solisten
Michael Alexander Willens wählt insgesamt flüssige Tempi, alles wird hervorragend genau und lebendig von der Kölner Akademie artikuliert, Willens könnte aber die rhythmische Akzentuierung öfter so tänzerisch gestalten wie in der prachtvollen Sinfonia zu Beginn der Kantate Da die Zeit erfüllet war. Alle Solisten bilden auch den homogenen, wirklich chorisch singenden, Chor, auch für die Choräle wählt Willens flotte Tempi.
Hocherfreuend sind die Leistungen der Gesangssolisten: Klar und beweglich singt die Altistin Carola Günther, weihnachtlich hellklar und unbeschwert-fröhlich jubelnd die Sopranistin Hanna Herfurtner. Stilistisch sicher ist Peter Kooij, der seinen Bass sauber und leicht führt, in seiner Artikulation Konsonant von Konsonant trennt und trotzdem in der Gesangslinie bleibt. Nur seine Arie Eilt zu, ruft laut aus der gleichnamigen Kantate könnte genauso eindringlich rufend und appellativ sein wie die Arie Verzaget, gequälte Seelen aus der Kantate Da aber die Zeit erfüllet war, in der er ein brüllendes Ungeheuer beschwört. Am besten gefällt dem Rezensenten Mirko Ludwig, dessen Tenor voll natürlichem Schmelz und frischem Timbre vor Sanges- und Siegesfreude erstrahlt, der deutlich deklamiert und präzise artikuliert.
Rainer W. Janka [12.10.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
0 | ||
Georg Philipp Telemann | ||
1 | Was für ein jauchzendes Gedränge TWV 1:1509 (Kantate zum 1. Advent) | 00:17:15 |
10 | Eilt zu, ruft laut, ihr längst verlangten Boten TWV 1:1419 (Kantate zum 1. Advent) | 00:16:46 |
19 | Verirrte Sünder, kehrt, ach, kehret um TWV 1:1469 (Kantate zum 2. Weihnachtstag) | 00:14:41 |
26 | Da aber die Zeit erfüllet war TWV 1:154 (Kantate zum 2. Weihnachtstag) | 00:20:12 |
Interpreten der Einspielung
- Hanna Herfurtner (Sopran)
- Carola Günther (Alt)
- Mirko Ludwig (Tenor)
- Fabian Strotmann (Tenor)
- Peter Kooij (Bass)
- Die Kölner Akademie (Ensemble)
- Michael Alexander Willens (Dirigent)